Con molto sentimento (German Edition)
weiter darauf ein. Er wollte noch etwas Spaß haben, er hatte heute Abend einen guten Job abgeliefert, sein erstes Mal als Konzertmeister, und war immerhin auch schon lange nicht mehr feiern gegangen. Gegen eine nette kleine Geschichte in einem Darkroom hatte er jetzt auch nichts einzuwenden. Aber das kam auch darauf an, wie Gareth tickte, ob dieser den Spaß mitmachen würde. Dass Patrice, weil dieser ja noch minderjährig war, nie und nimmer in die Bars und Clubs gelassen werden würde, daran dachte Claude in diesem Moment gar nicht.
»Na? Nach was steht dir der Sinn?«, fragte Claude den Butler als sie das Gebäude verließen. »Leder? Twinks? Bondage?« Erst bei diesem letzten Wort wurde sich Claude bewusst, dass sie einen kleinen Jungen bei sich hatten. Wie aufs Stichwort ruckte Williams Kopf in die Höhe und er sah Federico fragend an.
»Onkel Fedri, warum möchte Monsieur Debière denn jemanden fesseln?«
Federico starrte zu Claude mit einem dermaßen säuerlichen Gesichtsausdruck hinüber, dass Claude sich genötigt sah woanders hinzuschauen. Gareth hingegen tarnte sein Lachen als diskretes Hüsteln. Patrice – oh Wunder – wurde wieder knallrot im Gesicht.
»Claude spielt gerne Cowboy und Indianer«, hörte Claude Federico sagen und er schaute überrascht auf. Unkontrolliertes Gelächter formte sich in seiner Brust und er kämpfte den Drang nieder nicht loszuprusten. Aber er musste Federico zu dieser Erklärung im Stillen gratulieren.
»Das spiele ich auch gerne!« Mit einem Schlag schien William wieder hellwach zu sein und wand sich in Federicos Armen wie ein Aal. »Hattet Ihr auch Reitunterricht, Monsieur Debière?«, fragte William unschuldig. »Ich habe seit letztes Jahr ein eigenes Pony.«
Federico setzte seinen Neffen auf dem Boden ab, der ja nun anscheinend gar nicht mehr müde war.
»Nein, ich reite nicht«, presste Claude heraus und wieder dieser säuerliche Blick von Federico, der ihn warnte, dass er es nicht einmal wagen sollte William zu weiteren Fragen zu provozieren. Selbstverständlich verstand der Kleine nicht die zweideutigen Phrasen, die die Männer so erheiterten. Und Claude sollte sich hüten diesen Pfad weiterzuverfolgen, ansonsten müsste er William die Sache mit den Bienchen und Blümchen, respektive Bienchen mit Bienchen, erklären.
»Onkel Fedri, was ist ein Twink?«
»Etwas zum Essen«, erwiderte Federico und musterte Claude. ›Das wirst du mir büßen.‹
Claude grinste nur, Federico hatte ja nicht einmal gelogen mit seiner Erklärung.
»Kenne ich gar nicht.« William legte die Stirn in Falten.
Federico winkte ab. »Ist ja auch ein amerikanisches Gebäck«, meinte er in seinem besten Oxford English. William nickte ernst, die kleinen Seitenhiebe auf die ehemalige Kolonie über den Atlantik hinweg und der uralte Patriotismus auf Great Britain waren wohl sogar ihm schon vertraut.
Nachdem sie sich von Federico und William verabschiedet hatten, steuerten Claude, Gareth und in ihrem Schlepptau Patrice in Richtung Wohnung. Besser gesagt, Claude trottete den beiden anderen nach, denn Gareth erzählte Patrice etwas über seinen letzten Motorradtrip in Osteuropa, was dieser unheimlich spannend fand.
Zugegeben, es hörte sich ziemlich abenteuerlich an. Noch dazu ziemlich kostspielig bei den Spritpreisen heutzutage. Aber so weit Claude wusste, wurde man als Butler auch gut bezahlt. Immerhin hatte man kaum Freizeit und musste seinem Arbeitgeber rund um die Uhr zur Verfügung stehen. Für Claude wäre das kein Traumberuf. Wahrscheinlich musste man dazu ebenso geboren sein, wie für den Beruf des Künstlers oder Musikers.
Während Patrice sich in der Wohnung seiner Eltern umzog, suchte Claude in seinem mehr als üppig bestückten Kleiderschrank nach dem passenden Outfit für sich und Gareth. Er wollte es heute Abend nicht übertreiben also keine pinken Strassoberteile. Schließlich einigten sie sich auf dunkle, enge Jeans, wobei Gareth sich ein Paar Ranger Boots von Claude ausborgte damit nicht auffiel, dass ihm die Hosenbeine etwas zu kurz geraten waren. Gareth bevorzugte dann noch ein burgundfarbenes Poloshirt, das zu dem roten Leder der Stiefel passte.
Claude konnte dem Strass schlussendlich nicht völlig abschwören und als Patrice an seiner Tür klingelte, zog er sich gerade ein T-Shirt, ja es war mindestens eine Nummer zu klein, mit dem Aufdruck Discoqueen über den Kopf. Aber es war immerhin nicht pink,
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