Con molto sentimento (German Edition)
Appartement mehr als genügend Platz. Das Gästezimmer...«
»Darum geht es nicht.« Inzwischen stand Federico seinem Freund direkt gegenüber. Nahe genug, dass auch Patrice erkennen konnte, wie aufgebracht Federico war. Die angespannte Körperhaltung, der Puls klopfte wie wild an seinem Hals. Man konnte es sogar sehen.
»Worum geht es dann?«
»Claude ist unser Freund und er hat völlig recht: Patrice hat ihn belogen. Ich dachte, gerade du könntest das am besten verstehen. Du bist doch immer derjenige, der predigt, wie verabscheuungswürdig du Lügen findest.«
»Bevor du nicht Patrices Sichtweise gehört hast, solltest du dir kein Urteil erlauben.«
Federico zuckte regelrecht zurück und auch Patrice riss erschrocken die Augen auf. Alexis wies hier seinen Partner wie einen kleinen Schuljungen zurecht. Patrice kannte inzwischen Federicos Temperament, da musste er nur an die Fechtstunde zurückdenken, und er ahnte, dass dies hier nicht gut ausgehen konnte.
»Soll das heißen, du hältst zu Patrice?«
»Genau das soll es heißen. Ich heiße es bestimmt nicht gut, wie Patrice gehandelt hat und ich kann auch verstehen, dass Claude ihn jetzt nicht mehr sehen möchte, aber ihn einfach rausschmeißen geht auch nicht.«
»Und ich sage, dass er nicht bei uns unter kommt.«
Eigentlich war es noch bemerkenswert, dass sich die Stimmen der beiden Männer nicht erhoben. Weder Federico noch Alexis brüllten sich an. Doch ihr Tonfall war auch so alles andere als einladend.
»Federico, du kannst mich doch nicht vor die Wahl stellen: Entweder er oder ich?«
»Doch, genau das tue ich. Ganz zu schweigen davon, dass du es mir seit Wochen verschwiegen hast. Entweder hältst du zu mir und meinem Freund oder eben nicht. Aber dann erwarte nicht, dass ich heute Abend zurückkomme. Oder sonst irgendwann.«
»Fedri.« Dies schien sogar Alexis nicht erwartet zu haben und er schüttelte den Kopf. »Das ist doch absurd.«
»Nein, keineswegs. Claude ist mein ältester Freund, ich schulde es ihm. Und du bist mein Partner, du solltest mich unterstützen und zu mir halten.«
Patrice stieg aus dem Wagen aus. »Ich gehe.«
»Du bleibst«, drückte ihn Alexis wieder nach unten auf den Sitz. »Ich kann das nicht zulassen«, versuchte er Federico nochmals ins Gewissen zu reden. »Es ist nicht richtig.«
»Es ist auch nicht richtig, dass er dir mehr bedeutet als ich.«
»Das kannst du doch so nicht sagen.«
»Na, so sieht es aber aus.«
»Federico.«
»Er oder ich.«
Patrice hörte nicht, was Alexis sagte. Er konnte auch sein Gesicht nicht sehen, doch für Federico musste es ausreichend genug gewesen sein. Denn er kam auf Alexis zu und drückte ihm etwas in die Hand. Danach ging er in Richtung Treppenhaus davon.
»Alexis, ich...«, begann Patrice, als Alexis endlich in den R8 gestiegen war. Fast eine ganze Minute lang hatte Alexis seinem Freund nachgeblickt. Oder besser gesagt auf die Tür, durch die Federico gegangen war.
»Später«, meinte Alexis nur und Patrice sah, dass er statt einem Ring an seiner rechten Hand nun zwei trug.
Federico hatte Alexis seinen Ring zurückgegeben.
21
Patrice hatte sich auf einer der Kirchenbänke ausgestreckt. Er hielt die Augen geschlossen und lauschte andächtig Alexis‘ Orgelspiel. Unter seinen Fingerspitzen konnte er sogar die leichten Vibrationen ausmachen, denn durch die tiefen Bässe begannen die Holzdielen der Empore zu schwingen. Kein Wunder, dass Alexis eine richtige Orgel aus Holz und Metall einem digitalen Modell vorzog, solche Sinneseindrücke konnte man selbst mit all der modernen Technik nicht erleben. Es hatte etwas Entspannendes so dazuliegen. Und so kam Patrice auch wie von selbst zu dem Entschluss, dass es so nun einmal nicht weitergehen konnte!
Es war ja nicht so, dass es nur ihn und Claude betraf. Jetzt waren auch noch Federico und Alexis in den ganzen Schlamassel um diese verdammte Schlägerei hineingezogen worden. Sie waren quasi zwischen die Fronten geraten und buchstäblich zerrieben worden. Noch dazu Alexis, der ihm nur helfen wollte und nun von seinem Partner getrennt war.
Wer hätte aber auch gedacht, dass Federico so völlig austicken konnte. Klar, Federico hatte ein Temperament, das auch mal mit ihm durchging. Federico hatte manchmal etwas von einer Dramaqueen – das waren Claudes Worte gewesen, Patrice würde sich nicht anmaßen so über den Pianisten
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