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Commissario Montalbano 07 - Das kalte Lächeln des Meeres

Commissario Montalbano 07 - Das kalte Lächeln des Meeres

Titel: Commissario Montalbano 07 - Das kalte Lächeln des Meeres Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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ich Ihnen gleich.«
    »Ich weiß. Und ich bin dir dankbar.«
    Doch Fazio blieb sitzen.
    »Und heute Abend?«, fragte er.
    Der Commissario begriff im Nu und schaute drein wie ein Unschuldslamm.
    »Was meinst du?«
    »Wo soll Marzilla um halb elf diesen Mann abholen?«
    Montalbano sagte es ihm.
    »Und was machen Sie?«
    »Ich? Was soll ich schon machen? Nichts.«
    »Dottore, Sie kommen mir doch nicht auf irgendwelche Schnapsideen?«
    »Aber nein, keine Sorge!«
    »Na ja«, meinte Fazio und stand auf.
    An der Tür blieb er stehen und wandte sich um.
    »Dottore, wenn Sie wollen, ich hätte heute Abend Zeit und könnte -«
    »Mensch, du nervst! Du bildest dir nur was ein!«
    »Ich kenn Sie doch«, murmelte Fazio, als er die Tür öffnete und ging.
    »Schalt sofort den Fernseher an!«, befahl er Enzo, als er in die Trattoria kam.
    Der sah ihn erstaunt an.
    »Wie bitte! Wenn Sie sonst reinkommen und der Fernseher ist an, soll er aus sein, und jetzt, wo er aus ist, soll er an sein?«
    »Du kannst den Ton wegnehmen«, gestand Montalbano ihm zu.
    Nicolo Zito hielt Wort. In den Nachrichten (zwei Lastzüge waren aufeinander geprallt, ein Haus war eingestürzt, ein Mann hatte einen eingeschlagenen Schädel, ohne dass man recht verstand, wie das zugegangen sein sollte, ein Auto war in Flammen aufgegangen, ein Kinderwagen auf der Straße umgekippt, eine Frau raufte sich die Haare, ein Arbeiter war vom Gerüst gestürzt, ein Typ in einer Bar erschossen worden) erschien irgendwann das Foto von Errera mit Schnauzbart. Und damit hatte Beba grünes Licht für ihren Auftritt. Allerdings war Montalbano nach all diesen Bildern der Appetit vergangen. Bevor er ins Büro zurückfuhr, machte er einen Trostspaziergang bis zum Leuchtturm.
    Die Tür knallte an die Wand, der Putz bröselte herunter, Montalbano zuckte zusammen, Catarella erschien. Ritual abgespult.
    »Scheiße noch mal! Irgendwann bricht noch das ganze Haus zusammen!«
    »Ich bitte für Verständnis und Verzeihung, Dottori, aber wenn ich bei Ihnen vor der Tür steh, dann bin ich immer so aufgeregt und dann rutscht mir die Hand aus.«
    »Aber was regt dich denn so auf?«
    »Alles, was mit Ihnen was zu tun hat, Dottori.«
    »Was wolltest du denn?«
    »Ponzio Pilato ist da.«
    »Lass ihn rein. Und keine Anrufe!«
    »Auch nicht vom Signori Questori?«
    »Auch nicht.«
    »Auch nicht von Signorina Livia?«
    »Catare, ich bin für niemanden zu sprechen, hast du das jetzt begriffen, oder brauchst du Nachhilfe?«
    »Ich hab's begriffen, Dottori.«

Vierzehn
    Montalbano wollte aufstehen, um den Journalisten zu empfangen, verharrte aber erstaunt auf halber Höhe. Denn in der Tür war etwas erschienen, was er im ersten Moment für einen wandelnden Strauß Schwertlilien hielt. Doch es handelte sich um einen etwa fünfzigjährigen Mann, der von Kopf bis Fuß in Blau und Violett gekleidet war, eine Art Mops, rundes Gesicht, rundes Bäuchlein, runde Brille, rundes Grinsen. Nur der Mund war nicht rund, die Lippen waren so dick und rot, dass sie künstlich wirkten, wie gemalt. In einem Zirkus hätte er als Clown bestimmt großen Erfolg gehabt. Er sauste herein wie ein Brummkreisel und reichte Montalbano die Hand. Der musste sich, um sie zu drücken, mit dem Bauch über den Schreibtisch lehnen.
    »Setzen Sie sich.«
    Der Schwertlilienstrauß setzte sich. Montalbano glaubte seiner Nase nicht zu trauen: Der Mann roch sogar nach Schwertlilien. Im Stillen fluchend, machte sich der Commissario darauf gefasst, eine ganze Stunde zu verlieren.
    Oder auch nicht, ihm würde schon irgendeine Ausrede einfallen, um ihn wieder loszuwerden. Ja, am besten leitete er das sofort in die Wege.
    »Sie müssen entschuldigen, Signor Pilato …«
    »Melato.«
    Dieser verfluchte Catarella!
    »- Melato, aber heute ist es wirklich sehr ungünstig. Ich habe überhaupt keine Zeit für -«
    Der Journalist hob sein Händchen, und der Commissario wunderte sich, dass es nicht violett, sondern rosa war.
    »Ja, natürlich. Ich bin auch gleich wieder weg. Ich wollte mit einer Frage beginnen -«
    »Nein, gestatten Sie, dass ich diese Frage stelle: Warum und worüber wollen Sie mit mir sprechen?«
    »Nun, Commissario, neulich abends war ich unten am Kai, als zwei Patrouillenboote der Marine Leute an Land brachten . Und dort habe ich Sie gesehen.«
    »Ah, darum geht es.«
    »Ja. Und ich habe mich gefragt, ob jemand wie Sie, ein berühmter Ermittler, zufällig -«
    Das war ein Eigentor. Wenn man Montalbano lobte, ihm ein Kompliment machte,

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