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Commissario Montalbano 07 - Das kalte Lächeln des Meeres

Commissario Montalbano 07 - Das kalte Lächeln des Meeres

Titel: Commissario Montalbano 07 - Das kalte Lächeln des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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Nini im Dunkeln die Tore schloss. Dann gingen wir zusammen die Treppe rauf -«
    »Welche Treppe?«
    »Die Villa besteht doch aus Erdgeschoss und erstem Stock. In das Obergeschoss, das Nini gemietet hat, gelangt man seitlich über eine Außentreppe.«
    »Warte mal. Hatte er denn nicht die ganze Villa gemietet?«
    »Nein, nur den ersten Stock.«
    »Und es gibt zwischen erstem Stock und Erdgeschoss keine Verbindung?«
    »Doch. Es gibt, zumindest sagte Nini das, eine Tür, die zu einer Innentreppe führt. Aber den Schlüssel zu dieser Tür hatte der Hausbesitzer.«
    »Dann kennst du von dieser Villa nur das Obergeschoss?«
    »Genau. Wir gingen also die Treppe hinauf und direkt ins Schlafzimmer. Nini war zwanghaft: Wenn wir in einem Zimmer das Licht einschalteten, versicherte er sich jedes Mal, dass es auch nicht nach außen drang. Nicht nur die Fensterläden waren geschlossen, vor jedem Fenster hing auch noch ein schwerer Vorhang.«
    »Erzähl weiter.«
    »Wir zogen uns aus und liebten uns. Lange.«
    Wumm. Das war kein Stich mehr, sondern ein regelrechter Dolchstoß.
    »Als ich mich dann nicht mit ihm treffen konnte, begann ich über diese Geschichte nachzudenken. Als Erstes fiel mir auf, dass ich nie Lust hatte, bei ihm zu schlafen, eine ganze Nacht bei ihm zu bleiben. Wenn wir unsere Zigarette danach rauchten, sah ich an die Decke, er ebenfalls.
    Wir redeten nicht, wir hatten uns nichts zu sagen. Diese Fenstergitter …«
    »Die Fenster waren vergittert?«
    »Alle. Auch im Erdgeschoss. Mit diesen Gittern, die ich trotz der Vorhänge immer vor Augen hatte, fühlte ich mich wie im Gefängnis . Manchmal stand er auf und sprach an seinem Funk -«
    »Wie bitte? An welchem Funk denn?«
    »Er war Amateurfunker, zumindest sagte er das. Er sagte, der Funk hätte ihm auf See oft Gesellschaft geleistet, und seitdem … Er hatte eine große Anlage im Salon …«
    »Hast du ihn da sprechen gehört?«
    »Ja, aber ich habe nichts verstanden … Er sprach oft arabisch oder so was. Nach einer Weile zog ich mich an und ging. Ich begann mir also Fragen zu stellen und kam zu dem Schluss, dass die Geschichte sinnlos war und sowieso schon zu lange gedauert hatte. Ich bin dann ich nicht mehr hingefahren.«
    »Hatte er deine Handynummer?«
    »Ja.«
    »Hat er dich manchmal angerufen?«
    »Ja, klar. Wenn ich später oder früher als vereinbart kommen sollte.«
    »Und du hast dich nicht darüber gewundert, dass er sich nicht mehr gemeldet hat, nachdem du nicht zu der Verabredung gekommen warst?«
    »Doch, eigentlich schon. Aber als er nicht anrief, dachte ich, besser so.«
    »Jetzt versuch dich mal genau zu erinnern. Hast du sonst wo im Haus nie Geräusche gehört?«
    »Was heißt ›sonst wo im Haus‹? Meinst du, in den anderen Zimmern?«
    »Nein, im Erdgeschoss.«
    »Was für Geräusche meinst du?«
    »Keine Ahnung, Stimmen, Laute .   vorfahrende Autos -«
    »Nein. Im Erdgeschoss wohnte niemand.«
    »Wurde er oft angerufen?«
    »Wenn wir zusammen waren, schaltete er die Handys aus.«
    »Wie viele hatte er denn?«
    »Zwei. Eins war ein Satellitentelefon. Wenn er sie wieder einschaltete, kam fast sofort ein Anruf.«
    »Sprach er immer arabisch oder was das auch war?«
    »Nein, manchmal auch italienisch. Aber dann ging er aus dem Zimmer. Es interessierte mich auch nicht besonders, was er redete.«
    »Und welche Erklärung hatte er für dich?«
    »Wofür?«
    »Für diese ganzen Anrufe.«
    »Warum hätte er mir irgendwas erklären sollen?«
    Auch wieder wahr.
    »Weißt du, ob er Freunde in der Gegend hatte?«
    »Ich habe nie jemanden gesehen. Ich glaube nicht. Keine Freunde zu haben kam ihm entgegen.«
    »Wieso?«
    »Als er ausnahmsweise mal über sich sprach, erzählte er, dass sein Tanker auf der letzten Fahrt einen schweren Umweltschaden verursacht hatte. Ein Prozess wurde geführt, und die Reederei hatte ihm geraten, für eine Weile zu verschwinden. Und das erklärte alles - dass er nie das Haus verließ, die einsame Villa und so weiter.«
    Angenommen, er hat Ingrid die Wahrheit erzählt - überlegte der Commissario -, dann ist trotzdem nicht zu verstehen, warum Lococo-Errera ein solches Ende gefunden hat. Hat vielleicht sein Reeder ihn umbringen lassen, damit er nicht aussagen kann? Quatsch! Dieser Mord hat sicher einen obskuren Hintergrund, und nach Ingrids Beschreibung war der Mann nicht unbedingt jemand, der nichts zu verbergen gehabt hätte; das Motiv aber war woanders zu suchen.
    »Ich finde, ich habe einen Schluck Whisky verdient,

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