Commonwealth-Saga 1 - Der Stern der Pandora
sagen, ob dieses Loch bereits offen war, als wir aus dem Wurmloch gekommen sind?«
»Wir wissen dass der Apex flach war, doch das Hysradar verrät uns nicht, ob er offen war oder nicht.«
»Also schön. Empfehlungen?«
»Schicken Sie eine Sonde rein«, sagte Russell ohne zu überlegen.
»Nein, noch nicht«, widersprach Tunde. »Zuerst sollten wir es für eine Weile beobachten.«
»Während wir es beobachten, könnten wir allerdings bereits einen Satelliten vorbereiten und über die Öffnung hinweg fliegen lassen«, sagte Oscar. »Wir behalten unseren gegenwärtigen Abstand bei und werfen einen Blick direkt von oben hinein. Unsere gegenwärtige Position verschafft uns einen lausigen Blickwinkel.«
Wilson war gelinde überrascht angesichts des Vorschlags. Er hatte erwartet, dass Oscar vorsichtiger sein würde, obwohl ein Satellitenvorbeiflug vernünftig klang. Falls irgendetwas in dieser Halbkugel war, dann musste es die Second Chance längst bemerkt haben. »So machen wir es.«
»Ich beginne mit der Vorbereitungssequenz.« Oscar ging zu der Konsole, an der normalerweise Anna saß, und rief die Startroutine auf.
»Bis wir so weit sind«, sagte Wilson trocken, »hat vielleicht irgendjemand eine Idee, was das für ein Ding ist?«
Jean Douvoir kicherte leise. »Die Festung der Dunkelheit, wo der böse Herrscher lauert.«
»Danke. Sonst noch jemand?«
»Ich hätte da eine Idee«, sagte Bruno. Er errötete sanft, als die gesamte Brückenbesatzung ihn anblickte. »Nun, es ist aktiv, oder? Irgendetwas in seinem Innern erzeugt Gravitationswellen und magnetische Felder, und das ist nur das, was wir von hier aus entdecken können. Der Artefakt befindet sich außerdem exakt auf dem Äquator der Barriere, und so weit es unsere Sensoren feststellen können, ist er perfekt an der Ebene der Ekliptik ausgerichtet. Ich bin zwar nicht sicher, inwieweit das von Bedeutung ist, aber …« Er blickte sich um, offensichtlich nervös, weil er plötzlich im Mittelpunkt stand. »Ich dachte, es handelt sich vielleicht um eine Art Generator, das ist alles. Ein Generator, der die Barriere erzeugt, oder wenigstens diesen Teil der Barriere.«
Wilson blickte zu Tunde und hob fragend eine Augenbraue.
»Könnte sein«, sagte Tunde. »Bis irgendjemand mit einem anderen Vorschlag oder einem Gegenbeweis kommt, sollten wir davon ausgehen.« Er winkte Bruno mit erhobenem Daumen zu. »Nicht schlecht.«
Zwanzig Minuten später startete Oscar den Satelliten der Moore-Klasse. Der Ionenantrieb beschleunigte die kleine Sonde in einem weiten Bogen über den Apex der dunklen Hemisphäre hinweg. Nahezu jeder Bildschirm an Bord der Second Chance zeigte die Bilder, die von den Bordkameras des Satelliten aufgezeichnet wurden. Der violette Lichtschein ließ nicht viel erkennen; jedenfalls lauerte nichts direkt hinter dem Loch. Ein sehr hoch entwickeltes Analyseprogramm fand eine leichte, doch regelmäßige Fluktuation der Lichtintensität. Sie passte weder zu den Schwingungen der Gravitation- noch zu denen der elektromagnetischen Wellen.
Vier Stunden, nachdem die Sonde von der Second Chance gestartet war, befand sie sich direkt über der Öffnung im Apex der Hemisphäre. Selbst mit stärkster Vergrößerung war nichts zu erkennen als ein homogenes dunkelblaues Leuchten, als enthielte die gigantische Hemisphäre nichts außer blau fluoreszierendem Nebel. Zwanzig Minuten später, als die halbe Besatzung das Interesse bereits verloren hatte, verschwand das Licht urplötzlich, und die Öffnung war vollkommen schwarz. Nach weiteren achtzehn Minuten wurde sie wieder hell.
Ausgiebige Zeitlupenwiederholungen gekoppelt mit Bildverstärkungsprogrammen zeigten, dass sich etwas im Innern der Hemisphäre über die Öffnung bewegt und den Lichtschein verdeckt hatte.
»Ihr böser Herrscher hat soeben geblinzelt«, sagte Oscar zu Jean.
Nach drei Tagen Observation wussten sie, dass das Licht durchschnittlich alle siebeneinviertel Stunden blockiert wurde, obwohl dieser Abstand bis zu acht Minuten variieren konnte. Die Dauer der Eklipse war konstanter – ein wenig über achtzehn Minuten, bis auf ein einziges Mal, als es fast fünfundvierzig Minuten lang dunkel geblieben war.
Da während der gesamten Zeit nichts aus dem Loch gekommen war, genehmigte Wilson schließlich eine Observation aus größerer Nähe. Ein Satellit der Galileo-Klasse, größer als der Moore und mit einer Batterie leistungsfähigerer Sensoren ausgerüstet, glitt aus seinem Hangar im Rumpf der
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