Con molto sentimento (German Edition)
nein?«
Gareth zog die Schultern nach oben. »Meine Eltern wissen es bis heute nicht.«
Patrice schien über diese Enthüllung regelrecht dankbar zu sein, so wie er Gareth anstrahlte. Claude schnaubte nur, aber weil er keinen Streit vom Zaun brechen wollte, behielt er weitere Äußerungen für sich.
Nein, solch ein Verhalten das Gareth oder auch Honoré an den Tag legten, das fand er nicht in Ordnung. Es war ja auch den Eltern von Gareth gegenüber nicht fair! Claude ging nicht so weit zu sagen, dass Eltern ein Anrecht darauf hatten zu wissen, mit wem, oder besser gesagt mit welchem Geschlecht, darum ging es ja hier, ihre Sprösslinge ins Bett gingen. Aber ganz sicher hatten Eltern ein Recht darauf die Wahrheit zu erfahren! Auch wenn es schwer und bitter war. Das war ja Claude während seines Coming-outs nicht anders ergangen, auch für seine Mutter und Vater war dies eine schmerzhafte Zeit gewesen, aber nie wäre ihm eingefallen seine Eltern anzulügen.
Als sie den Club erreicht hatten, reihten sie sich in die Schlange von Wartenden ein. Kein SM- oder Lederschuppen, aber es gab einen Darkroom. Dass heute so ein Andrang war, hätte Claude auch nicht erwartet, aber sie hatten ja Zeit.
Es amüsierte ihn zu beobachten, wie die anderen Männer Patrice musterten. Natürlich bemerkte es Patrice zunächst nicht, doch später rückte er näher an Claude heran, als ob dieser ihm Schutz vor den Blicken gewähren würde. Claude grinste: »Du siehst gut aus.« Er strich dem Jungen über die Wangen. »Du weißt es bloß nicht.«
»Hat auch noch nie jemand zu mir gesagt«, antwortete Patrice atemlos und sah ihm tief in die Augen.
Fast augenblicklich zuckte Claude zurück, lächelte unverbindlich.
› Merde!‹ Dazu hätte er sich nicht hinreißen lassen sollen. Patrice interpretierte solche Gesten und Komplimente etwas anders, als Claude dies tat. Für Patrice war dies kein Spaß. Aber Claude konnte in solchen Punkten kaum an sich halten, so war er nun einmal.
Doch bevor Claude noch weiter etwas sagen konnte, wich Patrice zurück. Er wurde kreidebleich im Gesicht und fast schon fürchtete Claude, dass er umkippen würde.
»Was ist?«, verlangte er zu wissen und schlang einen Arm um Patrices Schultern.
»Da ist Luc«, Patrice deutete nur mit dem Kinn auf die andere Straßenseite wo eine Gruppe Jugendlicher entlangging. Mitten unter ihnen: Luc, Patrices Stiefbruder und ein homophobes Arschloch, der Patrice wohl die Hölle heiß machen würde, wenn er erführe, dass sich Patrice in einem Schwulenclub aufhielt.
Da gab es wohl nur eine Möglichkeit.
12
Patrice hätte sich am liebsten inmitten der Schlange von wartenden Clubgängern versteckt oder sich zumindest in die Seitenstraße verdrückt. Claude allerdings hatte etwas ganz anderes im Schilde, er legte einen Arm um Patrices Schulter und scherte aus der Reihe aus. Gareth folgte ihnen dicht auf den Fersen. Anscheinend schien es niemand großartig zu stören, dass sie an der Schlange vorbeigingen. Einige der Männer grüßten Claude sogar und der erwiderte die Nettigkeiten mit koketten Sprüchen. Anscheinend war Claude in der örtlichen Schwulenszene kein unbeschriebenes Blatt. Was sagte das nun wieder über seinen Charakter aus?
Nein, im Moment hatte Patrice wirklich andere Sorgen, als sich über Claudes Charakter und moralische Vorstellungen den Kopf zu zerbrechen. Sah Luc etwa zu ihnen herüber? Patrice riskierte einen Blick. Nein, bis jetzt schien Luc noch nichts bemerkt zu haben.
» Salut Antoine, was ist hier heute los? Habe ich was verpasst?« Claude stoppte neben einem der Türsteher, den er offensichtlich auch persönlich kannte.
»Ach, nichts Besonderes. Muss am Wetter liegen«, erwiderte der Mann und umarmte Claude kurz. Dann fiel sein Blick auf Patrice und Gareth. »Du bringst ja selten mal jemanden mit!«
»Aber falls doch, dann lohnt es sich«, Claude legte wieder einen Arm um Patrice und zerzauste ihm das Haar. »Komm lass uns rein, ich hab kein Bock hier weiter zu warten...«
Patrice versuchte indes wieder einmal unauffällig in Richtung der anderen Straßenseite zu schielen. Luc und seine Truppe standen noch immer dort drüben und er konnte sich denken was für Kommentare da nun fallen gelassen wurden. Wenn Luc nicht näher kam, dann sollte er seinen Stiefbruder eigentlich auch gar nicht erkennen können. Wie sollte Patrice das auch nur erklären? Nicht nur, dass er
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