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Con molto sentimento (German Edition)

Con molto sentimento (German Edition)

Titel: Con molto sentimento (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya T. Heinrich
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Gleichgültig, was Alexis gesagt hatte. Alexis hatte es ja auch als Schwärmerei auf Seiten von Patrice abgehandelt. Apropos Alexis, er hoffte, dass dieser ihm den Kuss nicht übel nahm. Doch das sollte noch seine geringste Sorge sein.
     
    Nach der Röntgenaufnahme und nachdem seine Nase frisch verbunden worden war, ließ er sich von einem Taxi zurück zu Jules‘ Laden fahren. Das Nasenbein war leicht angeknackst, allerdings würde es ohne Komplikationen heilen, sofern Patrice in nächster Zeit nicht wieder eine verpasst bekam.
     
    Jules wartete noch auf ihn, obwohl das Internetcafé längst geschlossen hatte. Patrice fand es seltsam anrührend. So langsam wurde ihm erst bewusst, dass er gar nicht der Einzelgänger war, als den er sich immer gesehen hatte. Da waren Claire und Jean aus seiner Klasse. Jules, sein Boss, der ihm sogar Geld für das Taxi ausgelegt hatte und ihn jetzt im Laden übernachten ließ! Und Alexis! Patrice spürte sich bei dem Engländer irgendwie gut aufgehoben. Wie sonst hätte er ihm über diese unsägliche Nacht und die Schlägerei berichten können? Alexis war fast so etwas wie ein großer Bruder, den Patrice nie hatte. Obwohl es selbstverständlich schwierig war, eine derartige Aussage zu treffen nachdem er den Mann lediglich seit zwei Tagen kannte.
     
    Ganz zu schweigen von Claude!
     
    Claude, der ihm schon drei SMS geschrieben hatte und wissen wollte, wo er denn sei. Patrice ignorierte es geflissentlich, als er sich auf seiner Luftmatratze im hinteren Teil des Ladens niederließ. Hier roch es nach alter, eingestaubter Elektronik. Für Patrice sehr tröstlich und beruhigend. Gedankenverloren drehte er den Plastikbecher Instant-Ramens, der ihm von Jules noch in die Hand gedrückt worden war, und verbrannte sich fast die Finger daran.
     
    Wieder klingelte sein Handy. Patrice warf einen Blick auf das Display während er die Nudeln schlürfte. Wieder Claude.
     
    Aber er konnte nicht rangehen. Was sollte er denn sagen? Er wollte Claude nicht mehr anlügen, konnte also nicht behaupten, er wäre bei seiner Schulfreundin. Nun ja, es war schon scheinheilig. Jetzt zierte er sich so mit einer Notlüge, aber diese viel schlimmere Tatsache, dass er genau wusste, welche Typen die zwei Schwulen und Claude niedergeprügelt hatten, dass er daran beteiligt gewesen war, das verschwieg er noch immer.
     
    Sollte er noch weiter darüber nachgrübeln, würde er ein Magengeschwür entwickeln. Er musste es Claude sagen. Alexis hatte da völlig recht – leider.
     
    Auf keinen Fall wollte er heute Abend in Claudes Wohnung aufschlagen.
     
    Wieder klingelte sein Handy. Dieses Mal war es seine Mailbox, die ihn über eine neue Nachricht informierte. Er hörte die Nachricht ab, auch wenn er sich ja ganz genau denken konnte, wer darauf gesprochen hatte: Richtig, Claude. Der hielt sich nicht mit Begrüßungen auf.
     
    »Deine Mutter war hier und sie hält mich jetzt wohl für den größten Pädophilen, den es in Genf gibt. Außerdem hat Honoré angerufen.«
     
    An dieser Stelle fluchte Patrice lautstark und verschluckte sich prompt an seiner Suppe. Verfluchter GayDreamy, warum hatte er das tun müssen?
     
    »Leugnen nützt also nichts. Wo steckst du? Ich will dir helfen.«
     
    Patrice seufzte. Was wollte er eigentlich? Erst schob er Panik, wegen Claudes Ex. Jetzt zeigte sich Claude so beharrlich. Dies würde der Franzose ja wohl nicht tun, wenn ihm nichts an Patrice liegen würde.
     
    Aber genau dies machte es Patrice dann nur noch schwerer die Wahrheit Claude gegenüber zu gestehen. In was für einer beschissenen Zwickmühle steckte er hier nur?
     
    Wieder eine SMS: »Ich nerve dich so lange bis du abnimmst.«
     
    So langsam glaubte er es und einmal mehr konnte Patrice nur seufzen. Noch während er das Handy in der Hand hielt, klingelte Claude erneut durch. Schließlich gab er nach und nahm das Gespräch an.
     
    »Wo um alles in der Welt steckst du?«, legte Claude sogleich los. Er war wohl auf 180.
     
    »Mir geht es gut!«, versuchte Patrice den anderen zu beruhigen. Claude klang nämlich auch noch leicht panisch. Machte er sich wirklich so viele Sorgen um ihn?
     
    »Gut? Deine Mutter taucht hier auf und beschuldigt mich, dich verführt zu haben. Deine Nase ist gebrochen...«
     
    »Angebrochen«, warf Patrice korrigierend dazwischen.
     
    »Es kommt auf das Gleiche hinaus. Ich kann mir ziemlich genau denken, woher du deine blutige Nase hast. ›Gegen eine Glastür gelaufen.‹ Dass ich nicht lache!

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