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Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman

Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman

Titel: Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Florin
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aufgemachten Flyer, den sie sich im Restaurant geschnappt hatte.
    Pavarotti strich sich nachdenklich übers Kinn. Es fühlte sich stachelig an. Er merkte, dass er am Morgen vor lauter Sorge vergessen hatte, sich zu rasieren. Verflixte Weiber. Er korrigierte sich. Singular.
    Hm. Die Szene an der Passer brauchte nichts mit dem Tod von Karl Felderer zu tun haben. Vielleicht hatte die Niedermeyer geheult, weil es in ihrer Ehe kriselte, und hatte sich für ein paar Tage ein Zimmer genommen, um der dicken Luft zu Hause auszuweichen. Aber irgendwie glaubte er nicht dran. Seiner Erfahrung nach zogen in solchen Situationen meistens die Männer ins Hotel. Die Frauen neigten nicht dazu, den Streitereien auszuweichen.
    »Konntest du mithören, worüber sie sich unterhalten haben?«, fragte er hoffnungsvoll. Mittlerweile wusste er, dass Lissie ganz automatisch ihre Ohren in Richtung Nachbartische ausklappte.
    Zu seiner Enttäuschung schüttelte Lissie aber den Kopf. »Nein, leider nicht. Ich hab die zwei erst ganz zum Schluss bemerkt. Eine Minute später standen die schon auf und gingen rein.«
    »Wer war die andere Frau?«
    Lissie schüttelte den Kopf. »Nie gesehen. Aber irgendwie auffällig war die schon. So schlank wie ich, eher noch dünner. Auch sehr kurze Haare, aber dunkle, ganz eng anliegend am Kopf, wie eine Kappe. Stark geschminktes Gesicht, knallroter Lippenstift, irgendwie Femme-fatale-mäßig. Und da war noch was.« Lissie kicherte. »Sie war ziemlich angeschickert, und das schon um kurz vor drei Uhr nachmittags. Musste sich bei der Heulsuse unterhaken.«
    Pavarotti erstarrte.
    »Was ist? Ich bin den beiden dann übrigens noch unauffällig gefolgt …« Sie merkte, dass Pavarotti einhaken wollte, und hob die Hand. »Keine Bange, in weitem Abstand. Die haben mich nicht gesehen. Nachdem sie sich getrennt haben, ist der rote Lippenstift in der Lambertistraße in einen leicht heruntergekommenen Altbau hinein. Definitiv kein Mietshaus, keine Klingelschilder, sondern wohl irgendwas Offizielles. Ein Schild an der Tür gab’s nicht. Du wirst ja vermutlich rauskriegen können, um was es sich da handelt. Und wer die Frau war.«
    Pavarotti wusste es schon. Die Gerichtsmedizin. Editha. In seine Gesichtszüge kam wieder etwas Leben. Jetzt fiel ihm ein, was die ganze Zeit in seinem Hinterkopf rumort hatte. Er erinnerte sich an die Unterhaltung mit seiner Schwester vor ein paar Tagen. Editha hatte irgendwann mitten im Gespräch die Bemerkung fallen lassen, Karl Felderer sei im Bett ziemlich mau gewesen. Wenn nicht aus eigener Erfahrung – und in dieser Hinsicht glaubte er ihr sogar –, woher hatte sie es dann gewusst?
    Pavarotti atmete tief durch und stieß seine Bürotür auf.
    »Emmenegger und Brunthaler, marsch, marsch, in mein Büro!«, brüllte er in den Flur. Und prallte dabei fast mit Emmenegger zusammen, der offenbar die ganze Zeit draußen auf Abhörposten gestanden hatte und jetzt knallrot anlief. Doch Pavarotti hatte für solche Sperenzchen keine Zeit.
    »Brunthaler, wir haben einen Außeneinsatz. Sie, Emmenegger, Sie checken jetzt endlich das Alibi von der Ehefrau des Toten, dieser Louisa. Damit Sie mal ein bisschen Übung bekommen.« Und zu Lissie gewandt: »Und du gehst jetzt in dein Hotel und rührst dich nicht vom Fleck! Ich will dich nicht noch einmal suchen müssen!«
    »Ich will wissen, was du vorhast! Schließlich hab ich die ganze Arbeit gemacht!«, zischte Lissie halblaut, verstummte aber, weil Emmenegger schon wieder sichtlich die Ohren spitzte.
    Mit Schwung schlug Pavarotti dem neugierigen Sergente die Tür vor der Nase zu. Er sah, dass Lissie nach ihrer Tasche tastete, und atmete auf. Ein gutes Zeichen.
    »Ganz einfach. Ich werde die Niedermeyer jetzt sofort unter irgendeinem harmlosen Vorwand zur Befragung auf die Wache holen. Und dann röste ich die Dame auf kleiner Flamme. Sollte sich die Vermutung bestätigen, dass sie was mit Karl Felderer hatte, werden Brunthaler und ich uns ihren Mann heute noch vorknöpfen.«
    Hörbar sog Lissie die Luft ein. »Kann ich beim Verhör dabei sein? Vielleicht hinter so einer Spiegelwand?« Augenaufschlag.
    Pavarotti kriegte fast einen Lachkrampf. »Schau bloß, dass du jetzt Land gewinnst, bevor meine beiden Sergenten Verdacht schöpfen. Irgendwann passiert das nämlich, auch wenn die beiden zugegebenermaßen nicht besonders helle sind. Wir sehen uns morgen früh beim Frühstück in der Bar Algund am Sparkassenplatz. Dann erzähle ich dir alles.« Er grinste

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