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Commissario Montalbano 13 - Das Ritual der Rache

Commissario Montalbano 13 - Das Ritual der Rache

Titel: Commissario Montalbano 13 - Das Ritual der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Camilleri
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erneut darauf.
    Nach einer Weile drehte Montalbano sich um, ging auf Fazio zu, legte ihm eine Hand auf die Schulter und sagte:
    »Entschuldige.«
    Da tat Fazio etwas, was er sonst niemals zu tun gewagt hätte. Er legte seine Hand auf die Hand des Commissario und sagte:
    »Sie müssen mich entschuldigen. Ich war es, der Sie provoziert hat.«
    Montalbano setzte sich wieder hinter den Schreibtisch. Sie sahen sich lange in die Augen. Und Fazio fing an zu reden.
    »Dottore, seit einiger Zeit ist es hier drinnen kaum mehr zum Aushalten.«
    »Augello?«
    »Ja, Dottore. Ich sehe, Sie haben es auch bemerkt. Er ist wie ausgewechselt. Vorher war er ein fröhlicher Bursche, einer, der einen mit seiner guten Laune angesteckt hat. Jetzt dagegen ist er immer in düsterer Stimmung, die kleinste Kleinigkeit regt ihn auf, er macht einem haltlose Vorwürfe und beleidigt einen. Vaccarella, ein Polizist, wollte sich schon an die Gewerkschaft wenden, ich konnte ihn gerade noch davon abhalten. Aber lange wird es so nicht mehr weitergehen. Sie müssen eingreifen, herausfinden, was mit ihm los ist, vielleicht hängt bei ihm ja der Haussegen schief …«
    »Warum hast du mir das nicht schon früher gesagt?«
    »Dottore, hier will doch keiner die Petze unter den Kollegen sein.«
    »Und was ist mit Catarella?«
    »Er hat einen Anruf nicht zu Dottor Augello durchgestellt, weil er dachte, Augello wäre noch nicht zurück im Büro. Dann hat die wieder angerufen, und Catarella hat das Gespräch durchgestellt.«
    »Warum hast du ›die‹ gesagt?«
    »Weil Catarella gesagt hat, es wäre eine weibliche Stimme gewesen.«
    »Der Name?«
    »Catarella meinte, die Frau hat beide Male nur gesagt ›Dottor Augello, bitte‹ und weiter nichts.«
    »Was ist danach passiert?«
    »Dottor Augello ist wie ein Irrer aus seinem Zimmer gestürzt, hat Catarella am Revers gepackt, ihn gegen die Wand geschleudert und ihn angeschrien: ›Wieso hast du mir den ersten Anruf nicht durchgestellt?‹ Zum Glück war ich da und hab ihn zurückgehalten. Und zum Glück war niemand sonst da, sonst hätte das alles schlimm geendet. Dieses Mal hätten sie wirklich die Gewerkschaft eingeschaltet.«
    »In meiner Anwesenheit hat er so etwas aber noch nie gemacht.«
    »Dottore, wenn Sie im Büro sind, hält er sich ja auch zurück.«
    So sah es also aus. Mimì hatte kein Vertrauen mehr zu ihm, Catarella ebenso wenig, Fazio hatte ihm unfreundlich, fast schon aggressiv geantwortet … Eine unerträgliche Situation hatte sich schon eine ganze Weile hingezogen, ohne dass er etwas davon bemerkt hatte. Früher hatte er den kleinsten Stimmungsumschwung bei seinen Männern gewittert, hatte sich Sorgen gemacht und den Grund dafür wissen wollen. Jetzt bekam er so etwas gar nicht mehr mit. Sicher, er hatte eine Veränderung bei Mimì festgestellt, aber das war ja auch so offensichtlich, dass es eigentlich unmöglich war, sie zu übersehen. Was war das? Müdigkeit? Oder hatte das Alter seine Antennen abstumpfen lassen? Wenn das stimmte, war ganz eindeutig der Augenblick gekommen, in den Ruhestand zu gehen. Doch vorher musste das Problem mit Mimì gelöst werden.
    »Was waren das für zwei Dinge, die du mir mitteilen wolltest?«
    Fazio schien erleichtert über den Themenwechsel.
    »Also, Dottore, seit Anfang des Jahres hat es auf Sizilien zweiundachtzig Anzeigen über verschwundene Personen gegeben, darunter dreißig Frauen. Bei den Männern sind es demzufolge zweiundfünfzig. Ich habe die mal durchgesehen. Darf ich auf meinen Zettel schauen?«
    »Solange du mir nicht sämtliche Meldedaten vorliest, habe ich nichts dagegen.«
    »Von diesen zweiundfünfzig sind einunddreißig von außerhalb der EU mit regulärer Aufenthaltserlaubnis, aber sie sind von einem Tag auf den anderen nicht mehr an ihrer Arbeitsstelle erschienen und auch zu Hause nicht mehr aufgetaucht. Von den verbleibenden einundzwanzig sind zehn Kinder. Somit bleiben elf übrig. Von diesen elf waren acht zwischen siebzig und neunzig Jahre alt. Alles Männer, die nicht mehr so ganz richtig im Kopf waren. Vielleicht verlassen sie ihre Wohnung und finden dann nicht mehr den Weg zurück.«
    »Bei welcher Zahl sind wir angekommen?«
    »Bei drei, Dottori. Von diesen dreien, die alle um die vierzig sind, war einer ein Meter fünfundfünfzig groß, ein zweiter ein Meter zweiundneunzig, und der dritte hatte einen Herzschrittmacher.«
    »Folglich?«
    »Folglich kann sich keine der Anzeigen auf unseren Ermordeten beziehen.«
    »Weißt du, was

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