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Commissario Montalbano 10 - Die schwarze Seele des Sommers

Commissario Montalbano 10 - Die schwarze Seele des Sommers

Titel: Commissario Montalbano 10 - Die schwarze Seele des Sommers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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Beweisstück - auch wenn es ohne Zweifel als solches gelten konnte -, dass Spitaleri nicht verurteilt werden würde?
    Oder lag es daran, dass es im derzeitigen Italien aufgrund der immer mehr zugunsten der Täter verfassten Gesetze am eisernen Willen fehlte, diejenigen hinter Gitter zu bringen, die sich eines Verbrechens schuldig gemacht hatten?
    Warum nur, so fragte er sich, wollte er dem Landvermesser nach wie vor unbedingt an den Kragen? Weil er gegen Bebauungspläne verstoßen hatte? Ach du liebe Zeit! Dann hätte er sich ja mit der Hälfte aller Sizilianer herumschlagen müssen, denn es fehlte nicht mehr viel und die Zahl der illegal errichteten Häuser übertraf die der genehmigten Projekte. Weil es einen Toten auf einer seiner Baustellen gab? Aber es gab doch so viele sogenannte Arbeitsunfälle, die keine Arbeitsunfälle waren, sondern richtige Morde seitens des Arbeitgebers! Nein, der Grund war ein anderer.
    Es waren Fazios Worte, mit denen er Montalbano darüber informiert hatte, dass Spitaleri auf minderjährige Mädchen stand, und seine Annahme, dass Spitaleri auch ein Sex-Tourist sei, die ihm diesen heftigen Abscheu eingeflößt hatten.
    Er konnte diese Typen nicht ausstehen, die von einem Kontinent zum anderen flogen, um die Armut, das materielle und moralische Elend dort auf die erbärmlichste Weise auszunutzen.
    So einer, auch wenn er in seinem Ort in einem Luxuspalast wohnt, erster Klasse reist, in Hotels mit zehn Sternen absteigt, Restaurants aufsucht, in denen ein Spiegelei hunderttausend Euro kostet, bleibt in seinem Herzen doch immer ein elender Hund, elender als einer, der in der Kirche die Almosen klaut oder einem kleinen Jungen das Pausenbrot, und das nicht aus Hunger, sondern weil er Spaß daran hat.
    Und Männer dieses Schlags sind mit Sicherheit zu jeder Schweinerei fähig, egal wie schmutzig und widerwärtig sie ist.
    Endlich begannen ihm nach etwa drei Stunden die Augen zuzufallen. Im Glas war ein letzter Schluck Whisky. Er trank ihn, aber er geriet ihm in den falschen Hals. Und während er hustete, erinnerte er sich an eine Bemerkung von Lozupone:
    Die Obduktion habe bestätigt, dass der Araber sehr viel getrunken hatte und daher hinuntergestürzt sei. Aber man konnte auch eine andere Hypothese aufstellen: Der Araber war nach dem Sturz nicht tot. Er litt zwar Todesqualen, war aber in der Lage zu schlucken. Also hatten Spitaleri, Dipasquale und Filiberto die Situation genutzt, um ihm Unmengen von Wein einzuflößen. Danach überließen sie den Sterbenden seinem Schicksal. Dazu waren sie fähig, und dieser Einfall musste vom Durchtriebensten von allen stammen: Spitaleri. Und wenn die Dinge sich so verhielten, wie er sie sich vorstellte, dann war der Besiegte nicht nur er, sondern die Gerechtigkeit selbst, oder vielmehr die Idee von Gerechtigkeit.
    Die ganze Nacht konnte er kein Auge zumachen. Die Hitze verdoppelte die Wut, die er in sich hatte. Er schwitzte so sehr, dass er gegen vier Uhr aufstehen musste, um die Bettlaken zu wechseln. Aber es war alles vergebens: Nach einer halben Stunde waren sie so schweißnass wie die, die er gerade gewechselt hatte.
    Um acht hielt er es nicht mehr länger im Bett aus. Er stöhnte vor Ungeduld, vor Nervosität, vor Hitze.
    Er dachte an Livia, die es auf einem Boot mitten auf dem Meer bestimmt wesentlich besser hatte als er. Und er rief sie auf ihrem Handy an. Eine auf Band aufgezeichnete Frauenstimme ließ ihn wissen, dass das Handy der angerufenen Person ausgeschaltet sei und er es, wenn er wolle, später noch einmal versuchen könne. Natürlich, zu dieser Uhrzeit schlief Signorina Livia oder war viel zu sehr damit beschäftigt, dem lieben Cousin Massimiliano zu helfen, das Boot zu lenken! Plötzlicher Juckreiz überkam ihn, und er begann sich bis aufs Blut zu kratzen.
    Um Abhilfe zu schaffen, stieg er von der Veranda zum Strand hinunter. Der Sand glühte schon, und er war drauf und dran, sich die Füße zu versengen. Er schwamm lange, weit draußen war das Wasser noch kühl. Doch die Abkühlung war nur von kurzer Dauer: Als er ins Haus zurückkam, war er bereits getrocknet.
    Warum nur musste er ins Kommissariat gehen?, fragte er sich.
    Er hatte nichts Großartiges zu tun, im Gegenteil, er hatte überhaupt nichts zu tun. Tommaseo war von der Pressekonferenz in Anspruch genommen. Adriana war auf dem Begräbnis ihrer Schwester. Der Questore war möglicherweise viel zu sehr damit beschäftigt, die Antworten der Fragebögen durchzusehen, die er den

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