Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman

Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman

Titel: Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Florin
Vom Netzwerk:
richtigen Stellen. Der Mann lächelte zögernd.
    »Oje, entschuldigen Sie, ich wollte Sie nicht erschrecken! Darf ich mich vorstellen? Ich bin Erich Kirchrather. Wir waren verabredet, nicht? Als Sie nicht auftauchten, dachte ich mir, ich geh Ihnen mal entgegen. Ich war schon wieder auf dem Rückweg, da wollte ich hier noch schnell einen Kaffee trinken. Die Martha hat mir gesagt, dass Sie sich nach unserem Mordfall erkundigt haben.«
    Verdammt, dachte Lissie. Unser Toni-Sailer-Verschnitt hier ist wirklich hochgefährlich. Laut sagte sie: »Ähem, die Inhaberin hier, also die Martha, hat die Zeitung fast verschlungen. Da bin ich neugierig geworden und hab auch einen Blick auf die Schlagzeile riskiert. Aber ich wusste schon, dass was Schlimmes passiert war. Sie wissen ja, ich wohne doch da, im Hotel Felderer.«
    »Ach so, stimmt.« Toni Sailer lachte wieder und wurde trotz des Mordfalls immer leutseliger.
    Noch einer in tiefer Trauer um den Toten, dachte Lissie. Angesichts der offenkundigen Charmeoffensive wappnete sie sich und strahlte zurück. Na, wollen mal sehen.
    »Herr Kirchrather, bitte verzeihen Sie. Ich war ganz versunken und hab die Zeit vergessen. Aber wie haben Sie mich denn überhaupt erkannt?«
    Reumütiges Grinsen, sehr jungenhaft. »Ich muss zugeben, ich war neugierig, wer da zu mir will, und habe Ihren Namen gegoogelt. Die Suche ergab in der Tat ein paar Treffer.« Seine Mundwinkel zuckten. »Sie sind ja in der Finanzbranche in Deutschland ganz schön herumgekommen, nicht wahr?«
    Lissie kam sich plötzlich vor wie eine Public-Relations-Nutte und hatte schon den Mund zu einer zornigen Entgegnung geöffnet, da setzte Kirchrather nach: »Und da war auch Ihr Foto. Was hat Sie denn heute Morgen gedanklich so in Anspruch genommen, dass Sie mich versetzt haben?«
    Nur nicht das Tempo drosseln, lieber Sailer Toni. Weiter mit Höchstgeschwindigkeit die Abfahrt runter. »Ich habe über meinen Vater nachgedacht«, antwortete sie wahrheitsgemäß. Vielleicht entwickelte sich ihre Coverstory ja doch noch nach Programm.
    »Ja, das habe ich gleich vermutet«, erwiderte Kirchrather. »Über den steht auch so einiges im Internet.« Lissie merkte, wie ihr die Röte den Hals hochkroch. War ihre Familiengeschichte in diesem grässlichen Kaff Meran denn jetzt endgültig zum öffentlichen Gut mutiert? Wider Willen amüsierte sie sich, dass Pavarotti offenbar eine aufwendige polizeiinterne Anfrage gestartet hatte. Wo er doch alles Wichtige innerhalb weniger Sekunden per Mausklick selbst hätte recherchieren können.
    Kokett blinzelte sie ihr Gegenüber an, das sich mittlerweile gesetzt hatte. »Kompliment, dass Sie noch das Internet anzapfen. Meine Mutter ist auch etwa in Ihrem Alter. Aber für einen Internetzugang konnte ich sie nicht mehr erwärmen.« Billig, aber wohltuend.
    Damit der Kirchrather jetzt nicht gleich dichtmachte, legte sie schnell nach: »Aber ich hörte, so was wie Datenbanken sind bei Ihnen ohnehin unnötig. Sie sollen ja selbst ein phänomenales Gedächtnis haben. Und genau das muss ich unbedingt anzapfen.«
    »So?« Kirchrather setzte seinen Cappuccino ab. »Jetzt bin ich aber gespannt.« Erwartungsvoll lehnte er sich zurück, lächelte falsch und fixierte sie mit seinen glänzenden Toni-Sailer-Augen.
    Plötzlich fühlte sich Lissie erneut wie erstarrt, ihre Glieder wurden schon wieder bleischwer. Nichts da, knurrte sie innerlich. Jetzt kommt’s drauf an.
    Sie zwickte sich unter dem Tisch mit voller Kraft in die Wade und spürte den Schmerz wie einen Adrenalinstoß, der sie mit Schwung in die richtige Spur schob. Die verdammte Blockade löste sich. Jetzt konnte sie endlich in ihre Story einsteigen.
    * * *
    Pavarotti befand sich im Schatten des Laubendurchgangs auf zufälligem Beobachtungsposten. Durch die Glasscheibe des Cafés konnte er sehen, wie Lissie ein Blatt Papier aus ihrem kleinen Rucksack holte und Kirchrather hinüberreichte. Was für ein halbseidenes Schriftstück hatte sie sich denn da auf die Schnelle zusammengezimmert? Trotz ihrer Schminke und ihrer perfekten Kurzhaarfrisur sah die Deutsche aus wie eine kleine verzweifelte Maus. Pavarotti grinste bewundernd. Was für eine prima Schauspielerin sie doch ist, dachte er. Jede Wette, dass der Kirchrather ihre Story mit Haut und Haaren schlucken wird.
    Eigentlich hatte Pavarotti einfach nur ein paar Minuten Pause im Café Egger machen wollen. Ein Glück, dass er die beiden noch rechtzeitig gesehen hatte und nicht mitten ins Gespräch geplatzt

Weitere Kostenlose Bücher