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Commissario Montalbano 10 - Die schwarze Seele des Sommers

Commissario Montalbano 10 - Die schwarze Seele des Sommers

Titel: Commissario Montalbano 10 - Die schwarze Seele des Sommers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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gekommen, dass auf der Baustelle überhaupt keine Sicherheitsvorrichtung war, als der Maurer runterstürzte, und dass das Schutzgeländer im Lauf des Sonntags angebracht wurde? Sodass du, als du Montagmorgen gekommen bist, alles in bester Ordnung vorgefunden hast.« Lozupone goss sich einen weiteren Whisky ein. »Natürlich ist mir das durch den Kopf gegangen«, sagte er. »Und was hast du gemacht?«
    »Das, was du gemacht hättest.«
    »Das heißt?«
    »Ich habe Spitaleri gefragt, welches Unternehmen ihm das Material für die Gerüste geliefert hat. Und er hat mir gesagt, dass es die Firma Ribaudo war. Und das habe ich Laurentano weitergesagt. Ich wollte, dass er Ribaudo einbestellte oder mich ihn einbestellen ließ. Und er sagte Nein, er sagte, für ihn wäre die Ermittlung an diesem Punkt abgeschlossen.«
    »Den Beweis, den du bei Ribaudo suchen wolltest, habe ich mir beschafft. Spitaleri ließ sich das Material am Sonntag in aller Frühe liefern und montierte es mithilfe des Poliers Dipasquale und des Wachmanns Attanasio. «
    »Und was willst du mit diesem Beweis anstellen?«
    »Ihn dir geben oder dem Ermittlungsrichter Laurentano.«
    »Zeig ihn mir mal.«
    Montalbano reichte ihm den Lieferschein. Lozupone sah ihn sich an und gab ihn dann zurück. »Der beweist gar nichts.«
    »Aber hast du dir das Datum angesehen? Der 27. Juli war ein Sonntag!«
    »Weißt du, was Laurentano dir antworten wird? Erstens: dass es angesichts der dauerhaften Geschäftsbeziehungen zwischen Spitaleri und Ribaudo nicht das erste Mal war, dass Ribaudo Spitaleri Material lieferte, obwohl Sonntag war. Zweitens: dass das Material nötig war, weil am Montagmorgen mit der Aufstockung der anderen Etagen dieses Hauses begonnen werden sollte. Drittens: Dottor Montalbano, erklären Sie mir doch, wie Sie in den Besitz dieses Dokuments gekommen sind. Die Folge: Spitaleri ist aus dem Schneider, und du und derjenige, der dir das Dokument gegeben hat, seid die Gelackmeierten.«
    »Steckt Laurentano denn mit der anderen Seite unter einer Decke?«
    »Laurentano?! Was redest du denn da? Laurentano ist einer, der Karriere machen will. Und wenn man Karriere machen will, ist die erste Regel, dass man schlafende Hunde nicht wecken soll.«
    Montalbano war so wütend, dass ihm die Frage herausrutschte:
    »Und wie denkt dein Schwiegervater darüber?«
    »Lattes? Hör auf, Salvo. Pinkle nicht neben das Becken. Mein Schwiegervater hat zwar gewisse politische Interessen, das stimmt, aber über diese Geschichte mit Spitaleri hat er mir noch nie was gesagt.«
    Weshalb auch immer, aber Montalbano gab sich mit dieser Antwort zufrieden.
    »Dann lässt du es also auf sich beruhen?«
    »Was soll ich denn deiner Meinung nach tun? Mich auf einen Kampf einlassen? Wie Don Quijote gegen Windmühlen kämpfen?«
    »Spitaleri ist keine Windmühle.«
    »Montalba, lass uns Klartext reden. Weißt du, warum Laurentano mich nicht weitermachen lassen will? Weil er auf die eine Schale seiner persönlichen Waage Spitaleri mit all seinen politischen Verbindungen gelegt hat und auf die andere die Leiche eines anonymen arabischen Migranten. Wohin neigt sich die Waage wohl? Dem Tod des Arabers wurden in einer einzigen Zeitung drei Zeilen gewidmet. Was, glaubst du, ist die Folge, wenn Laurentano Spitaleri anrührt? Eine ameisenhafte Tätigkeit von Fernsehstationen, Radios, Zeitungen, parlamentarischen Anfragen, Druckmitteln, vielleicht sogar Erpressungen … Und da frage ich dich: Wie viele Leute gibt es wohl unter uns und unter den Richtern, die in ihren Büros genau die gleiche Waage stehen haben wie Laurentano?«

Sechzehn
    Er war dermaßen wütend, dass er auf der Veranda sitzen blieb und die restliche Flasche Whisky leerte, ganz in der Absicht, sich just von so viel Müdigkeit übermannen zu lassen, dass es ihm möglich war, sich ins Bett zu legen - wenn er sich denn schon nicht betrinken konnte.
    Überdachte man die Sache noch einmal nüchtern, ohne mit unbesonnenem Eifer vorzupreschen, hatte Lozupone recht: Er würde es niemals schaffen, Spitaleri aufgrund dieses Beweisstücks, das ihm so bedeutend vorgekommen war, verurteilen zu lassen.
    Und angenommen, Laurentano hätte den Mut aufgebracht zu ermitteln, weiter angenommen, einer seiner gewissenlosen Kollegen hätte ein Verfahren gegen Spitaleri eröffnet, dann würde beim Prozess irgendein x-beliebiger Rechtsanwalt dieses Beweisstück im Nu in der Luft zerreißen und vernichten. Aber lag es denn nur an dem wenig stichhaltigen

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