Con molto sentimento (German Edition)
vor einem Schwulenclub stand, dann auch noch in so einer Aufmachung mit Muscleshirt und Armyhose und Arm in Arm mit Claude.
Aber würde man sie überhaupt reinlassen? Patrice war noch minderjährig, gut er wurde in ein paar Wochen achtzehn, aber Gesetz war Gesetz. Er hatte seinen Ausweis nicht einmal dabei.
»Sehe ich dich dann noch später nach meiner Schicht?« Hier horchte Patrice wieder auf. Es war Antoine gewesen, der diese Frage an Claude gerichtet hatte und dabei einen Kopfbewegung machte, die auf das Innere des Clubs hindeutete.
Claude grinste, er wusste wohl ziemlich genau, was Antoine meinte. »Du brauchst es wohl mal wieder, was?«
Antoine breitete die Arme aus und trat zur Seite. »Hey, wir haben alle unsere Schwächen... und seit wann stehst du auf den jungen, schmächtigen Typ?« Sein Blick wanderte unverhohlen über Patrices Körper. »Wann bist du geboren?«
Auf diese Frage hatte sich Patrice schon vorbereitet und gab sein Geburtsdatum an, wobei er bei der Jahreszahl ein Jahr abzog.
»Komm schon. Hab ich dir je Schwierigkeiten gemacht? Oder mit nem Minderjährigen rumgevögelt?«, warf Claude ein.
»Zumindest nicht hier im Club.«
»Siehst du!«, Claude drängte sich näher an Patrice und legte eine Hand an dessen Wange, drehte seinen Kopf und küsste ihn auf die Lippen. Er tat es so beiläufig und ungezwungen, in Patrice rief es jedoch einen wahren Schock und eine Vielzahl von widersprüchlichen Gefühlen hervor. Das sollte sein erster Kuss gewesen sein? Dieses beiläufige Ding, das Claude wahrscheinlich noch nicht einmal ernst gemeint hatte? Das hatte er sich wirklich etwas anders vorgestellt.
Claude zog ihn und Gareth mit hinein in den Club und damit auch in Sicherheit vor Luc und seinen Kumpels. Jedoch wollte sich bei Patrice keine echte Erleichterung über diese Tatsache einstellen. Ihm war, als ob er vom Regen in die Traufe kam. Luc war er entkommen, aber nun das! Dieser Kuss hatte ihm die Augen geöffnet. Es war so nebensächlich für Claude gewesen. Eine Spielerei, damit er schneller in den Club kam. Für Claude war er nur ein kleiner Junge, kein ernstzunehmender Partner und eine Beziehung, nun die hatten sie gar nicht, auch wenn sich Patrice das gewünscht und sogar angenommen hatte.
Aber er würde jetzt auch nicht hier mitten im Foyer des Clubs stehenbleiben und anfangen zu flennen. Nein! Er würde Claude zeigen, dass er keineswegs der naive Junge war. Aber wie sollte er das anstellen?
Manchmal musste man eben nachfragen: »Ahm... und jetzt?« Patrice ging nicht so weit, dass er an Claudes Shirt zupfte, um ihn auf sich aufmerksam zu machen, aber er trat näher an den Franzosen heran. Claudes Blick ruhte indes unerfreulich lange auf dem Hintern eines vorübergehenden Clubbers, bevor er sich zu Patrice umwandte.
»Na, was man eben in einem Club macht.« Claude schien allein die Frage absonderlich zu finden. »Tanzen, Trinken, Sex.« Er deutete auf einen Bereich weiter hinten im Gebäude, wo der Darkroom untergebracht war. Überraschenderweise entdeckte Patrice dort das rote Shirt von Gareth wieder. Der hatte es wohl ziemlich eilig.
›War es so einfach?‹, überlegte Patrice. Konnte man dort hingehen und Sex haben? So einfach, so unkompliziert wie Smalltalk auf einer gewöhnlichen Party? Dann verstand Patrice nicht, warum alle Welt so einen Terz darum machte. Warum er sich dann in regelmäßigen Abständen selbst fertigmachte mit der Tatsache, dass es bei ihm bis jetzt zu nicht mehr als verschämte, schnelle Soloeinlagen unter der heimischen Bettdecke gereicht hatte. Es war doch unfair, oder nicht? Hier musste man nur die Hand heben und konnte sich die ganze Nacht durchvögeln lassen.
Claude wartete wohl noch auf eine Antwort von ihm und Patrice schüttelte den Kopf, als ob er seine Gedanken klären wollte. Vielleicht auch, weil er, so verlockend die Möglichkeit an sich war, er hier ganz sicher keinen Sex haben wollte.
Stattdessen griff er nach Claudes Hand und zog ihn in Richtung Bar und Tanzfläche. Es musste wohl noch das Adrenalin in seinem Kreislauf sein, das ihn so aufgekratzt und aktiv machte. Sonst wäre es ihm wohl nie eingefallen den anderen direkt auf die Tanzfläche zu ziehen. Aber immerhin war er gerade Luc entronnen. Patrice mochte sich auch jetzt noch nicht ausmalen, was Luc wohl gesagt hätte, wenn er ihn in der Schlange gesehen hätte.
Er schloss die Augen, die wummernden Beats gingen direkt durch die
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