Con molto sentimento (German Edition)
wirklich Wahre war es nicht gewesen.
Jetzt hatte Federico sein Einzelzimmer und es tat ihm auch ganz gut, denn neben den Konzerten hatte er begonnen ein neues Klavierwerk einzustudieren: Rachmaninows Klavierkonzert Nummer 3. Eine gewisse Abschottung und Gleichförmigkeit, natürlich noch in einem gesunden Maß, kam ihm da sehr gelegen, gerade in dieser Phase seiner Arbeit. Rachmaninow war technisch äußerst anspruchsvoll, gerade das dritte Klavierkonzert galt als eines der schwersten Klavierwerke überhaupt. Auch jetzt lagen die Noten auf dem Schreibtisch des Hotelzimmers, ein Stift und Textmarker daneben. Das Stück beschäftigte Federico bis in den Schlaf. Für andere Menschen wäre dies wohl befremdlich gewesen, er jedoch hieß es gut. Denn es bedeutete, dass er sich mit den Stück auseinandersetzte, oder besser gesagt sein Hirn, sein Unterbewusstsein tat dies. Nur so konnte er die Werke verinnerlichen und an ihnen und sich arbeiten.
Federico hatte den Rachmaninow nicht ganz freiwillig gewählt. Es war ein Zugeständnis an einige Musikkritiker und auch sein Management gewesen. Er selbst hätte sich viel lieber Dvorák und dessen einzigem Klavierkonzert gewidmet. Doch besagtes Stück wurde nicht oft aufgeführt, nur wenige Orchester beherrschten es und so war es eben nun Rachmaninow. Das war wohl das Los, wenn man ein bekannter Interpret war, die Popularität musste genährt und gleichzeitig die Kritiker zufriedengestellt werden.
Erneut vernahm er Schritte von draußen und als er aufstand, klopfte es bereits an seiner Tür. Claude meldete sich lautstark zu Wort: »Federico, mach auf, wenn du noch wach bist!«
Als ob Federico nach so einer Begrüßung noch schlafen könnte, wenn er bereits im Bett gelegen hätte. Claude hatte wohl gründlich gefeiert. Na, das würde eine ziemlich schnelle Ausnüchterung für ihn werden, wenn ihm Federico die Nachricht eröffnen würde, die auf den Franzosen wartete. Doch als er die Zimmertür aufschloss, schluckte er nur und blinzelte überrascht. An Claudes Hals hing ein fremder Typ und dies war durchaus wörtlich zu nehmen. Der Kerl machte hier einen auf Vampir und malträtierte Claudes Haut.
»Uh.« Etwas Besseres kam Federico nicht über die Lippen und Claude lachte nur vergnügt bei dieser Reaktion.
»Kann ich dein Zimmer haben?«, fragte er und schielte um Federico herum. Als ob Federico Gesellschaft haben würde.
»Bitte was?«
»Na, Izumi wird nicht auf nen Dreier scharf sein, oder?« Claude schien in dieser Gleichung zu übersehen, dass ja Federico auch irgendwo unterkommen musste, sollte sein Bett durch solch eine Gymnastikeinlage belegt sein. Dies schien nun auch Claude zu dämmern. »Du könntest ja so lange bei Izumi warten, wenn du nicht mitmachen willst.«
Bei diesen Worten sah Claudes Eroberung auf und schüttelte den Kopf. »Was einen Dreier?« Es war wohl ein einheimisches Gewächs, der spanische Akzent war unüberhörbar.
»Nicht für mich«, gab Federico zurück und rieb sich das Gesicht. Als ob ihm dies die Entscheidung leichter machen würde, wie er sich nun verhalten sollte. Er konnte es Claude doch jetzt nicht sagen. Es würde Claudes Fick verderben und außerdem kam es Federico so respektlos vor. Man konnte solche Todesnachrichten doch nicht verkünden, wenn der Betroffene drauf und dran war Sex zu haben und noch dazu ordentlich einen sitzen hatte.
»Hol Izumi rüber«, entschied Federico dann. Er wollte sein Bett nicht tauschen und lieber hatte er heute Abend in seinem Zimmer Gesellschaft, als bei Claude und Izumi zu übernachten.
Claude murrte nur kurz und klopfte an Izumis Tür gegenüber, während Federico den Typen, den sein Freund da abgeschleppt hatte, musterte und dann unverbindlich, freundlich lächelte. Für sonstigen Smalltalk hatte er keinen Nerv.
Währenddessen diskutierten Claude und Izumi miteinander, der andere Geiger wollte sein Zimmer wohl nicht so einfach freigeben. Doch schließlich stöhnte er entnervt auf und räumte das Feld. Federico hatte nicht genau hingehört, wie Claude den anderen überzeugt hatte. Hätte er es Claude vielleicht doch sagen sollen. Na, jetzt war es dafür auf jeden Fall zu spät.
Izumi trug bereits Shorts und ein weites Shirt zum Schlafengehen, als er seinen neuen Übernachtungsplatz bezog. Er gähnte mit weit offenem Mund und legte sich auf seine Hälfte des Bettes.
Federico bot ihm kollegial die Hälfte des Sandwichs an. Dies weckte
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