Con molto sentimento (German Edition)
Kunden bei einem Kaffee und einem Magazin warten bis ihre Maschine repariert war, sofern es sich um ein kleineres Problem handelte.
Jules war froh ihn zu sehen, hatte er doch irgendeinen privaten Termin und die Aushilfe hatte wohl heute Morgen abgesagt. Dankbar drückte er Patrice den Schlüssel zum Laden in die Hand und verschwand mit dem Hinweis, dass er spätestens am Mittag wieder da wäre. Patrice machte es sich hinter der Theke bequem und klickte sich an dem Computer durch die Schlagzeilen des Tages und durch die neuesten Einträge in den Techblogs, die er stets verfolgte. Ein paar Kunden tauchten auf, die in der Tat surfen wollten. Jemand holte seinen Laptop wieder ab, bei dem ein neuer Arbeitsspeicher eingebaut worden war. Da schüttelte Patrice innerlich den Kopf, als ob man das nicht selbst tun könnte. Ein Dritter holte sich seine Xbox ab, bei der Jules was auch immer getunt hatte.
Gegen Mittag war Jules immer noch nicht zurück und Patrice war damit beschäftigt einer Studentin ihren Laptop mit dem neuesten Ubuntu aufzusetzen. Sie hatte sich das Betriebssystem völlig zerschossen.
»Das hat immer mein Ex gemacht, alleine krieg ich das nicht hin«, hatte sie geklagt und gleich noch einen Cappuccino verlangt. Während sie ungeduldig in der Tasse rührte und Patrice – weitaus geduldiger – auf den Fortschrittsbalken der Installation starrte, kam Claire in den Laden.
Heute trug sie einen knallroten Hut, der gut und gerne so groß wie ein Wagenrad war, und ein weißes Sommerkleid. Patrice fragte sich, ob ihr Jean etwas erzählt hatte. Sie war nicht zum ersten Mal im Internetcafé, aber es war nicht gerade ihr bevorzugter Platz, um Patrice oder Jean zu treffen.
»Ich habe die CD jetzt leider nicht dabei«, meinte Patrice zu ihr, als er die Studentin mit einem nun funktionstüchtigen Laptop verabschiedet und abkassiert hatte.
»Federicos CD?«
»Ja, er war gestern noch bei Claude und hat sie gleich unterschrieben.« Er stellte Claire einen Eiscafé hin, im Grunde nur in gekühlte Milch aufgelöstes Pulver und etwas Sahne, aber sie mochte es. »Geht aufs Haus.«
»Cool und danke.« Sie löffelte die Sprühsahne herunter. »Das heißt, du warst auch bei Claude?«
»Hat sich so ergeben.«
»Du warst ja gestern ziemlich schnell weg, was ist denn passiert?« Sie konnte noch so scheinheilig fragen, Claire war einfach keine gute Lügnerin. Hoffentlich kam sie nie auf die Idee Poker zu spielen, jeder würde ihre Bluffs durchschauen.
»Was hat dir Jean erzählt?«
Sie zog eine Schnute und spielte mit dem Kaffeelöffel. »Er hat es nicht so gemeint.«
»Was, dass ich schwul bin?«, platzte es aus Patrice heraus, lauter als beabsichtigt.
Einer der Kunden, der an einem der Rechner am Ladenfenster saß, schaute überrascht auf bei diesen Worten. Patrice blickte weg.
»Er hat sich da was zusammengereimt. Nimm es nicht so ernst und deinem Bruder glaubt doch ohnehin niemand, wenn der etwas erzählt«, wehrte Claire ab, doch dann hielt sie inne. »Oder hatte Jean etwa doch recht?«
Hier war nun Patrice etwas überrumpelt und antwortete nicht sofort. Er beschäftigte sich damit über die Theke zu wischen und Kaffeeflecken zu beseitigen.
»Patrice?«
»Vielleicht«, gab er leise zu und vermied es sie offen anzublicken. Dann war nur noch das Surren der Lüfter und das gelegentliche Klicken der Tastaturen zu hören.
»Mhm«, machte Claire nach einiger Zeit. Die Stille war nicht mehr länger zu ertragen gewesen. »Das ist doch nicht schlimm. Ich meine, wenn du halt auf Männer stehst, dann...«
»Ich weiß«, ging Patrice dazwischen, bevor sie weitersprechen konnte.
»Ich weiß«, wiederholte er langsamer.
Claire schwieg wieder, als der Kurierdienst in den Laden kam und ein paar Ersatzteile brachte. Patrice nahm die Lieferung entgegen und schnitt den Karton auf. So war er für die nächsten Minuten beschäftigt und musste nichts mehr weiter sagen.
Unglaublich, er hatte gerade gegenüber Claire bekannt, dass er womöglich auf Männer stand! Es machte ihm Angst.
»Falls dich jemand fragt, ich war heute Nacht bei dir«, nicht dass er es noch vergaß und wirklich jemand bei Claire nachfragte, ob er bei ihr gewesen war. Allen voran seine Mutter.
»Wie?«
»Ich habe meiner Mutter gestern Nacht geschrieben, ich würde bei dir übernachten.«
Da sah ihn Claire an, als ob sie nicht verstehen würde, was er
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