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Commissario Montalbano 09 - Die dunkle Wahrheit des Mondes

Commissario Montalbano 09 - Die dunkle Wahrheit des Mondes

Titel: Commissario Montalbano 09 - Die dunkle Wahrheit des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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Meter entfernt einschlug. Kaum war er in Marinella angekommen, fing er an, Elenas Briefe an Angelo zu lesen. Alle drei hatten sie den gleichen Aufbau, unterteilt in zwei Einheiten. Der erste Teil bestand aus einer Art erotisch-leidenschaftlichen Deliriums. Elena musste die Briefe unmittelbar nach einem besonders feurigen Treffen geschrieben haben, sie erinnerte mit ausschweifenden Detaildarstellungen an das, was sie angestellt hatten, und wie sehr, wie sehr sie das wunderbar lange Trik-trok genoss, das Angelo an ihr vollführte.
    Hier hielt Montalbano ratlos inne. Obwohl er durchaus über eigene Erfahrungen verfügte und manchen Klassiker der erotischen Literatur gelesen hatte, vermochte er sich nicht zu erklären, worin dieses Trik-trok bestand. Aber vielleicht war das ja auch ein Ausdruck des Geheimjargons, der sich üblicherweise zwischen zwei Liebenden entwickelt.
    Der zweite Teil hatte dagegen einen ganz anderen Ton. Elena vermutete, dass Angelo in jedem Nest der Provinz, in dem er geschäftlich zu tun hatte, ungezählte Liebschaften unterhielt, ähnlich den Matrosen, von denen behauptet wird, sie hätten ein Mädchen in jedem Hafen, und sie wurde vor Eifersucht fast irre. Und sie warnte ihn: Sollte sie herausfinden, dass Angelo sie betrog, würde sie ihn umbringen.
    Im ersten Brief behauptete sie sogar, sie sei Angelo in ihrem Wagen bis Fanara gefolgt, und sie stellte ihm eine klare Frage: Warum hatte er sich eineinhalb Stunden lang in einem Haus in der Via Libertà 82 aufgehalten, obwohl da weder eine Apotheke noch eine Arztpraxis war? Wohnte da eine andere Geliebte? Jedenfalls sollte Angelo nie vergessen: Würde sie entdecken, dass er sie betrügt, habe das einen gewalttätigen unverzüglichen Tod zur Folge. Am Ende der Lektüre fühlte Montalbano sich mehr verwirrt als überzeugt. Sicher, diese Briefe gaben Michela recht, aber sie entsprachen nicht dem Eindruck, den Elena auf ihn gemacht hatte. Sie wirkten, als wären sie von einer anderen geschrieben worden.
    Und außerdem: Wieso bewahrte Angelo sie in seinem Mercedes auf? Wollte er nicht, dass seine Schwester Michela sie las? Schämte er sich vielleicht wegen des ersten Teils dieser Briefe, in denen über seine Akrobatik zwischen den Laken mit Elena gesprochen wurde? Das konnte eine Erklärung sein. Aber war es erklärbar, dass Elena in all ihrer Geldgeilheit den Menschen umbringen würde, der ihr, wenn auch in Form von Geschenken, dieses Geld in großer Fülle zukommen ließ?
    Ohne sich dessen bewusst zu werden, griff er zum Telefon.
    »Hallo, Livia? Salvo hier. Ich wollte dich etwas fragen. Ist es deiner Meinung nach logisch, dass eine Frau, die von ihrem Liebhaber sündhaft teure Geschenke erhält, diesen aus Eifersucht umbringt? Was würdest du tun?« Ein unendlich lange Pause trat ein. »Hallo, Livia?«
    »Ich weiß nicht, ob ich einen Mann aus Eifersucht umbringen würde, aber wenn er mich um fünf Uhr morgens weckt, dann schon«, sagte Livia. Und legte auf.
    Er kam leicht verspätet ins Büro, er hatte erst gegen sechs Uhr wieder Schlaf finden können, es war ein einziges Hin- und Herwälzen mit dem einen Gedanken im Kopf, dass er, nach allen Grundregeln, den Ermittlungsrichter Tommaseo über die Rolle Elena Sclafanis in Kenntnis setzen müsste. Aber dazu konnte er sich nicht durchringen. Und das ließ ausreichend Nervosität in ihm flackern, um ihn vom Schlaf abzuhalten.
    Allein beim Anblick seines Gesichts wussten alle im Kommissariat, dass dieser Tag nicht der richtige war. Im Kabuff saß statt Catarella Minnitti, ein Kalabrier. »Wo ist Catarella?«
    »Dottore, er war die ganze Nacht im Kommissariat, und heute Morgen ist er zusammengebrochen.« Vielleicht hatte er Angelos Computer mitgenommen, denn er war nirgends zu entdecken. Montalbano hatte sich gerade hingesetzt, da kam Fazio herein. »Dottore, zwei Dinge. Erstens ist der Commendatore Ernesto Laudadio heute Morgen hier gewesen.«
    »Und wer ist der Commendatore Ernesto Laudadio?«
    »Dottore, Sie kennen ihn gut. Das ist der, der uns anrief, weil er sich in den Kopf gesetzt hatte, dass Sie die Schwester des Ermordeten vergewaltigen wollten.« So hieß also Seine Majestät Vittorio Emanuele III.! Und derweil dieser Gottlober Laudadio Gott lobte, trampelte er seinem Nächsten schon wieder auf den Eiern rum. »Was wollte er?«
    »Er wollte Anzeige gegen unbekannt erstatten. Wie es scheint, hat diese Nacht jemand versucht, in die Garage des Ermordeten einzubrechen, doch der Commendatore hat das

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