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Con molto sentimento (German Edition)

Con molto sentimento (German Edition)

Titel: Con molto sentimento (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya T. Heinrich
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War er für den Franzosen noch immer ›der Kleine‹ oder ›das Kätzchen‹. Patrice dachte an seinen Mittelklassewagen mit den Alufelgen, seine geräumige Wohnung. Gut, er konnte sie sich nur leisten, weil das Stadtviertel in den letzten Jahren ziemlich heruntergekommen und gerade erst im Wiederaufbau begriffen war. Aber nichtsdestotrotz... Sein Wohnzimmer, das von einem geradezu obszön großen Flatscreen beherrscht wurde, mindestens drei Spielkonsolen, die davor direkt auf dem Boden lagerten. Wenn man in der Videospielbranche tätig war und noch dazu in einer leitenden Position war es unerlässlich, dass man sich auch mit den Produkten der Konkurrenz auseinander setzte. Für Patrice war es perfekt. Er hätte sich nie träumen lassen sein Hobby einmal so mit seinem Beruf in Einklang bringen zu können.
     
    Aber irgendwie hatte er all das auch Claude zu verdanken. Ohne Claude, ohne diesen aberwitzigen Sommer damals vor sieben Jahren, wäre Patrice nicht zu dem Mann geworden, der er jetzt war. Nicht so erfolgreich und zufrieden.
     
    »Ich hätte dich kaum wiedererkannt«, meldete sich endlich von hinten eine Stimme zu Wort.
     
    Patrice wandte sich um und lächelte. Claude hatte die angebotene Kleidung verschmäht, stattdessen verhüllte lediglich ein großes Handtuch seine Hüften. Er rubbelte sich die Haare trocken und Patrice konnte nicht anders, als Claude darauf hinzuweisen, er solle sich ja keine Erkältung einfangen.
     
    Claude nahm auf der Couch Platz und musterte ihn einmal mehr von oben bis unten. »Ja, du bist erwachsen geworden.«
     
    »Und?«, er fühlte, dass Claude noch mehr sagen wollte. »Bist du zufrieden mit dem Ergebnis?« Er ließ es bewusst etwas provokant klingen, ein kleiner Flirt. Patrices Herzschlag beschleunigte sich einmal mehr, würde Claude darauf eingehen?
     
    »Ein Freund von uns beiden würde jetzt sagen, dass ich dich wohl doch gut erzogen habe.« Da mussten sie beide herzhaft lachen. Patrice ging zu einem der Schränke und holte eine Flasche Whisky hervor.
     
    »Ein Geschenk unseres gemeinsamen Freundes«, meinte er, als er ihnen etwas von der bernsteinfarbenen Flüssigkeit einschenkte.
     
    Patrice hielt fürs Erste aber noch Abstand und zog sich wieder zum Fenster zurück, während Claude auf der Couch saß. »Warst du damals auf der Hochzeit von Federico und Alexis?« Er fühlte sich etwas sicherer, wenn sie ein bisschen unverfänglichen Smalltalk betrieben.
     
    »Oh ja!« Claude grinste bei der Erinnerung. »Ich werde nie Federicos Gesichtsausdruck vergessen, als er die Torte gesehen hat.«
     
    »Davon habe ich gehört, der Arme ist wohl beinahe auf den Treppenstufen zusammengebrochen vor Schock.« Patrice selbst war nicht dabei gewesen. Selbstverständlich hatte ihn Alexis damals zu der Feier in England eingeladen. Wenn sich Patrice auch denken konnte, dass es zwischen Federico und Alexis zu hitzigen Diskussion geführt haben mochte. Die beiden wussten ja sehr genau um sein und Claudes Verhältnis. Aber nur zu gerne hatte Patrice die Einladung ausgeschlagen. Zum einen hatte er damals Claude noch nicht wiederbegegnen wollen, sich noch nicht bereit und reif dazu gefühlt. Und zum anderen wäre der Flug für ihn viel zu teuer gewesen und sich die Reise von Alexis schenken zu lassen, dagegen hätte Patrice auch protestiert. So hatte er sich mit den Kursen an der Universität herausgeredet, mit wichtigen Prüfungen und Seminaren. Alexis hatte nicht weiter nachgehakt. Er konnte sich die wahren Beweggründe wohl auch zusammenreimen.
     
    »Federico wollte immer eine kleine, intime Hochzeit«, sinnierte Claude. »Aber so bekannt wie die beiden sind wurde daraus nichts. Nichtsdestotrotz würde ich mir selbst auch so eine Hochzeit wünschen. Es war der Traum eines jeden Mädchens.«
     
    So, so; interessant. Claude wünschte sich eine Hochzeit. Das hätte er noch vor ein paar Jahren so bestimmt nicht gesagt. Ihm selbst musste wohl die tiefere Bedeutung seiner Worte aufgefallen sein, denn er hielt inne und fixierte Patrice mit einem ruhigen Blick. Er stürzte seinen Whisky hinunter und meinte dann mit einer vom Alkohol leicht heiserer Stimme: »Ich muss morgen Abend wieder zurück nach New York.«
     
    Warum hatte er das gesagt? Was sollte dies heißen? Dass er bereit für ein kleines Abenteuer war, das jedoch nur diese Nacht umfasste? Patrice hoffte inständig, dass dem nicht so war.
     
    »Aber Montreal scheint mir eine schöne Stadt zu sein«, führte Claude dann weiter

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