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Commonwealth-Saga 3 - Der entfesselte Judas

Commonwealth-Saga 3 - Der entfesselte Judas

Titel: Commonwealth-Saga 3 - Der entfesselte Judas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Gesellschaft, und die Passagiere an Bord sind ein netterer Haufen.«
    »Keine Sorge, ich denke, ich komme schon zurecht«, erwiderte sie mit hoher Stimme und kicherte albern. Insgeheim war sie entzückt über seine Reaktion.
    »Wie Sie meinen.« Er winkte sie weiter.
    Der erste Drink war frei. Mellanie nahm ein Leichtbier, importiert von der Erde, und bahnte sich einen Weg durch das Gedränge bis an die Reling des Oberdecks.
    Zwanzig Minuten später legte die Cypress Island ab. Sobald sie aus dem Lee des Bootsstegs war, kämpften ihre Maschinen gegen die starke Strömung, und das Schiff begann zu schaukeln. Anderthalb Meilen stromaufwärts wurde die Fahrt ruhiger, als sie in einen der zahllosen Nebenflüsse einbogen, die in den Logrosan mündeten. Laute Jubelrufe hallten über das Deck, als das Wasser still wurde und Tridelta City hinter einer Flussbiegung verschwand. Der Lärm der Maschinen sank zu einem leisen Flüstern herab.
    Die Bäume wuchsen auf beiden Seiten bis ans Ufer, und ein Gewirr von frei liegenden Wurzeln hielt das bröckelnde Erdreich der Böschung. Trotz des Lichts, das von jedem einzelnen Blatt ausging, war es zwischen den Bäumen dunkel, was den Dschungel in eine mysteriöse Aura tauchte. Nichts bewegte sich an Land; auf Illuminatus hatte die Evolution außer den Insekten niemals anderes tierisches Leben hervorgebracht.
    »Man sollte meinen, er wäre voller Silfen.«
    Mellanie drehte sich um und sah einen der jungen Männer aus der Gruppe auf der Gangway neben sich stehen. »Tatsächlich?«
    »Es ist ihre Art von Welt. Ich bin übrigens Dorian.«
    Sie zögerte. »Saskia.« Er war recht attraktiv, groß gewachsen mit einer Andeutung von orientalischer Herkunft in den Gesichtszügen. Kleine purpurne OCTattoos zogen sich über seine Wangen, Drachen und Schlangen, die einander jagten. Semiorganische Fasern waren in sein dunkles Haar geflochten und sandten kleine Perlen aus Licht durch seine anmutigen römischen Locken.
    »Darf ich dich zu einem Bier einladen, Saskia?«
    Ihre Inserts registrierten eine Übertragung an den Cybersphären-Knoten des Schiffs. Normalerweise hätte es sie nicht gestört – ein Junge, der gegenüber seinen Freunden in der Stadt prahlt, dass er sie angemacht hatte. Doch die Übertragung war stark verschlüsselt. »Nein, im Augenblick nicht, danke.«
    Er bemühte sich, seinen verletzten Gesichtsausdruck zu verbergen. »Sicher. Ich bin die ganze Nacht an Bord.«
    »Ich werd dran denken.«
    Die Nachricht, die er geschickt hatte, ließ ihr keine Ruhe. Sie verfügte noch immer nicht über ausreichend Geschick, um sie mit Hilfe ihrer Inserts zu entschlüsseln, und sie führte kein tragbares Array mit sich, das sie hätte benutzen können. Für einen Moment spielte sie mit dem Gedanken, ihn gründlich zu scannen, um herauszufinden, welche Inserts er trug; doch falls er gut genug aufgerüstet war, würde er ihren Scan bemerken.
    Warum sollte er aufgerüstet sein? Herrgott noch mal, ich werde allmählich paranoid! Warum scanne ich ihn nicht einfach?
    Dorian war zur Bar zurückgegangen, zu seinen Freunden, und unterhielt sich lachend mit ihnen. Wahrscheinlich wurde er gehänselt, weil er sich eine Abfuhr eingehandelt hatte.
    Der Nebenfluss wurde schmäler, je weiter das Boot kam, und er verzweigte sich mehrfach zu beiden Seiten. Bäume ragten über das Wasser, und die höchsten berührten sich in der Mitte, wo sich ihre Zweige überschnitten. Die Cypress Island fuhr durch einen Tunnel von koronaler Pracht.
    Mellanie ging nach unten auf das Restaurantdeck und bediente sich an der Büffet-Bar. Es herrschte gedämpftes Licht, sodass die Gäste von ihren Plätzen nach draußen auf den Dschungel blicken konnten. Mellanies Ticket berechtigte nicht zu einem Platz bei den transparenten Wänden; also nahm sie ihren Teller mit nach oben auf das oberste Deck und setzte sich vor der Bar auf eine Bank, um von dort aus das Gewirr aus ineinander verschlungenen Blättern über dem Fluss zu betrachten. Einige der Bäume strahlten eine Lumineszenz aus, die ans Ultraviolette grenzte, und das Licht ließ ihr weißes Top erstrahlen.
    Sie starrte für einen Moment auf die Wolle, ohne bewusst wahrzunehmen, was sie sah. »Ach verdammt!«, murmelte sie. Ihre platin-purpurne virtuelle Hand berührte das Symbol der SI.
    »Hallo Mellanie.«
    »An Bord ist jemand, der mich misstrauisch macht. Du musst eine Nachricht für mich entschlüsseln.«
    »Wie du wünschst.«
    Sie hatte erwartet, dass die SI sich weigern

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