Conan-Saga 08 - Conan der Pirat
brüllte er. »Bist du wahnsinnig? Wie kannst du es wagen, einen Gott anzufassen?«
Imbalayo trat mit etwas besorgter Miene ein. Er stammte aus dem barbarischen Darfar und war durch seinen Kampfesmut und geschickte Intrigen von einem einfachen Krieger zu seinem hohen Posten aufgestiegen. Doch so listig und furchtlos er war, wußte er doch nie, was er im nächsten Augenblick von seinem König erwarten konnte – und das beunruhigte ihn.
Der Monarch deutete auf die Frau, die vor seinen Füßen kauerte.
»Nehmt sie!«
Der hochgewachsene Schwarze grinste. Er packte Rufia, die sich schreiend in seinem Griff wand. Flehend streckte sie die Arme nach Akhirom aus, als Imbalayo sie aus dem Kuppelgemach schleppte. Aber der König achtete nicht auf sie. Er saß mit gefalteten Händen und schien in eine unendliche Ferne zu blicken.
Aber jemand hörte Rufias Schreie. Eine schlanke, braunhäutige, junge Frau, die sich in einer Nische versteckt hatte, sah, wie der grinsende Kushit seine Gefangene davontrug. Kaum war er außer Sicht rannte sie auf leisen Sohlen in die entgegengesetzte Richtung.
Imbalayo als Günstling des Monarchen wohnte als einziger der Generale im Königspalast, der im Grund genommen aus mehreren, zu einem Ganzen zusammengefügten, verschieden großen Gebäuden bestand, in denen Akhiroms dreitausend Bedienstete hausten. Durch verschlungene Korridore und hin und wieder über einen mit Marmormosaik gepflasterten Hof kam Imbalayo schließlich zu seinen eigenen Gemächern im Südflügel. Doch noch ehe er die mit Kupferarabesken verzierte Teakholztür erreichte, stellte sich ihm eine geschmeidige Gestalt in den Weg.
»Zeriti!« Imbalayo wich erschrocken zurück. Die Hände der schönen braunen Frau öffneten und schlossen sich vor unterdrückter Erregung.
»Eine Dienerin berichtete mir, daß Akhirom die rothaarige Schlampe aufgegeben hat«, sagte die Stygierin. »Verkauft sie mir. Ich habe eine Rechnung mit ihr zu begleichen.«
»Weshalb sollte ich?« Aber Imbalayo war nicht ganz wohl in seiner Haut. »Der König hat sie mir geschenkt. Geht mir aus dem Weg, wenn Ihr nicht wollt, daß ich ihn mir erzwinge!«
»Habt Ihr gehört, was die Anaki in den Straßen herumbrüllen?«
»Was geht das mich an?«
»Sie schreien nach Imbalayos Kopf, weil sie ihn des Mordes an Othbaal verdächtigen. Soll ich ihnen sagen, daß ihre Vermutung stimmt?«
»Ich hatte nichts damit zu tun!« fuhr der General empört auf.
»Ich kann Zeugen herbeibringen, die beschwören würden, daß sie Euch sahen, wie Ihr Keluka geholfen habt, ihn niederzustechen!«
»Ich bringe Euch um, Hexe!«
Sie lachte. »Das wagt Ihr nicht! Nun, was ist? Verkauft Ihr mir die rothaarige Dirne, oder wollt Ihr lieber gegen die Anaki kämpfen?«
Imbalayo gab Rufia frei, daß sie auf den Bogen glitt. »Nehmt sie und verschwindet!« knurrte er.
»Da habt Ihr Eure Bezahlung!« Zeriti warf ihm eine Handvoll Goldmünzen ins Gesicht. Imbalayos Augen funkelten vor Mordlust, aber er ballte nur hilflos die Fäuste.
Zeriti achtete nicht mehr auf ihn. Sie beugte sich über Rufia, die sich benommen auf dem Boden zusammengekauert hatte. Bei dieser neuen Herrin, dessen war sie sich klar, halfen keine ihrer weiblichen Listen, mit denen sie sich die Männer um die Finger gewickelt hatte. Die Stygierin packte Rufia an den roten Locken und zwang ihren Kopf zurück, um ihr durchdringend in die Augen blicken zu können. Dann ließ sie sie los und klatschte in die Hände. Vier Eunuchen eilten herbei.
»Bringt sie in mein Haus«, befahl Zeriti, und sie schleppten die verstörte Rufia davon. Die Stygierin folgte, lautlos durch die Zähne pfeifend.
Als Conan durch das Fenster sprang, hatte er keine Ahnung, was in der Dunkelheit vor ihm lag. Gebüsch milderte seinen Aufprall. Er sprang hoch und sah die Schwarzen sich durch das Fenster drängen. Er befand sich in einem Garten, einem schattigen Ort mit Büschen und fahlen Blumen. Seine Verfolger bahnten sich noch mühsam einen Weg durch die Sträucher, als er die Gartenmauer bereits erreicht hatte. Er sprang hoch, erfaßte die Krone mit einer Hand und schwang sich hinauf und darüber.
Er blieb kurz stehen, um sich zu orientieren. Obgleich er nie zuvor in der Innenstadt gewesen war, hatte man sie ihm so oft beschrieben, daß er sich ein ziemlich genaues Bild machen konnte. Er befand sich jetzt im Viertel der Staatsbediensteten. Vor ihm ragte ein Gebäude über die Flachdächer, das der Kleine Westpalast sein mußte – ein
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