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Commissario Montalbano 11 - Die Flügel der Sphinx

Commissario Montalbano 11 - Die Flügel der Sphinx

Titel: Commissario Montalbano 11 - Die Flügel der Sphinx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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welchem Grund, dass er niemals mit Livia dort gesessen hatte. Aber hätte Livia sich überhaupt dahin gesetzt? Heute, zum Beispiel, ganz sicher nicht. »Siehst du denn nicht, dass es noch ganz nass ist?« Das stimmte. Sämtliche kleinen Vertiefungen der Klippe glitzerten noch vom Regenwasser. Wenn er sich hingesetzt hätte, wäre sein Hosenboden zu einem großen dunklen nassen Fleck geworden. So blieb er unentschlossen stehen.
    »Handle, wie Livia dir raten würde«, sagte Montalbano Nummer eins.
    »Handle ganz nach deinem Kopf«, sagte Montalbano Nummer zwei.
    Montalbano setzte sich auf die Klippe. »Hat er das gemacht, um Livia zu ärgern?«, fragte Montalbano Nummer eins.
    »Ganz sicher«, antwortete Montalbano Nummer zwei. »Wie sollte er sie damit ärgern? Es wäre ärgerlich für Livia, wenn sie hier wäre, aber so …«, sagte Montalbano Nummer eins.
    »Ist doch völlig egal, ob Livia da ist oder nicht«, entgegnete Montalbano Nummer zwei. »Hier zählt nur das, was man konkret tut.«
    »Erlaubt ihr mir, dass ich auch mal ein Wort sage?«, fragte Montalbano an diesem Punkt. »Das einzig Konkrete ist, dass meine Hose jetzt klatschnass ist.«
    »Ah, Dottori! Signor Gracezza hat angerufen.«
    »Was wollte er?«
    »Er wollte umgehenderweise mit Ihnen persönlich selbst reden. Er sagte sozusagen, dass er zu Hause ist, sollten Sie ihn zurückrufen.«
    »Ich ruf ihn später an.«
    Augello und Fazio warteten bereits in seinem Zimmer auf ihn.
    »Mimi, was hast du mir zu berichten?«
    »Was soll ich dir schon berichten? Auch die zweite Möbelfabrik stellt moderne Möbel her und verwendet kein Purpurin.«
    »Und du, Fazio?«
    »Darf ich meine Notizen benutzen?«
    »Solange du mir keine Meldedaten runterleierst.«
    »Die Gesellschaft Mirabilis von Montelusa, die seit etwa zehn Jahren tätig ist, ist ordnungsgemäß im Handelsregister eingetragen. Sie befasst sich damit, große Immobilien wie etwa Hotels, Bürogebäude mit ausschließlich gewerblicher Nutzung, kleinere Palazzi für Kongresse, Industriewerkhallen, eben so was alles zu kaufen und danach wieder zu verkaufen oder zu vermieten.«
    »Dann ist die Mirabilis gar nicht die Eigentümerin der Villa, wie Piro mir gesagt hatte?«
    »Doch, Piro hat die Wahrheit gesagt. Diese Villa gehört der Mirabilis und ist eine Ausnahme, weitere haben sie nämlich nicht. Sie haben sie vor nicht ganz fünf Jahren gekauft, und zwar von der Immobilien-Agentur Guglielmo Piros, der sie seinerseits für einen Spottpreis von den Marchesi Torretta erworben hatte, die vor dem Ruin standen.«
    »Was für ein glücklicher Zufall!«, rief Montalbano. »Wieso denn?«, fragte Mimi.
    »Der ›Gute Wille‹ wird vor fünf Jahren gegründet und sofort findet die Mirabilis durch Piro eine Villa nach Maß und vermietet sie an den Verein. Hast du herausfinden können, wieviel sie dafür zahlen?«
    »Siebentausend Euro pro Monat«, antwortete Fazio. »Eine stolze Summe, doppelt so viel, wie man derzeit in Montelusa bezahlen würde. Hast du die Namen der Vorstandsmitglieder?«
    »Natürlich«, erwiderte Fazio lachend. »Wieso lachst du?«
    »Sie werden wahrscheinlich auch lachen, wenn Sie den einen Namen hören. Also, derzeit sind es der Präsident und Geschäftsführer Carlo Guarnera und die Verwaltungsratsmitglieder Musumeci, Terranova, Blandino und Piro.«
    »Wie, Piro?«
    »Emanuele Piro, Dottore.«
    »Ist er verwandt mit…«
    »Er ist der jüngere Bruder von Guglielmo. Emanuele ist, zwei Monate bevor die Mirabilis die Villa gekauft hat, in den Verwaltungsrat eingetreten. Was denn? Sie lachen nicht?«
    »Nein.«
    »Auch dann nicht, wenn ich Ihnen sage, dass Emanuele als Trottel gilt, der den ganzen Tag lang an seinen Mitessern herumfummelt und in Tränen ausbricht, wenn ein Drachen vom Wind fortgerissen wird?«
    »Ach du Scheiße!«, rief Mimi.
    »Also ist klar, dass Emanuele ein Strohmann seines Bruders ist, des Signor Cavaliere«, sagte Montalbano und fing an zu lachen.
    »Warum lachen Sie erst jetzt?«
    »Weil mir eingefallen ist - aber das hat mit unserer Ermittlung überhaupt nichts zu tun -, dass auch andere Cavalieri ihre jüngeren Brüder als Strohmänner holen. Das ist inzwischen so üblich.«
    »Was können wir da machen?«, fragte Augello. »Mimi, was willst du da schon machen? Da ist ja nichts Illegales dran, nichts strafrechtlich Relevantes, wie man das jetzt nennt. Und auch ein Mord kann nach diesen neuen Gesetzen strafrechtlich durchaus irrelevant sein. Na, lassen wir das. Dieser

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