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Con molto sentimento (German Edition)

Con molto sentimento (German Edition)

Titel: Con molto sentimento (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanya T. Heinrich
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Gedanken dieser Art und nahm sich vor, dass er sich auf die Reise und das bevorstehende Wochenende freute. Er hatte ja auch einiges investiert – Geld und Nerven. Der Ausflug zum Drogeriemarkt, um Kondome zu kaufen, war ein Spießrutenlauf gewesen. Claude, das Objekt der Begierde, saß neben ihm und gähnte. Vielleicht konnten sie es diese Woche tun. Er wollte es endlich tun! Wobei Claude nicht sehr sexy aussah, wenn er sich beinahe den Kiefer ausrenkte und verschlafen blinzelte.
     
    »Auch müde?«, erkundigte sich der Franzose und klappte die Lehne nach oben, die ihre Sitze trennte. Er nickte und hoffte, dass man ihm seine lüsternen Gedanken nicht ansah. Claude klopfte einladend auf seine Oberschenkel. Wären noch andere Leute im Abteil gewesen, dann hätte sich Patrice es nicht getraut, aber so war es wohl in Ordnung. Er legte seinen Pullover zu einem improvisierten Kissen zusammen und bettete dann seinen Kopf auf Claudes Beinen. Da Federico ihnen gegenüber saß, konnte sich Patrice sogar richtig ausstrecken und die Beine lang machen.
     
    Federico indes schlief auch tief und fest. Er hatte sich die Ohrhörer seines iPods ins Ohr gesteckt und lehnte nun an der Wand. Sogar schlafend sah er noch gut aus. Patrice wusste, dass er, wenn er denn einmal im Sitzen einschlief, den Mund offen stehen ließ und irgendwann auch anfing zu sabbern. Federico indes sah einfach nur gelöst und entspannt aus. Die Arme vor der Brust verschränkt, der Kopf ruhte an der Seitenlehne des Sitzes. Anscheinend hatte er viel Übung darin unterwegs seine Schlafdefizite aufzuholen. Hoffentlich würden sie alle rechtzeitig in Bern aufwachen, denn dort mussten sie umsteigen. Patrice stellte sich in weiser Voraussicht den Wecker seines Handys.
     
    »Was spielen wir eigentlich?«, erkundigte sich Federico, als sie in Bern auf den nächsten Zug warteten.
     
    Patrice hatte für sie drei ein paar Sandwiches und Kaffees organisiert. Es war merkwürdig für ihn wieder Deutsch zu sprechen, wo er jetzt auch schon ein paar Jahre in Genf lebte. Sein leiblicher Vater, Pascal Leclerk, stammte aus Zürich und als Kind hatte er dort gelebt. Jetzt mit ein paar Jahren Abstand musste Patrice feststellen, dass sein Vater bedeutend angenehmer und toleranter gewesen war als Urs. Aber seit sein Vater ausgewandert war und nichts mehr von sich hören ließ...
     
    »Aus Titanic? Claude, das kann nicht dein Ernst sein!«
     
    Patrice hatte den Zwischenteil der Unterhaltung verpasst und horchte erst bei Federicos entrüstetem Protest auf.
     
    Federico studierte ein paar Notenblätter, die Claude aus seinem Rucksack gezogen hatte: »Ich soll dieses Schnulzenstück spielen!«
     
    »Ist es etwa zu schwer?«, gab Claude süffisant zurück und leckte sich mit der Zungenspitze etwas Crema von der Oberlippe.
     
    Patrice sah schnell weg, das Bild erinnerte ihn nur zu gut an andere Dinge, die Claude mit seiner Zunge anstellen konnte.
     
    »Natürlich ist es nicht zu schwer«, ereiferte sich Federico. »Aber konnte es nicht etwas anderes sein. Meinetwegen der Kanon von Pachelbel, obwohl der ja auch schon ausgelutscht ist.«
     
    »Also hör mal, Fedri. Erst ist es dir egal, was wir spielen und ich soll die Stücke heraussuchen und jetzt meckerst du auch wieder rum.«
     
    Da grummelte Federico nur noch etwas als Antwort und steckte die Notenblätter ein. Er hatte kapituliert.
     
    »Kann es sein, dass du sexuell frustriert bist?«
     
    So etwas fiel auch nur Claude ein, mitten auf einem Bahnsteig so eine intime Frage zu stellen. Und richtig, es drehte sich ein Pärchen zu ihnen um, das keine zwei Meter neben ihnen stand.
     
    Als Federico beharrlich schwieg – doch nicht ohne Claude einen finsteren Blick zuzuwerfen – fuhr dieser mit fröhlicher Stimme fort: »Du hättest deine bessere Hälfte ruhig einladen können!«
     
    »Meine bessere Hälfte hat andere Dinge im Kopf.«
     
    Patrice sagte zu diesem Thema nun am besten gar nichts und versuchte auch die interessierten Blicke der übrigen Passanten zu ignorieren. Allerdings musste er zugeben, dass er nur zu gerne Federicos Verlobte kennengelernt hätte. Was für eine Art Frau war es wohl auf die der Pianist stand?
     
    Nach ihrer ansonsten unspektakulären Zugfahrt wartete noch ein strammer Marsch an ihrem Bestimmungsort auf sie. Natürlich hätten sie sich ein Taxi nehmen können, oder eine Stunde auf den nächsten Bus warten, doch sie nahmen gerne die Gelegenheit wahr sich nach der Zugfahrt die Beine zu vertreten.

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