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Con molto sentimento (German Edition)

Con molto sentimento (German Edition)

Titel: Con molto sentimento (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya T. Heinrich
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wahrhaftig nicht. Da saß er noch auf einer Empore in einer kleinen Kirche und grübelte über das Leben und seine Dummheit nach, dann meinte Alexis, er bräuchte einen Anwalt und keine zwei Stunden später saß er schon in einem dieser Besprechungsräume einer renommierten Genfer Kanzlei. Der Raum sah ganz so aus, wie er sich eine Anwaltskanzlei vorgestellt hatte. Zugegeben, seine Vorstellung basierte auf zu vielen TV-Sendungen wie Boston Legal oder auch Good Wife. Letzteres hatte seine Mutter immer angesehen, die Geschichte einer Frau, die sich einen Job suchte, weil ihr Mann im Gefängnis einsaß. Was sagte das über seine Mutter aus?
     
    Nun, er wusste zumindest, warum er Boston Legal angesehen hatte. William Shatner war so etwas wie der Held seiner Kindheit, immerhin war er mit Stark Trek aufgewachsen.
     
    Unbehaglich rutschte er auf dem Leder des Stuhls herum und legte die Hände auf die Armlehnen. Dann faltete er sie wie zum Gebet und schließlich stützte er seine Ellbogen auf der glatten, bis hin zur Perfektion polierten Tischplatte ab. Alexis war irgendwohin verschwunden und man hatte Patrice alleine gelassen. Seine einzige Gesellschaft bestand aus einer Schale mit Keksen und wenn er sich nicht am Riemen riss, wäre diese Schale leer bevor Alexis oder jemand der Anwälte zurückkam.
     
    »Wie bist du so schnell an einen Termin gekommen?«, hatte Patrice ziemlich überrumpelt Alexis gefragt. Doch der hatte nur ausweichende Antworten gegeben, dass einer der Seniorpartner der Kanzlei ihm noch einen Gefallen schuldig wäre. Hallo? Wo gab es denn so etwas? Wie viele Leute waren denn Alexis so einen ›Gefallen‹ schuldig? Und bei wem stand Alexis wiederum in der Kreide?
     
    Zwischen den Telefonaten um den Termin klarzumachen, Alexis‘ Versuche Patrice einigermaßen zu beruhigen und noch schnell etwas zu kochen, hatte es Alexis auch geschafft sich in einen Anzug zu werfen. Da Patrice ein derartiges Kleidungsstück leider nicht sein Eigen nennen konnte, musste es bei ihm eine schwarze Jeans und ein schwarzes Shirt tun. Er sah nicht halb so elegant wie Alexis aus, wünschte sich jedoch irgendwann auch einmal so einen Anzug Marke Gucci.
     
    Die Tür zum Besprechungsraum öffnete sich und ein junger Anwalt, Patrice nahm einfach mal an, dass es sich um einen solchen handelte, kam herein. Direkt hinter ihm konnte Patrice Alexis erkennen, der mit einem älteren Mann die Hände schüttelte und ein Briefumschlag wechselte den Besitzer. War das etwa so ein Gefallen? Da flossen doch hoffentlich keine Bestechungsgelder?
     
    Noch eine zweite Beobachtung machte Patrice, als nun auch Alexis zu ihnen stieß. Es gab ganz offensichtlich zwei Arten einen Anzug zu tragen: Entweder wie Monsieur de Galle, der Anwalt, der sich nicht wohl in dem feinen Zwirn fühlte. Oder wie Alexis, der sich überhaupt nichts dabei dachte, dass er einen feinen italienischen Anzug im Wert von mehreren tausend Euro spazierentrug. Bei de Galle hatte man den Eindruck, er müsste noch buchstäblich in den Anzug hineinwachsen. Bei Alexis war er so etwas wie eine zweite Haut.
     
    Aber es war schon obszön und Patrice wusste nicht, ob er so etwas wirklich wollte: Das Geld für so einen Anzug musste manchen Familien zwei Monate, drei Monate zum Leben ausreichen.
     
    Doch diese modischen Begutachtungen einmal außer Acht gelassen, es wurde ernst und Patrice stählte sich schon innerlich dafür erneut von seinen Verfehlungen an jenem Abend zu berichten. Man sagte zwar, dass es mit der Zeit leichter werden würde. Jedoch tat sich Patrice auch dieses Mal unheimlich schwer damit von der Schlägerei und den genauen Begleitumständen zu erzählen. Es half auch nicht, dass Alexis neben ihm saß. Patrice hätte sich aber auch nicht wohl gefühlt, wenn er mit dem Anwalt alleine gewesen wäre. Also hatte er sich entschieden Alexis darum zu bitten doch hierzubleiben. Alexis gab sich Mühe nicht den Anschein zu erwecken, dass er allzu genau mithörte. Er surfte mit seinem Smartphone auf irgendwelchen Seiten im Internet.
     
    Monsieur de Galle unterbrach ihn zunächst kaum, ließ ihn erst einmal erzählen und dies war wohl ein kluger Schachzug. So konnte sich Patrice ein wenig an die Situation gewöhnen.
     
    »Luc Mohrer ist also Ihr Stiefbruder?«, hakte der Anwalt jetzt nach und sah von seinen Notizen auf.
     
    Patrice schüttelte den Kopf. »Nein, wir sind nicht blutsverwandt.« Uh, wie dämlich war jetzt diese Aussage gewesen, das wären sich ja auch nicht

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