Commonwealth-Saga 4 - Die dunkle Festung
sandten. Die Plasmakugel hatte sich von der Korona gelöst und raste mit nahezu relativistischer Geschwindigkeit in den Raum, während sie sich rasend schnell ausdehnte. MorningLightMountain konnte seine eigene Eruption in dem infernalischen Chaos nicht mehr entdecken, das in der Korona tobte. Auch gab es keine Spur mehr von dem Quanteneffekt, den seine Maschine hervorrief.
Das Ausmaß der Katastrophe war ein gewaltiger Schock für MorningLightMountain. Es hatte nicht gewusst, dass die Menschen über derart mächtige Waffen verfügten. Sie waren viel gefährlicher, als es je erwartet hätte. Zum ersten Mal, seit die Barriere gefallen war, begann es, die Vernunft seiner Handlungsweise in Frage zu stellen.
»Es funktioniert!«, sagte Tunde mit einem vorsichtigen Grinsen im Gesicht. »Die Eruption ist erstickt.«
»Sie ist unter einer sehr viel stärkeren Strahlungswelle untergegangen«, erklärte Rafael Columbia.
Jeder im Büro hing wie gebannt an den Sensorbildern der Dublin , die jetzt in zehn Millionen Kilometern Entfernung von Hankos Stern verharrte. Wilson beobachtete, wie scheinbar träge Wellen von der Detonation des Quantumbusters über die Oberfläche der Korona zogen; dann wurde ihm ihre Größe bewusst, und er erkannte, dass sie alles andere als träge waren. Die Protuberanzen des Sterns gerieten außer Rand und Band, als das Magnetfeld oszillierte. Zwei Millionen Kilometer oberhalb des Kraters, den die Explosion gerissen hatte, erreichte die neue Plasmakugel den Durchmesser des irdischen Saturn, während sie gleichzeitig stark abkühlte. Ihre Kohäsion brach zusammen, und dünne Schwaden von schwindenden Ionen, hell wie Kometenschweife, lösten sich von ihr ab. Die harte Strahlung aus dem Zentrum der Explosion ließ gleichermaßen nach. Selbst in einer Entfernung von zehn Millionen Kilometern hatten die Schutzschirme der Dublin alle Mühe, unter dem Ansturm von Energien ihre Kohäsion zu bewahren.
»Einer Strahlungswelle, die sehr viel kürzer sein wird«, konterte Tunde augenblicklich. »Und das Gesetz der umgekehrt quadrati-schen Wirkung arbeitet hier zu unserem Vorteil. Hanko ist immer-hin eine A. E. von seiner Sonne entfernt.«
»Es gab keine andere Möglichkeit«, sagte Natasha. »Auf diese Weise hat der Planet wenigstens eine Chance auf biologisches Überleben.«
»Ich weiß«, entgegnete Rafael grimmig. »Es tut mir Leid; aber ich hatte eigentlich nach einer Lösung gesucht, die uns weniger kostet.«
»Trotzdem, es ist eine Lösung«, bemerkte Wilson. »Und es ist die einzige, die wir im Moment haben. Anna, ich will, dass unsere Schiffe jede dieser Eruptionen mit Quantumbustern auslöschen. Sofort.«
»Aye, aye, Sir. Neun der achtundvierzig Sternensysteme haben keine Verstärkung durch unsere Raumschiffe erhalten.« Sie klang aufgebracht, weil sie ihn dem Anschein nach daran erinnern musste.
»Verdammt. Schick Schiffe hin, von wo auch immer du sie nimmst.«
»Das Flottenkommando arbeitet bereits an der schnellsten Methode.«
Das taktische Display des Büros zeigte, wie Raumschiffe ihren Orbit verließen und in den Hyperraum sprangen. Wilson wünschte sich, dass sie alle rechtzeitig kommen und dass die Strahlungsschä-den minimal bleiben würden. Er wusste, dass selbst dann, wenn es so wäre, selbst wenn die Biosphäre der betroffenen Planeten über-lebte, die Bewohner ihre Welten würden verlassen wollen. Die Menschen wären außer sich vor Angst, und das zu Recht. Es würde eine Flut von Flüchtlingen zur anderen Seite des Commonwealth geben.
Die planetaren Regierungen wären außerstande, damit fertig zu werden. Tatsächlich gab es noch immer massive Probleme mit der Unterbringung und der Versorgung der Flüchtlinge von den Lost 23.
»Können wir das CST Netzwerk abschalten?«, fragte Wilson President Doi. Nigel Sheldon war noch immer nicht wieder zur Konferenz zurückgekehrt. Sein stationäres Bild lauerte im Büro wie ein Geist, der die Vorgänge verfolgte. Wilson fragte sich allmählich, ob der Dynastieführer auf dem Weg zu seinem Lifeboat war.
»Verzeihung?«, fragte Elaine Doi.
»Wir müssen jeder Form von Massenflucht von den angegriffenen Welten zuvorkommen. Das restliche Commonwealth kann die Flüchtlingsströme von achtundvierzig Planeten unmöglich aufnehmen. Ich bezweifle, dass CST überhaupt so viele Menschen transportieren könnte.«
»Wenn sie bleiben, sterben sie an Strahlungskrankheiten. Sie können unmöglich von ihnen verlangen, dass sie das ertragen, und ich
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