Commonwealth-Saga 3 - Der entfesselte Judas
wahrscheinlich das Büro des Admirals durchlaufen sollen, und jede Menge Verwaltungspersonal hätte den Antrag geprüft. Die meisten wären unwillig gewesen, ihn weiterzuleiten, aus Angst, das Boot zum Schaukeln zu bringen. Es sei besser, hatte Renne sich gedacht, die Frage nicht zu stellen und zu versuchen, Bürokratie und Politik zu umgehen. Paula hätte es genauso gemacht.
»Nun sind wir beide hier«, sagte Christabel gut gelaunt. »Was kann ich für Sie tun?«
»Ich ermittle wegen der letzten Shotgun-Botschaft der Guardians. Im Grunde genommen möchte ich von Ihnen gerne erfahren, ob es eine Falle war, die Ihre Organisation gestellt hat.«
Christabel bedachte sie mit einem gelinde überraschten Blick. »Nicht dass ich wüsste. Warten Sie bitte einen Moment.« Ihre Augen schauten scheinbar ins Nichts, während sie ihre virtuelle Sicht bemühte. »Nein. Wir wussten nichts von alledem, bis es passiert ist.«
»Ich verstehe. Danke sehr.«
»Würden Sie mir verraten, warum Sie diese Frage gestellt haben?«
»Irgendetwas stimmt nicht an diesem Fall.« Renne winkte abfällig. »Nichts Faktisches, das ich zum damaligen Zeitpunkt in einem Bericht hätte erwähnen können – und jetzt ist Isabella verschwunden.«
»Das ist wohl kaum schlüssig. Isabella ist jung, und im Commonwealth herrscht Chaos, insbesondere angesichts all der Menschen, die von den Nachbarwelten der Lost 23 flüchten. Viele unserer reichen Gören ergehen sich in unappetitlichen Aktivitäten, die sie vor mir verbergen wollen. Glauben Sie nicht, dass Sie vielleicht ein wenig überreagieren?«
Renne war nicht sicher, ob die Frau sie verspottete oder ob sie ärgerlich darüber war, dass ihre Zeit verschwendet wurde. »Sie war früher mit Patricia Kantil befreundet.«
»Ich verstehe. Sie fügen die Unstimmigkeiten zusammen. Und ich bewundere Sie dafür, dass Sie Ihren Instinkten vertrauen. Das verstehe ich sehr gut – insbesondere angesichts ihrer früheren Mentorin.«
»Ich verstehe nicht ganz.«
»Sie tun echte Detektivarbeit. Sie haben meine Datei wahrscheinlich nicht gelesen, doch einer der unklassifizierten Einträge besagt, dass ich eine Ausbildung als Investigator besitze und meinen Abschluss beim Serious Crimes Directorate ein Jahr nach Paula Myo gemacht habe.«
»Ah.« Renne begann sich zu entspannen.
»Ich war wütend, weil die Dynastie ihre Entlassung unterstützt hat. Etwas weniger Politik im Leben würde ein paar mehr Resultate hervorbringen – nicht, dass meine liebe Dynastie insgesamt das je kapieren würde. Wie dem auch sei, Columbia hätte das niemals tun dürfen. Es war ein absoluter Missbrauch seiner Macht.«
»Ich dachte, er unterstünde Ihrer Jurisdiktion.«
»Ha!« Christabel grinste spöttisch. »Das zeigt, wie wenig Sie von der internen Politik unserer Dynastie verstehen. Columbia besitzt die volle Unterstützung unseres Senior Councils. Der Admiral hat sich in eine verdammt beeindruckende Position manövriert. Ich kann nur hoffen, dass Kime genügend Verstand besitzt, auf seinen eigenen Rücken aufzupassen. Ich konnte absolut nichts für Paula tun. Auch wenn sie ohne meine Hilfe auf den Füßen gelandet ist. Angesichts der Beziehungen, die sie im Laufe der Jahrhunderte im Commonwealth geknüpft hat, überrascht mich das allerdings kaum.«
»Sie war ein fantastischer Boss.«
»Sicher ein besserer als dieser Trottel Hogan, nehme ich an.«
»Offen gestanden, so schlecht ist Hogan gar nicht. Nur ein wenig an Vorschriften orientiert. Und selbstverständlich ist er ein Mann von Columbia.«
Christabel neigte den Kopf. »Also schön. Was genau bringt Sie auf den Gedanken, die Shotgun-Botschaft könnte eine Falle gewesen sein?«
»Es gab zu viele Ähnlichkeiten mit früheren Vorkommnissen, als hätte jemand nachgelesen, wie er zu Werke gehen muss. Ihre Leute waren der offensichtliche Kandidat, falls Sie versuchen, die Guardians zu schnappen.«
»Wir haben etwas Ähnliches in der Vergangenheit bereits getan, aber diesmal nicht, nein. Interessant, dass Sie auf diesen Gedanken gekommen sind.«
»Und nun stellt sich heraus, dass etwas nicht in Ordnung ist.«
»Paula hat Sie einiges gelehrt, wie ich sehe.«
»War Isabella schon früher hin und wieder ein Problem?«
»Nicht auf meiner Ebene, nein. Ihre Beziehung zu der Kantil wurde nicht bis auf unsere Ebene vorgetragen – was wahrscheinlich mehr darüber aussagt, in welchem Ansehen die Exekutive bei uns steht, als alles andere. Isabella ist nichts weiter als ein
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