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Commissario Montalbano 12 - Die Spur des Fuchses

Commissario Montalbano 12 - Die Spur des Fuchses

Titel: Commissario Montalbano 12 - Die Spur des Fuchses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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nach Fiacca fahren muss?«, widersprach Montalbano der Zweite.
    Das Ende vom Lied war, dass Commissario Montalbano um halb eins im grauen Anzug und mit Krawatte bei Enzo auftauchte, aber mit einem Gesicht… »Ist jemand gestorben?«, fragte Enzo, als er ihn in diesem Aufzug und mit einem Gesicht wie drei Tage Regenwetter vor sich stehen sah.
    Montalbano fluchte zwar mit zusammengebissenen Zähnen, antwortete ihm aber nicht. Er aß lustlos. Um Viertel vor drei war er wieder in Marinella. Er hatte gerade noch Zeit, sich ein wenig frisch zu machen, als Ingrid auch schon kam.
    »Du siehst absolut elegant aus«, sagte sie.
    Sie trug Jeans und Bluse.
    »Gehst du so zu dem Abendessen?«
    »Natürlich nicht! Ich zieh mich noch um. Ich hab alles dabei.«
    Warum fiel es den Frauen so leicht, von einem Kleid in ein anderes zu schlüpfen, während es für einen Mann immer eine hochkomplizierte Angelegenheit war?
    »Kannst du nicht langsamer fahren?«
    »Ich fahre doch schon im Schneckentempo.«
    Er hatte so gut wie nichts gegessen, aber dieses So-gut-wie-Nichts kam ihm jedes Mal hoch, wenn Ingrid mit mindestens, allermindestens hundertzwanzig Sachen eine Kurve nahm.
    »Wo findet das Rennen statt?«
    »Außerhalb von Fiacca. Der Barone Piscopo di San Militello hat ein richtiges Hippodrom anlegen lassen, klein, aber fein, mit allen Schikanen, und zwar gleich hinter seiner Villa.«
    »Und wer ist dieser Barone Piscopo?«
    »Ein sanftmütiger, liebenswürdiger Herr von sechzig Jahren, der sich frommen Werken widmet.«
    »Und sein Geld hat er mit Sanftmütigkeit gemacht?«
    »Sein Geld hat ihm sein Vater hinterlassen, der Minderheitsgesellschafter eines großen deutschen Stahlwerks war, und er hat es gewinnträchtig angelegt. Wo wir gerade von Geld reden, hast du welches dabei?« Montalbano war völlig verdattert. »Kostet das Rennen denn Eintritt?«
    »Nein, aber man setzt auf die Siegerin. Der Wetteinsatz ist gewissermaßen obligatorisch.«
    »Gibt es ein Renntoto?«
    »Wie kommst du denn darauf? Das Geld der Wetteinsätze wird nur für wohltätige Zwecke verwendet.«
    »Und was gewinnt derjenige, der auf die richtige Siegerin gesetzt hat?«
    »Die Siegerin belohnt den, der auf sie gesetzt hat, mit einem Kuss. Allerdings wird dieses Angebot nicht immer wahrgenommen. «
    »Und warum nicht?«
    »Angeblich aus Ritterlichkeit. Aber die Wahrheit ist, dass die Siegerinnen oftmals ganz schön hässlich sind.«
    »Werden hohe Summen gesetzt?«
    »Nicht übermäßig hoch.«
    »Wie hoch denn ungefähr?«
    »Tausend, zweitausend Euro. Aber es gibt auch welche, die höher setzen.«
    Verdammter Mist! Was war denn dann ein hoher Wetteinsatz für Ingrid? Eine Million Euro? Er spürte, wie ihm der Schweiß ausbrach. »Aber ich habe kein…«
    »Du hast nichts dabei?«
    »In bar hab ich so um die hundert.«
    »Hast du dein Scheckheft dabei?«
    »Ja.«
    »Umso besser. Ein Scheck hat mehr Stil.«
    »Also gut, und wie viel?«
    »Stell ihn auf tausend aus.«
    Man konnte Montalbano eine Menge nachsagen, aber nicht, dass er geizig oder knauserig war. Doch tausend Euro rauszuschmeißen, einfach nur um bei einem Rennen mitten in einem Meer von Idioten herumzustehen, das kam ihm wirklich unangemessen vor.
    Sie waren zwar noch dreihundert Meter von der Villa des Barons Piscopo entfernt, wurden aber bereits von jemandem angehalten, der eine brandneue Livree trug und wirkte, als wäre er einem Gemälde aus dem siebzehnten Jahrhundert entstiegen. Das Einzige, was nicht ganz dazu passte, war das Gesicht des Mannes, das so aussah, als wäre er nach dreißig Jahren Gefangenschaft gerade aus Sing-Sing entlassen worden.
    »Sie können mit dem Auto nicht weiterfahren«, sagte der Zuchthäusler.
    »Warum nicht?«
    »Es gibt keinen Platz mehr.«
    »Und was machen wir jetzt?«, fragte Ingrid.
    »Sie gehen zu Fuß. Geben Sie mir die Schlüssel, ich parke Ihren Wagen.«
    »Du bist schuld, dass ich zu spät komme«, beklagte sich Ingrid, als sie den Kleidersack aus dem Kofferraum nahm. »Ich?«
    »Ja. Mit deinem ständigen Fahr-langsam-fahr-langsam …« Autos zu beiden Seiten der Straße. Autos verstopften den riesigen Patio. Vor dem Eingang zu der großen, dreistöckigen Villa mit Turm stand noch einer in Livree mit lauter Goldtressen. Der Majordomus? Er musste mindestens neunundneunzig sein, und um nicht zusammenzubrechen, klammerte er sich an eine Art Hirtenstab.
    «Buongiorno, Armando«, begrüßte Ingrid ihn. «Buongiorno, Signora. Sie sind alle draußen«, sagte

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