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Commissario Montalbano 10 - Die schwarze Seele des Sommers

Commissario Montalbano 10 - Die schwarze Seele des Sommers

Titel: Commissario Montalbano 10 - Die schwarze Seele des Sommers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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Entschuldige, Livia, aber ich muss leider…«
    »Schon verstanden«, sagte Livia mit einer Stimme wie polares Packeis. »Ich gehe ins Bett.«
    »Wartest du auf mich?«
    »Nein.«
    Er zog sich an, ging hinaus, stieg ins Auto und fuhr nach Marina di Montereale.
    Er fuhr ganz langsam und ruhig, weil er die Zeit totschlagen und irgendwie sicher sein wollte, dass Laura und Guido sich hingelegt hatten.
    Als er in Pizzo bei dem zweiten Haus ankam, das zwar unbewohnt, aber in gutem Zustand war, hielt er an, stieg aus und nahm auch die Taschenlampe mit. Den Rest des Wegs legte er zu Fuß zurück, weil er Angst hatte, dass das Geräusch des Autos, wenn er allzu dicht heranführe, die Freunde in der Stille der Nacht aufwecken könnte. In den Fenstern war kein Licht zu sehen, ein Zeichen dafür, dass Laura und Guido sich inzwischen im Land der Träume befanden.
    Er näherte sich zu Fuß dem bewussten Fenster, das als Einstieg diente, und kletterte über die Fensterbank hinein. Als er drinnen war, knipste er die Taschenlampe an und ging ins Wohnzimmer.
    Er öffnete den Deckel der Koffertruhe. Die Leiche war erkennbar, weil sie in einige Lagen der großen Nylonfolien gewickelt worden war, mit denen man auch die geheim gehaltene Wohnung eingepackt hatte. Außerdem hatte man sie durch mehrmaliges Umwickeln mit braunem Paketband versiegelt. Die Leiche wirkte wie ein Mittelding zwischen einer Mumie und einer abgepackten Wurst. Als er die Taschenlampe ziemlich dicht heranführte, sah er, dass der Körper, wenigstens soweit er ihn erkennen konnte, einigermaßen gut erhalten war. Dieses ganze Nylonzeug musste ähnlich wie ein Vakuum gewirkt haben. Es ließ nicht den geringsten Verwesungsgeruch durchdringen.
    Er gab sich Mühe, genauer hinzuschauen, und bemerkte, dass der Kopf oben und ringsum mit blonden langen Haaren bedeckt war, während er das Gesicht nicht erkennen konnte, weil der Kopf genau dort doppelt mit braunem Klebeband umwickelt war.
    Dass es sich um eine Frau handelte, dessen war er sich sicher.
    Es gab nichts mehr weiter zu tun, noch zu sehen. Er machte die Kofferkiste wieder zu, verließ die Wohnung, setzte sich ins Auto und fuhr nach Marinella zurück. Er fand Livia im Bett liegend vor. Sie schlief aber nicht, sondern las ein Buch.
    »Amore, ich habe mich so sehr beeilt, wie ich konnte. Ich dusche mich jetzt, weil ich ja vorhin nicht dazugekommen bin, und…«
    »Los, mach schon, beeil dich. Verschwende nicht noch mehr Zeit.«
    Als Livia um neun am nächsten Morgen aus dem Badezimmer kam, fand sie Montalbano auf der Veranda sitzend vor. »Wie kommt's denn, dass du noch da bist? Du hast doch gesagt, du wolltest wegen der Geschichte von gestern Abend ins Kommissariat fahren.«
    »Hab's mir anders überlegt. Ich hab mir einen halben Urlaubstag genommen. Ich komm mit dir nach Pizzo und verbringe den Vormittag mit euch.«
    »Oh, das ist ja großartig!«
    Laura, Guido und Bruno waren schon bereit, um zum Strand hinunterzugehen. Laura hatte einen Picknickkorb vorbereitet, weil sie beschlossen hatten, den ganzen Tag draußen zu verbringen.
    Wann und wie soll ich ihnen die frohe Botschaft nur mitteilen?, fragte sich Montalbano unterdessen besorgt. Guido war es, der ihm dabei behilflich war. »Hast du das Maklerbüro angerufen und ihnen von der geheimen Wohnung erzählt?«
    »Noch nicht.«
    »Und wieso nicht?«
    »Ich hab die Befürchtung, dass er euch die Miete erhöht, weil ihr noch eine Wohnung zur Verfügung habt.«
    Er hatte versucht, das Ganze wie einen Scherz aussehen zu lassen, aber Livia schaltete sich ein.
    »Na los, worauf wartest du denn. Ich will doch das Gesicht von diesem Makler sehen.«
    Ich will deins gleich sehen!, dachte Montalbano.
    Stattdessen sagte er:
    »Es gibt da noch ein nicht unerhebliches Problem.«
    »Und welches?«
    »Kannst du Bruno irgendwo hinschicken?«, sagte Montalbano leise zu Laura.
    Sie sah ihn überrascht an, tat aber, worum Montalbano sie gebeten hatte.
    »Bruno, tust du der Mama einen klitzekleinen Gefallen und gehst in die Küche und holst da noch eine Flasche Mineralwasser aus dem Kühlschrank, ja?« Sie alle waren wegen dieser Bitte neugierig geworden. »Also?«, sagte Guido.
    »Tatsache ist, dass ich eine Leiche gefunden habe. Eine weibliche.«
    »Wo?«, fragte Guido.
    »In der Wohnung unten. Im Wohnzimmer. In einer Koffertruhe.«
    »Machst du Witze?«, fragte Laura.
    »Nein, macht er nicht«, sagte Livia. »Dafür kenne ich ihn zu gut. Hast du sie entdeckt, als wir gestern Abend

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