Conan-Saga 04 - Conan und das Schwert von Skelos
wahrlich eine Frau, und du bist ganz anders, du wurdest aber auch nicht von den Shanki großgezogen, von ihrem Khan noch dazu!«
»Gott sei Dank! Ich verstehe, was du meinst. Vielleicht war sie tief im Herzen eine Rebellin wie ich und wagte es nur nicht zu zeigen, solange sie sich bei den Shanki befand. Hier dagegen faßte sie den Mut.«
»Möglich.« Conan zuckte die Schultern. Er starrte den Mann an, der das Gasthaus betrat, ohne ihn wirklich zu sehen. »Reden wir lieber nicht mehr darüber. Aber ich werde einen Weg finden, die Wahrheit zu erfahren.«
»Bist du sicher, daß du sie wirklich wissen möchtest?«
»Sie wird mir nicht weh tun, 'sparana. Wenn das Gerücht stimmt, ist es jedoch für Hajimen besser, wenn er nach Hause aufbricht, ehe er es erfährt.«
Sie lächelte und drückte seine Hand. Sie spürte das Mitgefühl, das dieser so harte junge Mann empfand. Dann schaute sie auf und drehte sich, Conans Blick folgend, halb um. Der Cimmerier hatte seine Lektion gelernt und hielt seinen Schwur, sich in keinem Wirtshaus mehr mit dem Rücken zur Tür zu setzen.
So beobachtete er den näherkommenden, unauffälligen Mann mit den feisten Backen, der einen am Hals zusammengezogenen Umhang aus einfachem rostroten Tuch trug.
»Verzeiht. Ein Mann vor der Tür wünscht mit Conan dem Cimmerier zu sprechen.«
Die Hand noch um den kunstvoll verzierten Tonbecher gelegt, blieb Conan mit gleichmütiger Miene sitzen und musterte den Mann, der sich ihm so ruhig genähert hatte. Auch Isparana betrachtete den unauffälligen Burschen. Die anderen Gäste nahmen, ihrer feinen Manieren getreu, keine Notiz von ihm.
»Ihr kennt mich«, brummte Conan. »Sagt ihm, er soll hereinkommen, ich lade ihn zu einem Becher Bier ein.«
»Allerhand los, heute abend«, murmelte Isparana leicht verärgert. Sie legte das Kinn an, um in den tiefen Ausschnitt ihres weinroten Samtgewands schauen zu können, wo zwischen ihren Brüsten der Anhänger ruhte, den sie von Akter Khan erhalten hatte. Der Abend sollte uns allein gehören, dachte sie, aber sie schwieg.
»Er möchte Euch außerhalb des Gasthauses sprechen«, erklärte der Mann Conan.
»Will er nicht in der Öffentlichkeit gesehen werden?«
»Vielleicht. Vielleicht wollt aber auch Ihr nicht mit ihm gesehen werden.«
Conan lächelte. »Schon möglich. Aber weshalb sollte ich dann überhaupt mit ihm reden wollen?«
»Tu's nicht, Conan«, bat Isparana.
»Ein Gespräch schadet nie«, sagte der Mann im Umhang. Das erinnerte den Cimmerier an Hajimen, und er wußte, daß dieses Sprichwort nicht stimmte. Und doch ...
Er musterte den Mann. Er sah nicht sonderlich gefährlich aus – er schaute überhaupt nicht gefährlich aus! Er war nicht kräftig, und er wirkte auch nicht wie ein Mann der Tat. Wer, fragte sich Conan, wollte unbedingt ein privates Gespräch mit ihm führen? Seine Neugier übermannte ihn. Warum sollte er nicht?
Er lehnte sich vom Tisch zurück. »Öffnet Euren Umhang.«
Der Bursche blickte ihn fragend an, dann gehorchte er. Unter dem langen rostfarbigen Kleidungsstück trug er eine Tunika mit Fransenborte, die bis zu den Knien reichte. Ihr Gürtel war schmal, und keine Schwertscheide hing daran. Conan entspannte sich ein wenig, aber nicht völlig.
»Ich möchte, daß Ihr Euren Dolch mit der Linken aus der Hülle zieht und ihn hier bei meiner Begleiterin zurücklaßt.«
Nach kurzer Überlegung nickte der Mann. »Wir haben nicht die Absicht, Euch zu töten, Conan von Cimmerien. Wir wünschen Euch überhaupt nichts Böses.« Er legte seinen Dolch auf den Tisch. Er war so einfach und zweckmäßig wie sein Umhang – ein Messer, wie es zum Essen verwendet wurde.
Isparana sah ihn an. »Wer ist ›wir‹?«
»Ich und der, der mit Eurem Gefährten sprechen möchte – nur sprechen, Isparana.«
»Ist sein Name Balad?«
»Nein.«
»Geh nicht, Conan.«
»Ihr kennt uns beide«, sagte Conan zu dem Boten, und zu Isparana gewandt: »Ich habe mein Schwert und meinen Dolch, und er ist unbewaffnet. Ich werde mich mit seinem Herrn treffen.« Er beobachtete die Reaktion des Fremden auf das Wort ›Herr‹, aber sie blieb aus.
»Ich täte es nicht«, protestierte Isparana besorgt.
Conan erhob sich. »Lauf nicht weg, 'sparana – und trink nicht soviel, daß ich dich nicht mehr einholen kann! Ich bin bald zurück.« Er trat an die Theke und ließ sich vom Wirt eine Aprikose geben. Dann kehrte er zu dem Boten zurück, der dichtes, welliges braunes Haar hatte und um einen guten Fuß
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