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Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman

Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman

Titel: Commissario Pavarotti trifft keinen Ton - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Florin
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in dem blassen, von einem hellen Haarschopf umrahmten Gesicht viel zu groß wirkten. Ohne das gewohnte sarkastische Funkeln sahen Lissies Augen seltsam schutzlos aus.
    Was sollte er nur tun oder sagen? Ihm fiel partout nichts anderes ein, als auf die ineinanderverschlungenen Hände zu starren. Mechanisch registrierte Pavarotti im Hintergrund aufgebrachte Stimmen, gedämpft, wie aus einem leise gedrehten Radio. Emmenegger und Brunthaler, die sich stritten. Auf einmal wusste er eines ganz genau. Er wollte diese kleinen Hände und die Frau, der sie gehörten, beschützen. Gleichzeitig war ihm klar, dass er dazu kein Recht hatte. Lissie war keine Frau, deren Stolz so etwas zugelassen hätte.
    Ein Räuspern. Lissies Stimme klang ein wenig heiser. »Gibst du mir jetzt meine Hände wieder? Damit du es gleich weißt: Ich habe nicht die geringste Lust, mit dir eines dieser beliebten Gesellschaftsspielchen auf Zeit anzufangen.«
    Pavarottis Kopf ruckte hoch. Er erwachte aus seiner Starre und gab Lissies Hände frei. Der Bann war gebrochen. Er sah, dass das Glitzern in ihre Augen zurückgekehrt war. Da durchfuhr es ihn, dass sie ihn ja geduzt hatte.
    »Ich dachte, wir sind noch nicht so dicke …?«, stammelte er.
    »Fürs Du-Sagen reicht’s ja wohl inzwischen«, brummte Lissie und zupfte an ihrem verpflasterten Finger herum.
    Pavarotti wusste plötzlich, was er sagen wollte. »Du brauchst nicht nervös zu sein wegen mir. Es ist alles in Ordnung. Wir sind Freunde, okay?« Er griff wieder nach ihrer Hand und umschloss ihren verletzten Finger. »Hör damit auf, sonst fängt es wieder an zu bluten. Erzähl mir lieber, was passiert ist.«
    Lissie nickte, sichtlich erleichtert.
    »Also pass auf. Ich war heute Nachmittag in diesem Restaurant Gilf, hinter der Winterpromenade, bevor man die Klamm erreicht.«
    Pavarotti nickte schwer. Kurz vorher, beim Café Wandelhalle, war er auf der Suche nach Lissie umgekehrt. Er hatte nicht damit gerechnet, dass sie sich weiter als hundert Meter von einer Shoppingmeile entfernen würde. Wäre er vom Hotel Aurora über den Steinernen Steg gegangen, statt wie diesmal durch den Park, um der Sissi-Statue seine Referenz zu erweisen, wäre er unweigerlich über Lissie gestolpert.
    Pavarotti unterdrückte einen Fluch. Wäre er nicht stundenlang durch Meran geirrt, dann hätte er sich besser im Griff gehabt und diese … nun ja, Gefühlsaufwallungen von eben hätte es nicht gegeben. Fast bereute er es schon wieder, ihr seine Freundschaft angeboten zu haben. Hatte er sich ihr etwa aufgedrängt? Wieder einmal wusste er die Antwort nicht. Waren eigentlich alle Männer in Gefühlssachen so unentschieden und wankelmütig?
    Pavarotti merkte plötzlich, dass Lissie schon weiter im Text war.
    »… und als die zwei Frauen aus dem Gilf wieder rauskamen, sah ich, dass eine der Tussis die Verkäuferin vom Niedermeyer war. Die hat mir vor ein paar Tagen meine neue Straußenledertasche verkauft.«
    Pavarotti, der sich nicht im Geringsten für Straußenleder interessierte, verdrehte die Augen. »Na und? Was soll daran verdächtig sein, wenn die mit einer Freundin zum Mittagessen ins Gilf geht? Übrigens war das keine Verkäuferin, sondern die Ehefrau vom Niedermeyer.«
    »Woher willst du das denn wissen?«
    »Weil der Geizhals Niedermeyer gar keine Verkäuferin hat, sondern seine Frau hinter den Verkaufstresen stellt. Die ganz schön durch den Wind sein soll derzeit, sagt er. Das stimmt übrigens, ich konnte mich selbst davon überzeugen. Viel Umsatz ist mit der im Moment kaum zu machen.«
    Lissie wurde still und dachte nach. Nach einer Weile sprach sie weiter. »Das wird ja immer interessanter. Ich bin nämlich neugierig geworden, weil die Dame einen Zimmerschlüssel bei sich trug. Ich hab ihn auf dem Tisch liegen sehen, so einen mit großem Holzanhänger, damit man ihn nicht verliert. Ich wusste gleich, das kann kein normaler Hausschlüssel sein. Gewundert hab ich mich, was eine Verkäuferin vom Niedermeyer, die ja bestimmt irgendwo in Meran wohnt, mit einem Hotelzimmer will. Mein angeborener Instinkt für Skandälchen hat da sofort Alarm geschlagen.« Lissie grinste. »Und als sie wieder rauskamen, hab ich gesehen, dass sie, also die Frau vom Niedermeyer, geheult hatte.«
    »Und weiter?«
    »Das war’s eigentlich schon. Ich bin dann gleich rein, um zu bezahlen, und hab den Schlüssel neben der Kasse liegen sehen. Die vermieten da Apartments für einen Monat oder mehr, schau.« Lissie wedelte mit einem billig

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