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Commonwealth-Saga 3 - Der entfesselte Judas

Commonwealth-Saga 3 - Der entfesselte Judas

Titel: Commonwealth-Saga 3 - Der entfesselte Judas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Angelegenheiten, über die sie vorzog, Stillschweigen zu bewahren.
    Das Gebäude war zweihundert Jahre alt, ein massiver Art-Deco-Block, den sowohl altes Geld als auch urbaner Schick bevorzugten. Justines Appartement belegte die halbe vierzigste Etage und bot vom Balkon aus einen hübschen Ausblick über den Park. Große Marmor-Wasserspeier säumten die Balustrade des Balkons und rahmten den berühmten Ma-hon der Stadt ein, der im Licht der späten Abendsonne rotgolden glänzte. Justine wurde es niemals leid, diese biochemische Anomalie zu betrachten. Ihrer Meinung nach war es eine Schande, dass CST die Heimatwelt dieser Bäume aus dem Commonwealth ausgesperrt hatte. Es würde keine weiteren Bäume mehr geben, die auf den Welten des Commonwealth ausgepflanzt wurden.
    Der Maidbot hatte ein leichtes Abendessen aus pochiertem Lachs und Salat zubereitet. Justine aß vorsichtig, bevor ihre Gäste eintreffen sollten. Wie nicht anders zu erwarten, musste sie zwanzig Minuten später ins Badezimmer und erbrach das meiste davon.
    »Diesen Teil hatte ich ganz vergessen«, sagte sie zu sich, als sie sich den Mund mit einem Tuch abwischte. Es hieß stilles, kaltes Mineralwasser und trockener Zwieback, sobald das Meeting vorüber war.
    Ihr E-Butler meldete, dass Paula Myo auf dem Weg von der Lobby nach oben war. Justine nahm eine Flasche mit Mundspülung aus dem Medizinschrank und gurgelte damit. Der grauenvoll bittere Geschmack wurde von klinischem Pfefferminz verdrängt. Es war nicht viel besser.
    »Hör auf, dich selbst zu bemitleiden!«, schalt Justine ihr Spiegelbild. Sie spritzte sich ein wenig kaltes Wasser ins Gesicht, das dieser Tage nicht mehr so gerötet aussah. Ah, verdammt, sie war sowieso nicht auf der Suche nach neuen Liebhabern, nicht jetzt. Ihre virtuelle Hand berührte das Symbol ihres Vaters. »Paula Myo ist eingetroffen.«
    »Ich bin auf dem Weg nach unten«, antwortete Gore. Er bewohnte das Appartement über ihr.
    Wie immer war Paula Myo makellos gekleidet, diesmal in einen blauen Anzug, der allem Anschein nach in Paris geschneidert worden war. Ihr reizendes Gesicht sah streng aus, als sie sich in der Lounge mit dem exquisiten, antiken Mobiliar umblickte. »Ich war gestern in einem anderen Appartement auf der Park Avenue, ungefähr eine halbe Meile von hier«, sagte sie. »Ich dachte, es wäre prunkvoll, aber es würde allein in diesen Raum passen und es wäre immer noch Luft.«
    »Manche Leute streben nach Höherem«, erwiderte Justine. »Andere sind seit langer Zeit oben.«
    »Materielle Dinge haben mich nie gereizt.«
    »Ist das Teil Ihres genetischen Erbes von Huxley’s Heaven?« Beinahe hätte Justine Bienenstock gesagt.
    »Ich glaube nicht.«
    »Selbstverständlich ist es das«, sagte Gore Burnelli. Er marschierte durch die Tür der Lounge, gekleidet in ein malvenfarbenes Polo-Sweatshirt und schwarze Jeans. Die Kronleuchter an der Decke spiegelten sich auf seiner goldenen Haut. »Materielle Dinge würden Sie von Ihrer Besessenheit ablenken, ist es nicht so, Investigator? Die Foundation kann so etwas bei ihren Polizeikräften nicht gebrauchen. Ich nehme an, es macht Sie überdies immun gegen Bestechungsversuche jeder Art.«
    »Vater!«
    »Was denn? Jeder weiß Ehrlichkeit zu schätzen, insbesondere eine Polizeibeamtin.«
    Justine war zu müde, um mit ihm zu streiten. Sie spürte, wie es erneut in ihrer Magengrube brannte, und rasch befahl sie ihrem E-Butler, ihr ein Antacidum zu besorgen. Der E-Butler bestätigte den Befehl und meldete, dass die Programme von Gores Subsidiär-Persönlichkeit die Arrays des Appartements füllten. Sie begleiteten ihn überall wie wachsame Geister.
    »So präzise funktioniert psychoneurales Profilieren nicht«, erwiderte Paula ungerührt. Sie schien sich nichts aus Gores Grobheit zu machen. »Und ich habe zu viel Armut gesehen, um daran zu glauben, dass eine prosperierende Wirtschaft den Armen zugute käme. Es funktioniert einfach nicht. Ungleichheit ist Ungerechtigkeit. Und Armut erzeugt eine Menge Verbrechen.«
    Gore zuckte mit den Schultern. »Wenn man etwas will, muss man dafür arbeiten.«
    »Genau wie du es damals getan hast, als du das Vermögen der Familie aufgebaut hast«, murmelte Justine düster.
    »Ich arbeite für das, was ich haben will«, sagte Paula; »doch das führt einfach nicht zur Ansammlung physischer Dinge. Ich denke nicht so, und ich habe nicht vor, etwas daran zu ändern.«
    Gores goldene Lippen teilten sich zur Karikatur eines Grinsens. »Gut für

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