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Con molto sentimento (German Edition)

Con molto sentimento (German Edition)

Titel: Con molto sentimento (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya T. Heinrich
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untergebracht war, sich öffnete.
     
    Das Geräusch musste ihn aufgeschreckt haben, oder vielleicht war es auch die Stimme des Arztes: »... dann sagen Sie schon einmal in der Radiologie Bescheid.« Der Arzt nahm dem Krankenpfleger das Klemmbrett mit Claudes Akte ab.
     
    »Danke. Ausgerechnet heute Abend muss«, weiter kam er nicht, als er den Namen auf der Akte studierte und ungläubig aufblickte.
     
    »Merde !«, entfuhr es Claude, als auch er seinen Gegenüber erkannte. Kurzzeitig hielt er es für eine Halluzination seines Hirns und er kniff die Augen zusammen. Nein, es war noch immer der selbe Arzt.
     
    »Freut mich auch dich zu sehen, Claude«, entgegnete Honoré und schloss die Tür, sodass sie alleine waren. Den Pfleger hatte er schnell irgendwohin geschickt.
     
    Da mussten sie ihn ausgerechnet in dieses Krankenhaus bringen und ausgerechnet musste Honoré heute Nacht Dienst schieben. Der Abend konnte nicht mehr schlimmer werden. Erst wurde er zusammengeschlagen und dann noch von seinem Exfreund behandelt, Claude wollte im Boden versinken.
     
    Honoré, Mister GayDreamy, wie ihn Claude im Stillen noch immer nannte. Selbst jetzt, während einer Nachtschicht am Wochenende, sah er verdammt gut aus. Honoré war vom Äußeren her ein ganz anderer Typ als Claude, vielleicht hatte genau dies ihn damals so an dem jungen Arzt gereizt.
     
    Obwohl Claude nun Mitte zwanzig war, er hatte noch immer so etwas subtil Jungenhaftes an sich. Und mittlerweile hatte er auch keine Hoffnung mehr, dass es sich herauswachsen würde. Anders als Honoré mit seinen markanten, feinen Wangenknochen, die ihm eine gewisse Strenge und Reife, im positiven Sinne, verliehen, punktete Claude mit Stubsnase und etwas weicheren Gesichtszügen. In den Clubs und vor allem den Darkrooms kam er super an. Die Typen verschätzten sich in der Regel, hielten ihn für den netten, freundlichen Kerl von nebenan. Unschuldig und verträumt, einer, der kein Wässerchen trüben konnte. Aber stille Wasser waren bekanntlich tief und schlammig und so war Claude ein mehr als überzeugter Top und wen er ins Bett bekommen wollte, den bekam er auch in sein Bett. So hatte er damals auch Honoré kennengelernt. Bei ihm war es dann allerdings mehr gewesen als nur eine flüchtige Bekanntschaft, ein bloßer Fick in der Sauna.
     
    Honoré hatte sich als äußerst anhänglich herausgestellt. Wo Claude regelmäßig in den Clubs, Bars und anderen verrufenen Lokalitäten herumhing, war Honoré da eher ein Mauerblümchen und ging kaum aus. Wo Claude offen schwul lebte, verbarg Honoré im Alltag und familiären Umfeld seine sexuelle Orientierung. Und wo Claude dunkelbraune, glatte Haare und ebenso tiefbraune Augen hatte, da zogen ihn die welligen, hellbraunen Locken und diese bernsteinfarbenen Augen des Arztes magisch an – selbst heute noch, wie er jetzt feststellte. Nun ja, zurzeit war er benebelt von Schmerztabletten, so wirklich viel sollte er nicht auf seine Empfindungen geben.
     
    »Du schaffst es immer wieder dich in Schwierigkeiten zu bringen, was?« Honoré legte die Akte weg und unterbrach damit Claudes eingehende Beurteilung der äußerlichen Vorzüge des Arztes.
     
    »Es war keineswegs freiwillig«, gab Claude zurück.
     
    ›Gott, er wird mich untersuchen müssen‹, schoss es ihm durch den Kopf und auf eine verstörende Weise, konnte er nicht beurteilen, ob das jetzt gut oder schlecht war.
     
    Er wusste nicht, wo er hinblicken sollte, während Honoré seinen Schädel abtastete und sich danach um Claudes Sehvermögen kümmerte. Honoré in die Augen blicken ging ja mal gar nicht und überhaupt war es ihm dermaßen peinlich, dass ausgerechnet Honoré... Wenn doch wenigstens noch irgendeine Krankenschwester oder Pfleger bei ihnen wäre, dann wäre da mit Sicherheit nicht diese Spannung in der Luft, aber anscheinend war heute Nacht so einiges los in der Notaufnahme und kein weiteres Personal verfügbar.
     
    Honoré knöpfte ihm das Hemd auf und Claude biss sich auf die Lippen.
     
    »Tut mir leid dir Umstände zu machen«, murmelte er und verkniff sich ein schmerzhaftes Stöhnen als nun Honorés Hände über seinen Bauch wanderten, ihn an allen möglichen Stellen drückten und abtasteten.
     
    »Ist ja mein Job«, gab Honoré etwas geistesabwesend zurück, als er sich auf Claudes Rippen konzentrierte. »Hast du Schmerzen beim Luftholen?«
     
    »Es geht, vor allem... Au!«
     
    »Da?« Honoré hatte genau den richtigen Punkt gefunden, seine Finger verharrten

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