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Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman

Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman

Titel: Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Florin
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musste Ende dreißig, Anfang vierzig sein. Der Jüngere war gut aussehend und muskulös. Pavarotti bemerkte eine Anstecknadel mit dem Emblem des Mailänder Golfclubs an seinem Revers. Angeber. Wahrscheinlich tat er den ganzen Tag nichts anderes als Bälle schlagen. Der Commissario erwartete, dass der Alte als Erster das Wort ergreifen würde und behielt recht.
    » Buongiorno. Commissario Pavarotti? Si? Si. Mein Name ist Salvatore Topolini, und das ist mein Sohn Claudio.«
    Pavarotti gab beiden die Hand und wollte wieder Platz nehmen, doch Topolini senior winkte ab. » No, no. Hier sind wir nicht ungestört, lassen Sie uns ins Schreibzimmer nebenan gehen.«
    »Gern, wenn das bedeutet, dass ich von dem Anblick dieser Klimts verschont bleibe.«
    Topolini grinste. »Schlimm, nicht wahr? Aber was wollen Sie schon aus Österreich erwarten. Das ist halt eine lasche Käsnudeln- und Marillenknödel-Kultur. Nicht die richtige Diät für temperamentvolle Schönheiten wie unsere Loren. Aaaahh, unsere Sophia, unsere Göttin …«
    Im Gehen zeichnete der Italiener weibliche Kurven in die Luft, die der Klimt’schen Formenvielfalt in nichts nachstanden. Danach ließ sich der Alte schlaff, als hätte er sich nicht bloß in seiner Vorstellung mit einem weiblichen Körper beschäftigt, in einen Sessel sinken. Der Sohn verdrehte die Augen. Interessant.
    In der gegenüberliegenden Ecke des Schreibzimmers saß eine blasse junge Frau und haute wie verrückt in die Tasten ihres Laptops. Der alte Topolini schaute misstrauisch zu ihr hinüber, als sei sie eine gefährliche Wirtschaftsspionin, blieb aber dann doch sitzen. Pavarotti wunderte sich, wie die Frau es schaffte, in dieser Umgebung so viel Elan zu entwickeln. Keine Klimts in Sichtweite, grazie a Dio . Aber diese Einrichtung im Empirestil war fast genauso schwülstig. Hier konnte doch kein normaler Mensch einen vernünftigen Gedanken fassen. Pavarotti merkte plötzlich, dass die Dame ihm irgendwie bekannt vorkam. Wer war sie bloß?
    Er schaute noch einmal hinüber. Neben der Frau, auf einem Bücherbord, in dessen Schnörkel sich dick der Staub abgelagert hatte, stand eine Gipsfigur der Kaiserin Sissi. Es handelte sich um eine kleinere Kopie der Sissi-Statue an der Gilfpromenade.
    »Und was halten Sie von dieser hübschen Österreicherin?«, fragte er lächelnd.
    Der Alte zuckte die Achseln. »Na ja. Una ragazza mit zu viel Herzschmerz, aber zu wenig Temperament.« Er grinste. »Blutarm halt, wie der ganze österreichische Adel.«
    »Quatsch mit Soße, Vater.«
    Oha. Pavarotti grinste innerlich. Er hatte gleich vermutet, dass der Jüngere nur darauf gewartet hatte, seinem Vater eins draufgeben zu können.
    Salvatore Topolini drehte sich zu seinem Sohn um, sein weicher Mund formte sich zu einem O.
    »Die Elisabeth war eine ziemlich Mutige, die sich vom österreichischen Hof nicht hat dressieren lassen, und überhaupt keine blasse Landpomeranze«, sagte Claudio Topolini.
    Interessant, diese beiden. Pavarotti merkte sich Claudio Topolini für eine spätere Einzelbefragung vor. Es machte keinen Sinn, ihn in Gegenwart seines Vaters auf den Abend in der Renzinger Weinstube anzusprechen.
    »Wie du meinst.« Salvatore Topolini schoss einen feindseligen Blick auf seinen Sohn ab und wandte sich achselzuckend dem Commissario zu. »Aber vermutlich verfügt Signore Pavarotti nicht über so viel freie Zeit wie wir, um sich derart müßigen Überlegungen hinzugeben. Commissario, Sie sagten am Telefon, dass Sie Fragen zum Tod von Karl Felderer haben. Wir werden Ihnen wohl kaum helfen können, aber lassen Sie hören.«
    » Mille grazie. Ich habe gehört, Sie hatten geschäftlich mit den Felderers zu tun. Worum ging es bei diesen Geschäften, Signore Topolini?«
    »Ich verstehe nicht. Was haben unsere Geschäftsaktivitäten in Südtirol mit dem bedauerlichen Tod von Signore Felderer zu tun?«
    Pavarotti nickte. Einen guten Schmierendarsteller konnte er auch abgeben, wenn’s drauf ankam. »Überhaupt nichts, kein Grund zur Sorge, tutto a posto «, zirpte er. »Aber bitte verstehen Sie, für mich ist der Tote bisher ein völlig Fremder. Um einen besseren Einblick in sein persönliches und geschäftliches Umfeld zu bekommen, brauche ich Hintergrundinformationen. Und dazu gehört auch der Kontakt des Toten zu Ihnen und Ihrem Unternehmen. Das heißt, ich bitte Sie, mir zu helfen. Ich bin auf Ihre Meinung angewiesen, Signore, glauben Sie mir. Ohne Sie komme ich bei meinen Ermittlungen nicht weiter.« Der

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