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Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman

Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman

Titel: Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Florin
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doch nicht weiterverhandeln, während Ihre Ermittlungen noch laufen!«
    Mit gespielter Überraschung riss Pavarotti die Augen auf. »Haben Sie vielleicht Angst, dass Sie es mit einem Mörder zu tun haben könnten? Und darf ich aus Ihren Bemerkungen schließen, dass Sie den Vater oder die Witwe verdächtigen?«
    Voll auf die Zwölf. Im Gesicht des Alten war wieder das O erschienen. Aus der Öffnung entwich ein undefinierbares Geräusch. Topolini junior, der ein schadenfrohes Grinsen nicht unterdrücken konnte, schob die Hand seines Vaters unsanft von seinem Arm und verschwand Richtung Klo. Pavarotti hätte ihm fast hinterhergerufen, er solle doch dableiben.
    »Ich verstehe trotzdem nicht, warum Sie warten wollen! Wie ich höre, ist Emil Felderer nach wie vor Geschäftsführer. Sie können den Pachtvertrag also genauso gut mit ihm abschließen. Oder etwa nicht?«
    »Riguardo …«
    Aus Rücksichtnahme? Als ob sich Felderer und Topolini senior, diese beiden gefühlskalten Trockenpflaumen, wegen pietätvoller Gefühle von ihren Geschäften abhalten ließen.
    Pavarotti stand auf. Für heute hatte er mehr als genug. Er verneigte sich vor der jungen Dame in der Ecke. Der Groschen war bei ihm endlich gefallen; die Dame stand normalerweise hinter dem Rezeptionstresen des Hotels Felderer und hatte ihn am Tag nach dem Mord zu den Privaträumen der Familie geführt. Wohl kaum ein Zufall, dachte Pavarotti und musste lächeln. Vielleicht eine Spionageabordnung von Emil Felderer, um seine Geschäftsfreunde ein wenig zu überwachen. »Grüßen Sie den Emil Felderer ganz herzlich von mir«, sagte er leichthin zu ihr.
    Die Kleine lief knallrot an und stand abrupt auf. Der Tisch mit dem Laptop darauf wackelte bedenklich. Pavarotti grinste und verließ das Zimmer.
    Beim Hinausgehen traf er auf den Kellner, der die beiden Cappuccini bringen wollte. »Nicht mehr nötig«, sagte er schadenfroh. Er gönnte dem alten Topolini seinen Cappuccino nicht. Der Kellner nickte und drehte um. Klack, klack-klack.
    * * *
    Emmenegger biss gierig in seine Semmel und verzog gleich darauf das Gesicht. Er hatte nichts gefrühstückt und vor lauter Heißhunger vergessen, sein Mittagsbrötchen auseinanderzuklappen, um nachzusehen, was für ein Belag drin war. Er hätte daran denken müssen, dass diese Vorsichtsmaßnahme in seinem Fall stets klug war. Besonders nach einem Abend wie dem gestrigen.
    Ob seine Frau einen Hass auf ihn schob oder gnädig gestimmt war, konnte man stets am Belag seiner Brotzeit ablesen, die sie ihm für seine Mittagspause mitgab. Gestern Abend, als er zwei Stunden zu spät vom Skat aus seiner Stammkneipe nach Hause gekommen war, hatte er seinen Lieblingsbelag – eine dicke Schicht Butter, darüber geräucherter Speck und obendrauf dünn aufgeschnittene Essiggürkchen – quasi selbst vergurkt. Widerwillig grinste er.
    Eins musste er seiner Martl lassen, sie keifte nie. Und machte auch nicht so kindische Sachen, wie beispielsweise hinter der Tür mit dem Nudelholz zu lauern. Wie immer, wenn er in Ungnade fiel, hatte sie auch gestern nur genickt, als er die Tür zur Wohnung aufgesperrt hatte. Stand einfach nur in ihrem Flanellnachthemd da und ruckte mehrfach mit ihrem Kopf, beinahe so, als freue sie sich, wieder einmal mit ihm recht gehabt zu haben. Nämlich dass er halt ein Zechbruder war, der das Haushaltsgeld in der Kneipe durchbrachte und der durch sein Verhalten regelmäßig und zuverlässig bewies, wie schlecht sie es mit ihm getroffen hatte. Ihre Rache nahm sie dann beim Essen.
    Dabei war Martha Emmenegger eigentlich eine ganz fabelhafte Köchin. Wenn ihr Mann ehrlich zu sich war, hatte dies zu einem beträchtlichen Teil dazu beigetragen, dass er ihr vor fast fünfundzwanzig Jahren einen Heiratsantrag gemacht hatte. Zugegeben, etwas überstürzt, nach einer gemeinsam im Schlafsack verbrachten Nacht auf der Mutspitze. Damals hatte für beide noch ein Schlafsack ausgereicht. Emmenegger schmunzelte. Was sie damals in einem einzigen Schlafsack angestellt hatten, würde heute schon rein figurmäßig nicht mehr gehen.
    Wehmütig dachte Emmenegger an das hauchzarte Kaiserfleisch mit goldgelb herausgebackenen Griesnocken von vorgestern Abend und studierte den Belag auf seiner Semmel. Hüttenkäse, den seine Frau scheinheilig mit klein gehacktem Ei aufgemotzt hatte. Der labberige Käse widerte ihn an, und gegen Eier war er allergisch. Als ob die Martl das nicht wüsste. Emmenegger ging in die Teeküche und schmiss die Semmel in den

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