Con molto sentimento (German Edition)
entfernten Ort wünschen wollten. Patrice wollte dies auch.
»Ich habe Patrice geraten es dir zu sagen. Mehr als einmal.«
»Das stimmt«, bekräftigte Patrice kleinlaut.
»Dann sag ihm jetzt auch die ganze Wahrheit.«
»Wie? Was noch?«
Patrice sah Alexis flehentlich an: »Nein, ich... Bitte.«
Claude packte ihn grob am Arm und zog ihn hinter sich her in das Schlafzimmer. Die Tür schloss sich und schon fand sich Patrice auf dem Bett wieder. Er hätte Claude solch eine Kraft gar nicht zugetraut, es war wohl das Adrenalin. »Was noch?«, verlangte er zu wissen.
Alexis kam hinter ihnen ins Zimmer und beachtete nicht die Proteste seines Lovers, der ihm jetzt auch Vorwürfe machte.
»Verflucht noch mal, kann ich nicht...«
»Beruhig dich Claude.«
»Oh, ich bin völlig ruhig«, versicherte Claude dem Briten mit einem Fauchen.
»Was hast du noch zu beichten?«, stand Patrice einmal mehr im Fokus.
Patrice vermied einmal mehr den Blick in die braunen Augen des Franzosen. »Damals an der Bushaltestelle. Es ging alles so schnell, ich schäme mich dafür und...«
»Komm zur Sache.«
Das machte es nicht gerade leichter. Doch wenigstens erbarmte sich jetzt Alexis und so war er es, der die bittere Wahrheit aussprach: »Patrice hat nicht nur zugesehen, er hat auch zugeschlagen.«
In jeder anderen Situation hätte Claudes Gesichtsausdruck wohl urkomisch gewirkt: So seltsam leer, die Überraschung war ihm förmlich ins Gesicht geschrieben. Nur um von einer roten Wolke des Zorns abgelöst zu werden. Patrice konnte sehen, wie Claude förmlich das Blut in die Wangen schoss.
»Einmal, es war nur einmal!«, beeilte sich Patrice zu beteuern. Doch er wusste selbst, dass es keinerlei Entschuldigung war. Ob er einmal oder mehrmals zugeschlagen hatte, es war völlig gleichgültig. So oder so war es ein Fehler, ja ein Verbrechen, gewesen.
»Was tust du überhaupt noch hier?«, meinte Claude mit einer tödlich ernsten Stimme. Er lehnte sich an die Fensterbank, der Platz der von Patrice, der noch immer auf dem Bett kauerte, am weitesten entfernt war.
Hilflos und geschockt blickte er Claude an. Wie sollte er diese Worte verstehen? Hatte Claude dies wirklich gesagt? Patrice solle verschwinden? »Aber...«
»Du hast mich von Anfang an hintergangen. Hast mein Vertrauen missbraucht und mich angelogen. Wie lange hast du denn vorgehabt noch zu schweigen? Hast du gedacht, die Sache erledigt sich irgendwann?«
»Claude, ich...«, versuchte Patrice der Tirade Einhalt zu gebieten, stand vom Bett auf und ging auf Claude zu, die Hände wie zum Gebet zusammengefaltet.
»Raus!« Ein einziges Wort, das seine Welt zusammenstürzen ließ. Womöglich wäre es leichter zu verkraften gewesen, wenn es Claude gebrüllt hätte. Aber so. Ein ruhiges, einfaches Wort. Es hatte etwas erschreckend Endgültiges.
»Claude!«, schaltete sich nun Alexis wieder ein und kam an Patrices Seite geeilt. Anscheinend glaubte Alexis, dass er gleich umkippen würde. Und wann hatte er überhaupt angefangen zu weinen?
Patrice wandte sich um und eilte in Richtung Wohnungstür. Besser er verschwand. Wohin er sich allerdings wenden sollte, war einmal mehr die Frage, die ihn beschäftigte. Er hatte noch den Schlüssel zum Internetcafé dort konnte er wenigstens die nächste Nacht verbringen. Ja, darauf lief es wohl hinaus.
Eine Hand packte ihn am Ellbogen. »Du kommst mit mir mit.« Es war Alexis und dann bemerkte Patrice, dass ihnen nun auch noch Federico folgte.
Alexis verfrachtete ihn auf den Beifahrersitz seines Wagens. Sie befanden sich in der Tiefgarage unter dem Wohnhaus. Es roch nach Öl, Motoren und Abgabe. Viel zu viele, warme Abgase. Erstickend und erdrückend. Merkwürdig passend. Es schnürte Patrice noch mehr die Kehle zu.
Ein Knall hallte durch den Raum, als die Tür zum Treppenhaus mit großer Wucht geöffnet und gegen die Wand geschleudert wurde. Federico kam in die Garage.
»Alexis, was zum Teufel soll das werden?«, verlangte er zu wissen.
»Patrice kann bei uns wohnen.«
Dankbar sah Patrice nach oben und wischte sich die feuchten Rinnsale von den Wangen. Alexis stand noch immer neben der Wagentür.
»Nein, auf keinen Fall.«
»Federico, jetzt sei wenigstens du noch vernünftig. Wo soll er denn sonst hingehen?«
»Er kann nicht zu uns«, wiederholte der Pianist bestimmend.
»Und warum nicht? Wir haben in dem
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