Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman

Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman

Titel: Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Florin
Vom Netzwerk:
brachte der Commissario die Gesprächsführung wieder an sich. »Also. Wie war das heute Morgen, als Sie den Toten gefunden haben?«
    »Na ja. So um sieben, als ich bei der Hintertür raus wollte, die Klos absperren, bin ich über die Bescherung gestolpert«, sagte die Renzingerin schließlich. Als ob es sich bei dem toten Karl Felderer um einen Hundehaufen gehandelt hatte.
    »Kommen Sie, Frau Renzinger. Wann war Karl gestern Abend bei Ihnen im Lokal, und wann ist er gegangen? Welche Gäste waren da? Ich finde es ja ohnehin heraus.«
    »Es war ruhig. Der Felderer war überhaupt nicht im Lokal. Der Niedermeyer war da. Der hatte einen bei sich, den hab ich nicht gekannt.«
    »Klaus Niedermeyer, der Inhaber vom La Scala in den Lauben«, soufflierte Emmenegger.
    »La Scala, dass ich nicht lache«, grunzte die Frau. »Früher, unter seinem Vater, hat der Laden noch Niedermeyer Lederwaren geheißen. Sein Alter dreht sich wahrscheinlich im Grab um, so wie der Klaus den Welschen in den Hintern kriecht, damit die bloß bei ihm kaufen.« Die Renzingerin schnäuzte sich. »Geld, Geld, immer bloß italienisches Geld.«
    Pavarotti beschloss, das Thema sicherheitshalber nicht zu vertiefen. »Wie sah der Begleiter vom Niedermeyer denn aus?«
    »Wie ein Mann eben. Dünn. Sah nach einem Italiener aus. Wie nicht anders zu erwarten, oder?«
    »Hat der Italiener das Lokal zwischendurch einmal verlassen?«
    »Kann ich nicht sagen. Oder glauben Sie, ich hab Zeit, Wache zu stehen? Den Niedermeyer hab ich zufällig gesehen, wie er gegen Schluss, so um elf, mal auf den Abort hinaus ist. Mehr weiß ich nicht. Und jetzt muss ich in meine Küche, die Knödel vorbereiten. Pfüat di, Herr Tenor.«
    Pavarotti war verblüfft wegen des unverhofften Informationsschnipsels am Schluss. Er blickte der Renzingerin hinterher, die sich wogend und bebend ihren Weg zwischen den Schreibtischen des Bereitschaftsraums hindurch bahnte, hinaus in den gerade wieder einsetzenden Regen.
    Irgendwas hatte sie gesagt, was ihm komisch vorgekommen war, aber ihm wollte partout nicht einfallen, was es war. Sein Verstand war immer noch vollkommen blockiert wegen der unglaublichen Frechheit dieser Touristin.
    Pavarotti stand auf und ballte die Fäuste. Die Dame konnte jetzt was erleben.
    * * *
    Ein regnerischer Nachmittag in Meran hat immer was. Das fand jedenfalls Pavarotti. Die Fremden freute der Regen natürlich nicht, denn ihre Urlaubs- und Wanderpläne kamen total durcheinander. Gezwungenermaßen schoben sie sich, in feuchte, dampfende Regenkleidung gehüllt, in den engen Laubengängen aneinander vorbei. Zumindest diejenigen, die sich noch nicht in eine der Weinstuben verzogen hatten und dem Abend entgegensüffelten. Pavarotti schnappte sich einen altersschwachen Schirm aus dem Fundus der Polizeiwache und grinste. Irgendwann würde sich heute auch der letzte Feriengast mit dem Regenwetter draußen versöhnen. Das lag in der Natur der Sache.
    Pavarotti hielt es eher mit den Einheimischen, die an einem regnerischen Tag über ihre Zeit verfügen konnten. Er übersprang das Flanieren in den Lauben und kam gleich zum Wesentlichen. In Meran war der Regen traditionell ein Anlass, das Tempo des Alltags zu drosseln. Regen war eine wunderbare Ausrede, Lästiges aufzuschieben, um auf einer überdachten Veranda oder unter einer Pergola endlich einmal in Ruhe die »Dolomiten« zu lesen, über Belanglosigkeiten zu schwatzen oder einfach ins Leere zu starren. Eben etwas ganz Besonderes. Das war die einzige Gewohnheit, die Pavarotti an den Hiesigen sympathisch fand. Nachdem er das von Emmenegger getippte Vernehmungsprotokoll der Renzingerin durchgesehen und mit einer Vielzahl von Korrekturen versehen hatte, trat er auf das nasse, im bläulichen Spätnachmittagslicht glänzende Trottoir hinaus. Kalt war es nicht.
    Schräg gegenüber der Weinstube Hans, aus deren halb geöffneter Tür bereits ein Höllenlärm auf die Straße drang, bog Pavarotti in eine Querung in Richtung Passer ab. Er musste in Ruhe nachdenken. Mittlerweile wurde seine Wut zunehmend durch ein unangenehmes Bohren im Magen verdrängt. Er bekam das Gefühl, dass er sich gegen die bevorstehende Auseinandersetzung mit dieser unverschämten Weibsperson wappnen musste. Es würde nicht einfach sein, sie zur Vernunft zu bringen. Schuldgefühle plagten die Frau bestimmt nicht.
    Das kleine Café Hilti befand sich an der Spitze des schmalen Durchgangs – dort, wo er steil in Richtung Via Veneta abknickte, direkt neben einem

Weitere Kostenlose Bücher