Con molto sentimento (German Edition)
die Augen fest geschlossen. Bevor Patrice weiter reagieren konnte, zog ihn einer der Clique zurück. Ein Fluch drang an Patrices Ohr, dass die Polizei gleich kommen würde und gemeinsam mit den anderen rannte er die Treppe in Richtung Messegelände hinauf. Er konnte mit den anderen nicht lange mithalten und sie kümmerten sich auch nicht darum als er zurückblieb. Zitternd lehnte er sich an eine Straßenlaterne und rieb sich über das Gesicht. Ihm war so übel.
In der Ferne vernahm er die Sirene eines Streifenwagens. Er drückte sich in die zahllosen Schatten, die die klobigen Gebäude der Messehallen hier warfen.
Er hörte wie die Sirenen lauter wurden und meinte sogar die aufgebrachten Rufe von Passanten zu hören.
»Oh Gott, oh Gott, oh Gott«, stöhnte Patrice und spürte Galle in sich hochsteigen. Schon musste er sich vornüber beugen und erbrach sich. Was hatte er bloß getan? Wie hatte er sich so verhalten können? Es ekelte ihn vor sich selbst. Und was war mit Claude, ging es ihm gut, oder war er verletzt? Er war Schuld daran, wenn es denn so wäre. Aber warum ausgerechnet Claude? Was tat der ausgerechnet hier und heute an dieser verdammten Haltestation? Was für eine üble Laune des Schicksals war dies? Warum war er auch zu diesem Fußballspiel mitgegangen? Er hätte zu Hause bleiben sollen.
Jetzt hörte er wieder Sirenen. Noch eine Polizeistreife? Nein, sie klangen anders. Dann womöglich ein Krankenwagen?
Bilder wie aus den dramatischsten TV-Serien spielten sich vor seinem innersten Auge ab. Claude, der noch hier im Freien an inneren Blutungen, hervorgerufen durch die Tritte, sterben würde. Oder eine Gehirnblutung, die einen Schlaganfall auslösen konnte, oder was man sonst so für Sachen im Fernsehen sah.
Patrice zog seine Jacke aus und stopfte sie in den nächstbesten Mülleimer. Er hatte Angst, dass man ihn anhand der Jacke wiedererkennen würde. Zum Glück dachte er noch rechtzeitig daran seine Geldbörse aus der Tasche zu nehmen und sie sich in die Hose zu stecken. Beängstigend, dass er noch so klare Gedanken fassen konnte.
Dann wischte er sich die Tränen von den Wangen, dabei hatte er nicht einmal bemerkt, dass er angefangen hatte zu weinen. Seine Hände zitterten und er stolperte wieder die Treppe hinab, die er wenige Minuten zuvor hinaufgerannt war.
Er konnte jetzt nicht nach Hause gehen. Er musste wissen, was mit Claude passiert war.
6
In solchen Situationen verfluchte sich Claude dafür, dass er immer meinte die Welt verbessern zu müssen. Dass er sich als Held aufspielen musste. Was hatte es ihm denn dieses Mal gebracht?
Probeweise versuchte er einzuatmen und der Versuch endete in einem gequälten Japsen. Verdammt, tat das weh. Es schien, als ob er ernstlich verletzt wäre. Oder waren es nur die Nachwirkungen des Schocks, die ihm die Kehle zuschnürten?
Er hatte versucht die Schläger davon abzuhalten weiter auf die beiden Männer loszugehen. Mit einigermaßen ruhiger Stimme hatte er sie angesprochen. Als er damit gedroht hatte, dass die Polizei bereits verständigt wäre, hatten sie die Wut an ihm ausgelassen und waren dann tatsächlich handgreiflich geworden. Claude hatte es so schnell gar nicht realisieren können, schon hatte er einen Faustschlag ins Gesicht abbekommen. Er blutete noch immer aus der Nase. War sie etwa gebrochen? Er hatte sich aufgesetzt, obwohl einer der Polizisten ihn davon abzuhalten versucht hatte. Claude drückte mit einem Ärmel gegen seine Nase, das stoppte die Blutung fürs Erste.
Gut, dass die Polizei hier war. Hoffentlich schnappten sie diese Arschlöcher noch! Doch viel Hoffnung hatte Claude nicht. Mit Sicherheit waren die Jungs über alle Berge.
Er saß auf dem rauen Asphalt der Straße und lehnte an der Straßenlaterne. Nein, er wollte nicht daran denken, wie oft schon Hunde oder Besoffene an diese Lampe uriniert hatten und er saß mit seinem Armani darin. Kurz verschwendete er einen Gedanken daran, dass es sein einziger Anzug von Armani war. Eine Schande, obwohl ein Schnäppchen im Ausverkauf, war er eigentlich viel zu teuer für ihn gewesen.
Der Bus kam um die Ecke gefahren. Eigentlich sollte Claude da jetzt drin sitzen und sich nicht mit der Aussicht anfreunden müssen, dass er ins Krankenhaus gebracht wurde. Sein Blickfeld war noch immer recht verschwommen an den Rändern und so schloss er die Augen. Er wollte auch gar nicht die neugierigen, sensationslüsternen Blicke der
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