Commissario Montalbano 10 - Die schwarze Seele des Sommers
hatte. Doch er schämte sich sofort für diesen Gedanken. Nach dem Essen kehrten Livia und ihre Freunde nach Pizzo zurück. Montalbano dagegen raste nach Marinella, um die Hose zu wechseln, und fuhr danach ins Büro zurück, um zu arbeiten.
Abends fragte er Fazio, ob es einen Fahrer gebe, der ihn begleiten könne. »Gallo ist da, Dottore.«
»Sonst niemand?«
Er wollte ein weiteres Indianapolis-Rennen wie das vom Vormittag vermeiden.
»Nein.«
Kaum eingestiegen, wurde er deutlich. »Gallo, dieses Mal ist es nicht so dringend. Fahr also langsam.«
»Sagen Sie mir, wie schnell ich fahren soll.«
»Höchstens dreißig.«
»Dreißig?! Dottore, ich kann unmöglich dreißig fahren. Da riskiere ich noch, irgendwo anzustoßen. Sagen wir fünfzig, sechzig?«
»Einverstanden.«
Alles verlief ruhig, bis sie die Provinzialstraße verließen, um über die unasphaltierte Straße zu fahren, die zur Villetta führte. Genau auf Höhe des rustikalen Häuschens lief ein Hund über die Straße. Um ihm auszuweichen, lenkte Gallo schnell gegen und wäre beinahe gegen die Tür des Häuschens geknallt. Stattdessen hatte er eine große Tonvase zertrümmert, die danebenstand. »Du hast einen Schaden verursacht«, sagte Montalbano. Während sie aus dem Wagen stiegen, ging die Tür des Häuschens auf, ein Alter so um die sechzig trat heraus, schlecht gekleidet, mit einer schmutzigen Schiebermütze auf dem Kopf.
»Was war das?«, fragte der Mann und knipste eine Glühbirne an, die über der Tür befestigt war. »Wir haben eines Ihrer Tongefäße zertrümmert und wollen den Schaden ersetzen«, sagte Gallo. Da geschah etwas Merkwürdiges. Der Mann sah den Dienstwagen an, drehte sich um, schaltete die Glühbirne aus, ging ins Haus und verschloss die Tür. Gallo war ganz verdattert.
»Er hat das Polizeiauto gesehen. Offensichtlich liebt er uns nicht gerade«, sagte Montalbano. »Versuch mal anzuklopfen.«
Gallo klopfte. Keiner kam und öffnete.
»Heh da, ihr Leute«, rief er.
Keiner antwortete.
»Gehen wir«, sagte der Commissario.
Laura und Livia hatten den Tisch auf der Terrasse gedeckt. Der Abend war dermaßen schön, dass einem ganz weh ums Herz wurde. Die Hitze des Tages hatte sich wunderbarerweise in eine Kühle verwandelt, die erfrischte, und am Himmel wanderte ein Mond, der so hell leuchtete, dass sie in seinem Licht hätten essen können.
Die beiden Frauen hatten ein leichtes Abendessen zubereitet, denn man war erst spät von Enzo weggegangen und zudem hatten alle ordentlich zugeschlagen. Während sie bei Tisch saßen, erzählte Guido die Geschichte, die ihm vormittags mit dem Alten aus dem rustikalen Häuschen passiert war.
»Kaum hatte ich gesagt, dass ein Kind verschwunden ist, hat er >au je< gesagt, ist eilig ins Haus gelaufen und hat sich eingeschlossen. Ich habe angeklopft, aber er hat nicht aufgemacht.«
Dann hat er also nicht nur etwas gegen die Polizei, dachte der Commissario.
Aber er erwähnte seine Begegnung mit dem Alten, der ihn fast genauso wie Guido behandelt hatte, nicht. Danach schlugen Guido und Laura einen Mondscheinspaziergang am Meeressaum vor. Livia lehnte dankend ab und Montalbano ebenfalls. Zum Glück entschloss Bruno sich, seine Eltern zu begleiten.
Nach einer Weile, als sie in den Liegestühlen lagen und die Stille genossen, unterbrochen nur von Ruggeros Schnurren, der es sich auf dem Bauch des Commissario richtig gut gehen ließ, sagte Livia:
»Bringst du mich an die Stelle, wo du Bruno gefunden hast? Weißt du, seit wir zurückgekommen sind, hat Laura mich davon abgehalten nachzusehen, wo es passiert ist.«
»Einverstanden. Ich hole die Taschenlampe, sie liegt noch bei mir im Auto.«
»Guido muss auch irgendwo eine haben. Ich gehe sie suchen.«
Sie trafen sich vor dem ausgegrabenen Fenster wieder, jeder mit einer angeknipsten Taschenlampe in der Hand. Montalbano stieg als Erster über das Fensterbrett, sah nach, ob Mäuse da waren, dann half er Livia herein. Natürlich sprang hinter ihnen auch Ruggero in den Raum. »Unglaublich!«, sagte Livia, als sie sich im Badezimmer umschaute.
Die Luft war schwer und stickig, das einzige Fenster, durch das frische Luft hereinkommen konnte, reichte nicht aus.
Sie gingen auf den Raum zu, in dem der Commissario Bruno gefunden hatte.
»Du gehst besser nicht hinein, Livia. Das ist ein einziger Schlammtümpel. «
»Was für eine Angst Bruno gehabt haben muss, das arme Kind!«, sagte Livia und ging auf das Wohnzimmer zu. Im Licht der Taschenlampen
Weitere Kostenlose Bücher