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Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman

Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman

Titel: Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Florin
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Mal gesagt, dass ich’s nicht tu.« Felderer schüttelte den Kopf und verdrehte die Augen. »Immer kommt der in der Hochsaison, ich bitte Sie. Außerdem, bei dem Laden aus Prinzip nicht. Heute Nachmittag war’s schon wieder so weit. Sein eigener Kellner hatte wohl einen kleinen Autounfall.« Felderer kräuselte seine Lippen. »Der Wirt war ganz fertig. Der kaputte Alfa, der einen Purzelbaum geschlagen hat, war wohl sein eigener. Vermutlich hat der Kellner dabei den Löffel abgegeben, was hoffentlich bald für das ganze Bumslokal gilt.«
    Lissie schaute ihn fassungslos an. Da fiel ihr ein, dass sie genau diesen Unfall mitbekommen haben musste. »Nee, der Kleine hat überlebt!«
    Felderers Augen begannen interessiert zu funkeln, doch bevor er etwas sagen konnte, hörte sie es in seiner Jacketttasche summen.
    Er fasste hinein und zog mit einem unwirschen Gesichtsausdruck ein Mobiltelefon hervor. »Ja?«
    Lissie runzelte die Stirn. Merkwürdiger Typ.
    »Ja, Sie sprechen mit dem Juniorchef. Karl Felderer.« Plötzlich wirkte er genervt. »Wenn es sein muss. Ich komme hin. Es kann aber später werden.« Grußlos drückte er das Gespräch weg und steckte das Telefon wieder ein.
    »Betrachten Sie sich als eingeladen«, erklärte er, für Lissies Geschmack zu großspurig, und machte dem Kellner im Aufstehen ein Zeichen. »Ich sehe Sie dann in meinem Restaurant. Genießen Sie derweil Ihre neuen Schuhe«, grinste er mit einer Kopfbewegung in Richtung Einkaufstüte. »Jedenfalls so lange, bis Ihnen klar wird, dass der Gauner Niedermeyer Sie beim Preis über den Tisch gezogen hat«, setzte er boshaft nach und schob ihr seine Visitenkarte über den Tisch. »Ich muss weg, hat mich gefreut.«
    Lizzie blickte ihm nach, wie er durch das Bozner Tor in Richtung Lauben verschwand. Sie schaute in ihre Tüte. Es waren überhaupt keine Schuhe, sondern eine elegante Handtasche aus Straußenleder, in Apricot, ihrer Lieblingsfarbe. Mit einem Ruck riss sie das Preisschild vom Henkel ab, schnippte es zusammengeknüllt in den Aschenbecher und stand auf. Der Kellner versuchte vergeblich, eine ausdruckslose Miene aufzusetzen, als sie von der Terrasse hinaus auf die Freiheitsstraße trat. Der Reiz des ersten Urlaubstages war verflogen. Lissie wollte nur noch eine Kleinigkeit essen und danach möglichst schnell zurück in die Pension.
    In einem stillen Durchgang zwischen dem Corso Libertà und den Lauben saß eine hellrote Katze auf einem Treppenabsatz und bearbeitete mit ihren Krallen ein Stück Bettwäsche, das zum Auslüften aus dem Souterrainfenster hing. Lizzie blieb stehen und pfiff dem Tier zu. Die Katze würdigte sie keines Blickes. Hier war früher ein verstaubter Trödelladen gewesen, der Bilder mit Meran-Motiven draußen in dem schmalen Durchgang ausgestellt hatte. Lizzie hatte einige Male auf den Laden aufgepasst, als der Besitzer wegmusste. Zum Dank hatte er ihr das letzte Mal ein kleines Ölbild geschenkt, das einen der Spronser Seen darstellte. Lissie versuchte sich zu erinnern, wo das Bild geblieben war, doch es gelang ihr nicht. Wieder ein Stück Erinnerung an früher auf Nimmerwiedersehen verschwunden.
    Schnee von gestern. In dem Haus hatte sich inzwischen eine kleine Pizzeria eingenistet. Lizzie bestellte sich eine Pizza funghi zum Mitnehmen. Zurück in ihrem Zimmer, kroch sie mitsamt der Pappschachtel ins Bett, futterte und vertiefte sich in die Lokalseiten der in der Buchhandlung Kirchrather erworbenen »Dolomiten«.
    Ein paar Stunden später fuhr sie hoch und merkte, dass sie mit den Resten der Pizza auf ihrer Brust eingeschlafen war. Sie schaute auf ihr Handy. Alexander hatte nicht angerufen und auch keine SMS geschickt. War der jetzt sauer wegen der Pension, die sie sich ausgesucht hatte? Lissie stopfte die Pappschachtel in den Abfalleimer im Bad und schlüpfte wieder ins Bett. Es war kurz vor zwölf.
    * * *
    Um die gleiche Zeit setzte Katie Renzinger die letzten leeren Gläser und Weinkrüge unsanft auf ein verbeultes Blechtablett und wischte ohne Anspruch auf Perfektion über die mit Weinrändern und Brotkrümeln verunzierten Tische. Ihr Mund verzog sich verächtlich. Sie kapierte nicht, warum die Touristen dieses verdreckte, staubige Loch zünftig fanden. Aber die Leut sind halt verrückt, befand sie und sparte absichtlich einen frischen Wachsfleck aus, der sich leicht hätte abkratzen lassen.
    Schließlich brachte sie ihre Leibesfülle mit einer Mischung aus Husten und Grunzen wieder in die Senkrechte und schlurfte nach

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