Commissario Montalbano 09 - Die dunkle Wahrheit des Mondes
sehen.«
Galluzzo wunderte sich nicht, er wusste, dass der Commissario und der alte Einbrecher sich mochten, auf ihre Art waren sie Freunde.
»Ich soll ihm lediglich Ihre Grüße überbringen?«
»Nein, zeig ihm auch diesen Schlüssel.« Er nahm ihn und reichte ihn Galluzzo.
»Lass dir erzählen, was für ein Schlüssel das ist und was man seiner Meinung nach damit öffnen kann.«
»Na ja!«, sagte Galluzzo nachdenklich. »Das ist ein moderner Schlüssel.«
»Na und?«
«Orazio ist alt und er arbeitet seit Jahren nicht mehr.«
»Keine Sorge, ich weiß, dass er sich immer auf dem Laufenden hält.«
Während der Schlaf ihn wieder übermannte, tauchte Fazio unerwartet mit einer Plastiktüte in der Hand auf. »Bist du einkaufen gegangen?«
»Nicht doch, Dottore, ich bin nach Montelusa gefahren, um mir von der Spurensicherung das aushändigen zu lassen, was Sie haben wollten. Es ist alles hier drin.« Er stellte die Tüte auf den Schreibtisch. »Und ich will Ihnen auch sagen, dass ich mit der Telefongesellschaft gesprochen habe. Ich habe die Genehmigung erhalten. Die sagten, dass sie versuchen herauszufinden, von welchen Apparaten die Anrufe gekommen sind.«
»Und alles Wissenswerte über Angelo Pardo und Emilio Sclafani?«
»Dottore, leider bin ich nicht der Allmächtige. Ich kann nur jeweils eine Sache erledigen. Jetzt mach ich mal die Runde und informiere mich ein bisschen. Ach, ich wollte Ihnen noch etwas sagen. Drei.«
Und er zeigte Montalbano den Daumen, den Zeigefinger und den Mittelfinger der rechten Hand. Montalbano sah ihn an, als wäre er unter die Türken gefallen.
»Drehst du jetzt durch? Was bedeutet drei? Willst du jetzt Mora spielen?«
»Dottore, erinnern Sie sich an den Jungen, der an einer Überdosis gestorben ist? Und erinnern Sie sich, dass ich Ihnen gesagt habe, dass auch der Ingegnere Fasulo, obwohl die Sache als Infarkt deklariert wurde, durch Drogen gestorben ist?«
»Ja, ich erinnere mich. Und wer ist der Dritte?«
»Senator Nicotra.«
Montalbanos Mund nahm die Form eines O an. »Willst du mich auf den Arm nehmen?«
»Keineswegs, Dottore. Es war doch bekannt, dass der Senator mit Drogen zu tun hatte. Gelegentlich schloss er sich in seine Villa ein und ging dann drei Tage auf seinen Trip. Diesmal hatte er offensichtlich vergessen, die Rückfahrkarte zu lösen.«
»Ist das denn sicher?«
»Wie das Amen in der Kirche.«
»Stell dir das vor! Einer, der immer nur von Moral und Sittlichkeit redete! Sag mir eins: Als ihr zu dem Jungen gegangen seid, habt ihr da das übliche Zeug gefunden, Schnur, Spritze?«
»Jaja, Dottore.«
»Bei Nicotra muss es sich um anderen Stoff gehandelt haben, vielleicht auch schlecht verschnitten. Aber ich versteh von diesen Dingen nichts. Jedenfalls, Friede seiner Seele.«
Als Fazio das Zimmer verließ, wäre er an der Tür fast mit Augello zusammengeprallt.
»Mimi! Wie schön! Glücklich die Augen, die dich sehen!«
»Lass es gut sein, Salvo, jetzt sind es zwei Nächte hintereinander, die ich nicht schlafe.«
»Ist der Kleine krank?«
»Nein, aber er schreit immer. Ohne Grund.«
»Das behauptest du.«
»Aber wenn die Ärzte doch …«
»Vergiss die Ärzte. Man sieht doch, dass der Kleine nicht einer Meinung mit euch war, als es darum ging, ob er auf die Welt kommen sollte. Und wenn man bedenkt, wie die Welt ist, kann ich ihn durchaus verstehen.«
»Hör um Himmels willen auf, witzig zu sein. Ich wollte dir berichten, dass mich der Polizeipräsident vor fünf Minuten angerufen hat.«
»Was kümmert mich denn dein Liebesgeflüster am Telefon? Inzwischen seid ihr, Bonetti-Alderighi und du, doch so eng wie das Hemd mit dem Arsch, nur dass ich noch nicht ganz verstanden habe, wer der Arsch ist und wer das Hemd.«
»Hast du jetzt genug Luft abgelassen? Darf ich reden? Ja? Der Polizeipräsident hat mir gesagt, dass morgen Vormittag gegen elf Uhr Commissario Liguori zu uns kommen wird.«
Montalbanos Laune verdüsterte sich. »Das Arschloch von der Drogenfahndung?«
»Das Arschloch von der Drogenfahndung.«
»Und was will er hier?«
»Ich weiß es nicht.«
»Ich will ihn hier nicht mal als Konterfei sehen.«
»Eben deshalb bin ich ja gekommen, um dir Bescheid zu sagen. Morgen Vormittag ab elf Uhr lässt du dich hier nicht blicken. Ich rede mit ihm.«
»Ich danke dir. Grüß mir Beba.«
Er rief Michela Pardo an. Er wollte sie nicht nur treffen, weil er ihr ein paar Fragen stellen musste, sondern auch, um herauszufinden, ob sie etwas aus der
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