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Commissario Montalbano 10 - Die schwarze Seele des Sommers

Commissario Montalbano 10 - Die schwarze Seele des Sommers

Titel: Commissario Montalbano 10 - Die schwarze Seele des Sommers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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hinuntergegangen sind?« Bruno kam mit der Flasche zurück. »Geh und hol gleich noch eine«, sagten sie alle im Chor. Der Kleine stellte die Flasche auf den Fußboden und ging hinaus.
    »Und du«, sagte Livia, der langsam die Zusammenhänge klar wurden, »hast meine Freunde bei einer Leiche schlafen lassen?«
    »Also, wirklich, Livia, die ist doch im Stockwerk drunter! Schließlich ist sie ja nicht ansteckend!« Plötzlich stieß Laura einen der sirenenartigen Schreie aus, die ihre Spezialität waren.
    Ruggero, der ausgestreckt auf dem Mäuerchen der Terrasse in der Sonne gelegen hatte, schoss fluchtartig davon. Bruno kam zurück, stellte die Flasche auf den Boden und ging noch eine holen, ohne dass es ihm jemand gesagt hätte. »Du Mistkerl!«, sagte Guido wütend. Er folgte seiner Frau, die weinend ins Schlafzimmer gelaufen war.
    »Ich hab das doch nur zu ihrem Besten getan!«, versuchte Montalbano sich bei Livia zu entschuldigen. Sie sah ihn voller Verachtung an.
    »In der vergangenen Nacht, als Fazio dich angerufen hat, hast du dich mit ihm abgesprochen, um einen Vorwand zu haben wegzufahren, stimmt's?«
    »Ja.«
    »Und du bist hierher zurückgekommen, um dir die Leiche genauer anzuschauen?«
    »Ja.«
    »Und danach hast du mit mir geschlafen! Du bist ein Tier, völlig verroht!«
    »Ich habe doch geduscht, um nicht…«
    »Du bist widerwärtig!«
    Sie stand auf, um zu ihren Freunden zu gehen, und ließ ihn völlig verdattert zurück. Fünf Minuten später kam sie wieder, kälter als kalt. »Sie packen.«
    »Sie reisen ab?! Und die Tickets?«
    »Guido hat beschlossen, nicht länger zu warten, sie fahren mit dem Auto. Bring mich nach Marinella, damit ich meinen Koffer packen kann, ich reise nämlich auch ab. Ich fahre mit ihnen.«
    »Aber, Livia, versuch doch, die Sache vernünftig zu sehen.«
    »Kein Wort mehr!«
    Nichts half. Während der ganzen Fahrt nach Marinella schwieg sie verbissen, und auch Montalbano traute sich nicht, den Mund aufzumachen. Kaum angekommen, warf Livia ihre Sachen in den Koffer und setzte sich anschließend schmollend auf die Veranda. »Soll ich dir was zu essen machen?«
    »Du denkst immer nur an zwei Dinge.« Sie nannte diese Dinge zwar nicht, aber Montalbano verstand trotzdem.
    Gegen eins kam Guido in Marinella an, um Livia abzuholen. Im Auto war auch Ruggero, von dem Bruno sich offenbar nicht trennen wollte. Guido gab Montalbano den Schlüssel der Villetta, reichte ihm aber nicht die Hand. Laura wandte ihr Gesicht ab. Bruno machte ihm eine lange Nase mit dazugehörigem Furzgeräusch. Livia gab ihm nicht einmal einen Kuss.
    Betrübt sah Montalbano, der Zurückgewiesene, der Verlassene, sie davonfahren. Doch tief in seinem Inneren spürte er auch ein Quäntchen Erleichterung.
    Als Erstes rief er Adelina an.
    »Adeli, Livia musste nach Genua zurück. Kannst du morgen früh kommen?«
    »Jaja. Ich kann auch in zwei, drei Stunden kommen.«
    »Ist nicht nötig.«
    »Ich komme trotzdem. Ich kann mir gut vorstellen, in was für einem Zustand Signorina Livia das Haus zurückgelassen hat!«
    In der Küche gab es noch ein bisschen trockenes Brot. Er aß es mit einer Scheibe Tumazzokäse, den er im Kühlschrank fand. Dann legte er sich aufs Bett und schlief ein. Er wachte wieder auf, als es vier war. Das Geschirrklappern in der Küche machte ihm klar, dass Adelina bereits da war.
    »Adeli, bringst du mir einen Espresso?«
    »Sofort, Dottore.«
    Sie brachte ihm den Espresso mit empörter Miene. »Madonna! Die Teller haben ja getrieft vor Fett, und im Bad lag sogar noch die schmutzige Unterwäsche herum!« Also, wenn jemand einen Sauberkeitsfimmel hatte, dann war es wohl Livia. Doch in Adelinas Augen würde Livia immer eine Frau bleiben, deren Lebenstraum es war, in einem Schweinestall zu hausen.
    »Ich hab dir doch gesagt, sie musste dringend abreisen.«
    »Gab's Streit? Gab's eine Trennung?«
    »Nein, wir haben uns nicht getrennt.« Adelina wirkte enttäuscht und kehrte in die Küche zurück.
    Montalbano stand auf und ging telefonieren. »Ist da das Maklerbüro Aurora? Hier ist Commissario Montalbano. Ich möchte gerne mit Signor Callara sprechen.«
    »Ich verbinde Sie sofort«, antwortete eine weibliche Stimme.
    «Commissario? Buongiorno, was gibt's?«
    »Sind Sie noch eine Weile im Büro?«
    »Ja, bis zum Geschäftsschluss. Wieso?«
    »Ich komme in ungefähr einer halben Stunde bei Ihnen vorbei und bringe Ihnen den Schlüssel der Villetta zurück.«
    »Wieso denn das?! Wollten sie denn nicht bis

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