Con molto sentimento (German Edition)
Interesse an ihm hegst, vor allem nach dieser Nacht und nach deiner Einladung ihn mit zur Hochzeit zu nehmen«, sprach Federico weiter, als von Claude keine Antwort kam.
Federico betrachtete das Profil seines Freundes, der mit verkniffener Mine auf dem Stuhl saß und William beim Toben um das Wasserbecken zuschaute.
»Du kannst meiner Ansicht nach nicht davon ausgehen, dass Patrice so abgeklärt ist und dich als Spielzeug benutzt, um sich auszuprobieren. So wie du es mit ihm tust.«
»Tue ich gar nicht!«, feuerte Claude zurück. »Denkst du das wirklich von mir? Dass der Junge nur ein Spielzeug für mich ist?«
»Ist er es nicht?«, gab Federico trocken zurück.
»Fedri, also wirklich... Nein, natürlich nicht. Kommt das so rüber?«
»Hm, mhm.« Federico zuckte mit den Schultern. »Geringfügig, bei deinem Lebenswandel.«
»Bei meinem Lebenswandel«, äffte Claude nach und seufzte. Vielleicht war es ganz gut so, dass seine Pause wieder vorbei war und er zurück zu seiner Geige musste, sodass sie ihr Gespräch unterbrechen mussten.
So wirklich nahm Federico seinem Freund es noch nicht ab, dass dieser in Patrice mehr sah, als nur einen niedlichen Typen, den er mal schnell flachlegen wollte. War Claude ernsthaft an einer Beziehung mit Patrice interessiert? Federico hätte es zunächst noch verneint. Als sie jedoch alle am Dienstag damit beschäftigt waren ihre Koffer und Taschen in den Reisebus zu packen, wurde Federico eines Besseren belehrt.
Im Gegensatz zu den meisten anderen Musikern musste Federico nicht sein Instrument mitnehmen. Das wäre ja auch bei einem Flügel äußerst unpraktisch, so konnte er sich den Luxus erlauben erst eine Viertelstunde vor der Abfahrt am Treffpunkt anzukommen.
Claude hatte seine Violine schon sicher in dem eigens für die Instrumente gedachten Lkw verstaut und stand mit einer Eistüte neben dem Bus. Zunächst unterhielten sie sich über irgendwelche Belanglosigkeiten. Doch dann fünf Minuten vor der Abfahrt fiel Federico ein Mann auf, der unschlüssig an der Einfahrt des Parkplatzes herumlungerte. Es war Patrice, wie er dann bei näherem Hinsehen feststellte.
Claude stand mit dem Rücken zu ihm und Federico deutete auf den Jungen. Überrascht drehte sich Claude um und dann grinste er so breit, dass es schon wehtun musste. Vor allem es war ein echtes, freudiges Lächeln über Patrices Bereitschaft sich hier von ihm persönlich – vor den anderen Musikern! – zu verabschieden.
»Na los, geh zu ihm«, drängte Federico und nahm Claude die Waffeltüte aus der Hand. »Beeil dich aber.«
Er beobachtete die beiden, wie sie ein Stückchen von der Straße wegtraten. Auch Patrice lächelte, wenn auch etwas unsicher. So langsam dämmerte ihm auch, was Alexis früher immer gemeint hatte, Federicos offenkundige Unerfahrenheit würde ihm die Aufmerksamkeit von anderen Männern in den Clubs einbringen. Bei Patrice war es ganz ähnlich, irgendwie war diese unsichere Art niedlich und anziehend.
Das Eis begann zu schmelzen und bevor es sich über Federicos Hand ergoss, machte er sich daran die letzte Kugel selbst zu verzehren. Dunkle Schokolade, nicht übel! Dabei beobachtete er wie Claude und Patrice sich küssten. Unwillkürlich kreisten die Gedanken nun um seinen Partner und Geliebten. Er vermisste Alexis jeden Tag mehr, gerade in solchen Situationen. Federico seufzte und knabberte an dem Rand der Waffel herum. Die Konzertreise gemeinsam mit Alexis zu bestreiten wäre bestimmt auch witzig gewesen. Es hätte durchaus seine Vorzüge gehabt, auch wenn er sich dann mindestens dreimal täglich Alexis‘ Beschwerden über die billigen Hotels und die Verpflegung hätte anhören müssen. Auch wenn es nur um eine Übernachtung ging, unter einem Viersternehotel ging bei Alexis gar nichts und so langsam gewöhnte sich Federico an diesen Luxus. Hätte ihm das jemand noch vor fünf Jahren gesagt, er hätte ihn als hoffnungslosen Snob bezeichnet.
Claude und Patrice verknoteten immer noch ihre Zungen. Es wirkte nicht wie bei einem nervösen, unbeholfenen Liebespaar, das diese exquisiten sinnlichen Genüsse gerade erst für sich entdeckte. Vor allem nicht, wie nun Claude die Hände auf Patrices Hintern legte. Holla!
Federico fragte sich, ob in der letzten Nacht wohl noch etwas geschehen war. Hatten die beiden etwa doch noch miteinander geschlafen? Waren sie schon so weit gegangen? Sie wirkten viel vertrauter miteinander als noch am
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