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Commissario Montalbano 10 - Die schwarze Seele des Sommers

Commissario Montalbano 10 - Die schwarze Seele des Sommers

Titel: Commissario Montalbano 10 - Die schwarze Seele des Sommers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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verschiedenen Kommissariaten zugeschickt hatte. Und er wollte einfach nur die Zeit vertrödeln, aber außer Haus. »Catarella?«
    »Zu Diensten, Dottori!«
    »Gib mir Fazio.«
    »Unverzüglich gleich.«
    »Fazio? Heute Vormittag komm ich nicht.«
    »Geht's Ihnen nicht gut?«
    »Mir geht's sogar sehr gut. Aber ich bin davon überzeugt, dass es mir gleich schlechter gehen würde, wenn ich käme.«
    »Recht haben Sie, Dottore. Hier erstickt man, keiner kriegt hier so richtig Luft.«
    »Ich komme heute Nachmittag, so gegen sechs.«
    »In Ordnung. Ach, Dottore, leihen Sie mir Ihren Miniventilator?«
    »Pass aber auf, dass du ihn nicht kaputt machst.«
    Eine halbe Stunde später, als er auf die Straße nach Pizzo eingebogen war, hielt er vor dem rustikalen Häuschen des Alten an. Er stieg aus und ging darauf zu. Die Tür stand offen. Er rief. »Ist da jemand?«
    Im Fenster oberhalb der Haustür zeigte sich der Mann, dem Gallo mit dem Auto die Tonvase zerdeppert hatte. So, wie der ihn ansah, konnte der Alte ihn unmöglich wiedererkannt haben. »Was wollen Sie?«
    Wenn er ihm sagte, er sei von der Polizei, dann war es möglich, dass der ihn nicht hereinließ.
    Ihm half das unbeschreiblich laute Gackern eines Huhns, das von der Rückseite des Hauses kam. Er versuchte sein Glück.
    »Haben Sie frische Eier?«
    »Wie viele wollen Sie?«
    Es konnte kein großer Hühnerstall sein.
    »Ein halbes Dutzend reicht.«
    »Kommen Sie rein.«
    Montalbano ging hinein.
    Ein karges Zimmer, das anscheinend als Küche, Ess- und Wohnzimmer in einem dienen musste. Ein Tisch, zwei Stühle, eine Anrichte. An einer Wand ein Gaskocher mit einer Flasche und daneben eine Marmorplatte mit Besteck, Gläsern und Tellern darauf, eine Pfanne, ein Topf - bescheidenes Gerät, abgenutzt vom Gebrauch und von der Zeit. An einer Wand hing ein Jagdgewehr. Der Alte kam eine Holztreppe heruntergestiegen, die zum oberen Zimmer führte, das das Schlafzimmer sein musste.
    »Ich gehe sie holen.«
    Er verließ das Zimmer. Der Commissario setzte sich auf einen Stuhl.
    Der Mann kehrte mit drei Eiern in jeder Hand zurück. Dann machte er zwei Schritte auf den Tisch zu und blieb abrupt stehen. Er starrte Montalbano mit völlig veränderter Miene an, während ihm die Farbe aus dem Gesicht wich.
    »Was ist mit Ihnen?«, fragte der Commissario und stand auf.
    »Aaaaach!«, brüllte der Alte.
    Und schleuderte mit aller ihm zur Verfügung stehenden Kraft die drei Eier in seiner rechten Hand in Richtung von Montalbanos Kopf. Und obwohl der Commissario völlig überrascht war, gelang es ihm, zweien auszuweichen, während das dritte an seiner linken Schulter zerplatzte und ihm über sein Hemd rann. »Jetzt erkenne ich dich, du stinkender Bulle!«
    »Aber hören Sie …«
    »Immer noch wegen dieser Geschichte? Immer noch?!«
    »Aber ich bin nur gekommen, um …«
    Von den drei anderen Eiern traf ihn eines an der Stirn, die anderen beiden an der Brust.
    Montalbano konnte nichts mehr sehen. Er führte sein Taschentuch an die Augen, und als er wieder in der Lage war, durch die zusammenklebenden Lider zu blinzeln, sah er, wie der Alte das Jagdgewehr direkt auf ihn richtete. »Raus aus meinem Haus, Scheißbulle!« Er floh.
    Seine Kollegen mussten diesen armen Kerl wirklich wie den letzten Dreck behandelt haben! Die Flecken auf dem Hemd hatten sich so ausgebreitet, dass das Hemd vorne eine andere Farbe zu haben schien als hinten.
    Er musste nach Marinella zurückkehren, um sich umzuziehen. Und hier fand er Adelina, die den Boden wischte. »Dutturi, mit Eiern hat man nach Ihnen geworfen?«
    »Ja, ein armer Teufel. Ich gehe mich umziehen.« Er wusch sich mit dem warmen Wasser aus der Leitung und zog ein frisches Hemd an. »Wiedersehn, Adeli.«
    »Dutturi, ich muss Ihnen sagen, dass ich morgen nicht kommen kann.«
    »Warum?«
    »Ich geh meinen großen Sohn besuchen, der im Gefängnis von Montelusa sitzt.«
    »Und dein jüngerer?«
    »Der sitzt auch im Gefängnis, aber in Palermo.« Sie hatte zwei Söhne, alle beide Delinquenten, die im Gefängnis ein und aus gingen.
    Auch Montalbano hatte sie gelegentlich eingelocht. Aber sie hatten ihn trotzdem immer gern gemocht. Er war sogar Taufpate bei dem Kind von einem der beiden. »Grüß ihn von mir.«
    »Richte ich aus. Ich wollte noch sagen, weil ich morgen nicht komme, bereite ich etwas mehr zu essen vor.«
    »Mach mir kalte Sachen, die halten auch länger.« Er fuhr wieder nach Pizzo, aber diesmal nahm er die Badehose mit.
    Mit großer

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