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Commissario Montalbano 12 - Die Spur des Fuchses

Commissario Montalbano 12 - Die Spur des Fuchses

Titel: Commissario Montalbano 12 - Die Spur des Fuchses Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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es besser ansehen zu können, nahm Montalbano eine große Lupe aus der Schublade.
    »Du kommst mir vor wie Sherlock Holmes«, sagte Mimi. »Und du wärst dann Doktor Watson, ja?«
    Zwischen dem auf dem Strand verendeten Pferd und dem auf dem Foto konnte er überhaupt keinen Unterschied erkennen. Aber er verstand ja auch nichts von Pferden. Es blieb ihm wohl nichts anderes übrig als Rachele anzurufen, doch das wollte er nicht tun, solange Mimi noch bei ihm war; denn es war ja möglich, dass Rachele im Glauben, er wäre allein, irgendwelche verfänglichen Themen ansprach. Doch sobald Augello wieder in sein Büro gegangen war, rief er Rachele auf dem Handy an. »Montalbano hier.«
    »Salvo! Wie schön! Ich hab heute Morgen schon versucht, dich zu erreichen, aber man sagte mir, du wärst nicht im Büro.«
    Er hatte völlig vergessen, dass er Ingrid fest versprochen hatte, Racheles Anruf zu beantworten. Jetzt musste er auch ihr noch eine Lüge auftischen. Und ihm kam noch ein neues Sprichwort in den Sinn: »Oftmals rettet eine Lüge / dich vor unnötiger Rüge.«
    »Ja, ich war tatsächlich nicht da. Aber als ich dann zurückkam und man mir sagte, dass du angerufen hast, habe ich sofort zurückgerufen.«
    »Ich will dich gar nicht länger aufhalten. Gibt es irgendwelche Neuigkeiten bei den Ermittlungen?«
    »Was für Ermittlungen?«
    »Na, die im Zusammenhang mit meinem getöteten Pferd!«
    »Da gibt's keine Ermittlungen, weil von deiner Seite aus gar keine Anzeige erstattet worden ist.«
    »Ach, so ist das«, sagte Rachele enttäuscht. »Ja. Und wenn überhaupt, dann musst du dich auch an die Questura in Montelusa wenden. Denn da hat Lo Duca den Diebstahl der beiden Pferde angezeigt.«
    »Ich hatte gehofft…«
    »Tut mir leid. Hör mal, ich hab da ganz zufällig eine Zeitschrift in die Finger gekommen, in der ist ein Foto von dem Pferd abgebildet, das Lo Duca gestohlen wurde …«
    »Rudy.«
    »Ja. Ich habe den Eindruck, dass Rudy dem toten Pferd, das ich auf dem Strand gesehen habe, zum Verwechseln ähnlich sieht.«
    »Sie sehen sich ziemlich ähnlich, das sicher. Aber verwechseln konnte man sie nicht. Zum Beispiel hatte Super, mein Pferd, einen kleinen Flecken auf seiner linken Seite, der recht ungewöhnlich war, so eine Art dreizackiger Stern. Hast du den gesehen?«
    »Nein, weil es genau auf dieser Seite lag.«
    »Deshalb hat man es wohl auch verschwinden lassen. Damit es nicht identifiziert werden konnte. So langsam glaube ich wirklich, das Scisci recht hat: Sie wollen ihn auf kleiner Flamme gar schmoren.«
    »Wäre möglich …«
    »Hör mal…«
    »Ich höre.«
    »Ich möchte … mit dir reden. Dich sehen.«
    »Rachele, glaub mir, das ist jetzt kein Lügenmärchen, aber ich stecke im Moment wirklich in Schwierigkeiten.«
    »Aber zum Überleben musst du doch auch essen, oder?«
    »Das schon. Aber ich rede nicht gern beim Essen.«
    »Ich will nur fünf Minuten mit dir sprechen, und auch erst nach dem Essen, das verspreche ich dir. Können wir uns nicht heute Abend sehen?«
    »Ich weiß es noch nicht. Machen wir's doch so: Um Punkt acht rufst du mich hier im Kommissariat an, dann kann ich dir mehr sagen.«
    Er nahm die Akte Licco erneut zur Hand, las sie noch einmal aufmerksam durch und machte sich weitere Notizen. Mit dem Blick des Strafverteidigers war er wieder und wieder die Argumente durchgegangen, die er gegen Licco vorzubringen hatte. Und nun kam ihm das, was er als Schwachpunkt in Erinnerung hatte, nicht länger wie ein feiner Spaltvor, sondern wie eine klaffende Lücke. Liccos Freunde hatten recht: Entscheidend war seine Haltung im Gerichtssaal, es genügte, wenn er auch nur ansatzweise eine Unsicherheit in diesem Punkt verriet, und schon würde die Verteidigung besagte Lücke in einen breiten Durchgang verwandeln, durch den Licco in aller Seelenruhe nach draußen spazieren konnte, nachdem man sich von Gesetzesseite wortreich bei ihm entschuldigt hatte.
    Gegen eins, als er sein Büro verließ, um zum Essen in die Trattoria zu gehen, rief Catarella ihn:
    »Dottori, bitte wollen Sie mich entschuldigen, aber sind Sie denn nun da oder nicht?«
    »Wer ist denn am Telefon?«
    »Staatsanwalt Giarrazzo.«
    »Stell ihn zu mir durch.«
    «Buongiorno, Montalbano, Giarrizzo hier. Sie wollten etwas von mir?«
    »Ja, vielen Dank. Ich muss Sie dringend sprechen.«
    »Können Sie … warten Sie … um 17.30 Uhr bei mir sein?«
    In Erwägung und Würdigung des Umstands, dass er tags zuvor praktisch gefastet hatte,

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