Commonwealth-Saga 3 - Der entfesselte Judas
des Commonwealth zu arbeiten.«
»Das sind nicht Sie, Hoshe, das sind der Schock und die Verwirrung wegen Sligo.«
»Psychologisch betrachtet ist das mit Sicherheit nicht falsch.«
»Möchten Sie, dass ich weiterspreche? Ihnen die medizinischen Vorteile aufliste? Wie gut die Krankenversorgung der Familie ist?«
»Nein.« Er biss auf die Zähne, versuchte, einen stichhaltigen Grund zu finden, warum er das Angebot ausschlagen sollte. »Was ist mit Ihrem alten Team? Warum reden Sie nicht zuerst mit denen?«
»Ich weiß immer noch nicht, wem von ihnen ich vertrauen kann. Ich habe gestern einige bestürzende Informationen erhalten, welche die Möglichkeit, dass einer oder mehrere von ihnen für den Starflyer arbeiten, immer wahrscheinlicher machen.«
Es dauerte einen Moment, bis Hoshe den Namen eingeordnet hatte. »Dieses Alien, wegen dem die Guardians so einen Aufstand veranstalten? Sie machen Witze?«
»Ich wünschte, es wäre so.«
Der Traum zuckte durch seine Gedanken, eine verschwommene Montage von Elend und Zerstörung, die mit nahezu Lichtgeschwindigkeit in purpurnen Kondensstreifen aus dem Himmel regnete. Und das hatte bloß eine einzige Alien-Spezies getan. Wenn es noch eine zweite gab, die sich tief im Commonwealth versteckte und genauso bösartig war … »Ich habe einige dieser Shotgun-Programme der Guardians geöffnet. Es schien ziemlich paranoides Zeugs zu sein, wenn Sie mich fragen. Sachen, wie sie ein verängstigtes Kind von sich gibt, nach seinem ersten schlechten Trip.«
»Ich wünschte, es würde sich als etwas in der Art erweisen – ein Beweis, dass Bradley Johansson sich in all den Jahren geirrt hat. Ich bin nicht daran gewöhnt, in diesem Maßstab Zweifel zu hegen, Hoshe. Ich empfinde das als höchst beängstigend.«
Hoshe dachte über ihre Worte nach. Er überlegte, wie er Inima erklären sollte, dass er den neuen Job angenommen hatte. »Ich werde Ihnen nicht viel nutzen, jedenfalls nicht in einer aktiven Rolle, nicht in den nächsten ein, zwei Wochen.«
»Ich hatte eigentlich gedacht, dass Sie damit anfangen, ein paar alte Dateien für mich durchzugehen. Jetzt, wo wir wissen, wonach wir suchen, sind sie möglicherweise hilfreicher als beim letzten Mal, als ich sie gelesen habe.«
»Was genau sind nun diese medizinischen Vorteile für mich und meine Familie?«
Kapitel Drei
Das Chalet, das Mellanie gemietet hatte, war eines von fünfzig, versteckt in einem Küstenwald mehr als anderthalb Fahrtstunden von Darklake City entfernt. Sie bildeten das Greentree Village Park Resort, die Art von Anlage, wohin Eltern mit bescheidenem Budget ihre Kinder mitnehmen konnten, damit sie sich im Laufe des Tages in den Freizeiteinrichtungen des Resorts oder am Strand verausgabten. Eine große Bar und ein Restaurantgebäude im Zentrum des Resorts bildeten einen abendlichen Zufluchtsort für die Erwachsenen. Zweimal in der Woche gab es Live-Auftritte und Kabarett.
Eine Stunde nach Einbruch der Nacht ließ der Mietwagen Mellanie am Haupteingang aussteigen und rollte zum Parkplatz zurück. Fahrzeuge waren im Resort selbst nicht gestattet, und so musste sie zu Fuß über die gepflasterten Wege zwischen uralten moosbedeckten Bäumen hindurch laufen. Kleine, pilzförmige Lichter am Wegesrand lieferten ein weiches blaues Licht, sodass man sich nicht verirren konnte. Greentree war bewusst so angelegt worden, dass jedes Chalet völlig für sich allein stand. Von den Fenstern aus sah man nichts außer Bäumen und das leuchtende Blau des Weges. Irgendwo zwischen den Bäumen waren die Klänge des Piano-Trios zu hören, das sich durch Songs arbeitete, die schon vor der Entdeckung von Oaktier alt gewesen waren.
Dünner Nebel kroch aus dem weichen Boden, als die Temperaturen sanken. Er wirbelte in geisterhaft leuchtenden Schwaden um Mellanies Füße, was sie leicht beunruhigte. Als Kind, wenn sie mit ihren Eltern hierher gekommen war, hatte sie den alten Wald mit seinen dicken, knorrigen Baumstämmen geliebt. Er war ihr in jenen Tagen magisch erschienen, wie eine fantastische Welt, die nur darauf wartete, erforscht zu werden.
Doch heute konnte sie nur an das denken, was vielleicht in den Schatten und abgeschiedenen Lichtungen lauerte.
Mellanie hatte das Chalet in bar bezahlt, das sie gemeinsam mit Dudley bewohnte. Die meisten anderen Chalets standen im Augenblick leer, was die Chance verringerte, dass jemand sie beobachtete oder erkannte. Trotzdem ging sie frühmorgens aus dem Haus, als Vorsichtsmaßnahme. Die
Weitere Kostenlose Bücher