Conan-Saga 08 - Conan der Pirat
herab:
»Offenbar hat das plötzliche Verschwinden des Nebels sie verwirrt! Jetzt ist der richtige Augenblick zum Angriff. Die Kushiten haben keine Bogen, und sie behindern den Vormarsch. Ein Sturm meiner Ritter wird sie zurück in die Reihen der Shemiten treiben und ihre Formation aufreißen. Folgt mir! Wir werden diese Schlacht mit einem Handstreich gewinnen!«
Conan schüttelte den Kopf. »Kämpften wir gegen einen gewöhnlichen Feind, würde ich zustimmen. Aber dieses Durcheinander scheint mir, ist nur vorgetäuscht, nicht echt. Es soll uns zum Angriff verleiten. Ich fürchte, es ist eine Falle.«
»Dann weigert Ihr Euch anzugreifen?« rief Thespides mit vor Wut tiefrotem Gesicht.
»Seid doch vernünftig!« versuchte Conan ihn zu beruhigen. »Wir befinden uns hier in einer viel vorteilhafteren Stellung.«
Mit einem grimmigen Fluch wendete Thespides sein Pferd und galoppierte ins Tal zurück, wo seine Ritter ungeduldig warteten.
Amalric neigte den Kopf. »Ihr hättet ihn nicht zurückkehren lassen sollen, Conan. Ich ... seht doch!«
Der Cimmerier sprang fluchend hoch. Thespides hatte neben seinen Männern angehalten. Sie konnten seine aufgebrachte Stimme nur schwach vernehmen, aber seine Gesten waren unverkennbar. Einen Herzschlag später senkten sich fünfhundert Lanzen und der Trupp gepanzerter Ritter donnerte das Tal entlang.
Ein junger Page kam von Yasmelas Zelt herbeigerannt und rief Conan mit schriller, aufgeregter Stimme zu: »Mein Lord, die Prinzessin läßt fragen, weshalb Ihr Graf Thespides nicht folgt und ihm beisteht.«
»Weil ich kein so unüberlegter Narr bin wie er«, brummte Conan und setzte sich wieder auf den Felsblock, um weiter an seiner Rinderkeule zu nagen.
»Ihr werdet mit Eurer Befehlsgewalt ja direkt vernünftig«, staunte Amalric. »Früher wäre gerade ein solcher Wahnsinn Euer besonderes Vergnügen gewesen.«
»Ja, aber da war ich nur für mich selbst verantwortlich«, antwortete Conan. »Doch jetzt – was, zum Teufel ...«
Die Horde hatte angehalten. Von der äußersten Flanke brauste ein Streitwagen herbei, und hinter seinen donnernden Rädern blieb gleich dem Kielwasser eines Schiffes eine lange dünne, pulverige Linie zurück, die wie die phosphoreszierende Spur einer Schlange im Sand glitzerte.
»Das ist Natokh!« fluchte Amalric. »Welchen höllischen Samen sät er da?«
Die stürmenden Ritter hatten ihre Geschwindigkeit nicht vermindert. Noch weitere fünfzig Schritte, und sie würden in die ungeordneten Reihen der Kushiten stoßen, die mit ihren Speeren hochaufgerichtet reglos standen. Die vordersten Ritter erreichten gerade die dünne glitzernde Pulverspur im Sand. Sie achteten nicht auf diese kriechende Gefahr, doch als die Hufeisen damit in Berührung kamen, war es, als schlage Stahl gegen Feuerstein – nur mit gewaltigeren Folgen. Eine ungeheure Explosion erschütterte die Wüste, die sich an der Pulverlinie mit lodernden weißen Flammen spaltete. Im nächsten Augenblick prallten die nachfolgenden Reihen der Ritter gegen die verkohlten Leiber ihrer Kameraden und erlitten das gleiche Schicksal. Durch die Geschwindigkeit ihres Sturmangriffs waren sie nicht in der Lage, rechtzeitig anzuhalten, und so stürzte Reihe um Reihe in den Tod. Mit unvorstellbarer Plötzlichkeit war die Falle zugeschnappt und machte ein Ende mit den Rittern.
Im gleichen Moment wurde das absichtliche Durcheinander der wilden Horde zu disziplinierter Formation. Die Kushiten stürzten sich auf die gefallenen Ritter. Die noch lebenden erstachen sie mit ihren Speeren und schlugen ihnen mit Steinen und Streithämmern die Helme ein. Alles war so schnell vorbei, daß die Beobachter auf den Hängen und dem Plateau völlig benommen waren. Und schon setzte sich die Horde in der Wüste wieder in geordnete Bewegung, während unter den Khorajanern der Schrei aufstieg: »Unsere Gegner sind keine Menschen, sondern Teufel!«
Auf beiden Kämmen verloren die Männer den Mut. Einer rannte mit schäumenden Lippen zum Plateau.
»Flieht!« schrie er. »Flieht! Niemand kommt gegen Natokhs Magie an!«
Mit einem raubtierhaften Knurren sprang Conan von seinem Felsblock und hieb dem Burschen die Rinderkeule auf den Schädel, daß der Feigling bewußtlos zu Boden ging. Conan zog sein Schwert. Seine halbzusammengekniffenen Augen waren Schlitze lodernden Feuers.
»Zurück in eure Stellungen!« brüllte er. »Der nächste, der seinen Posten verläßt oder auch nur einen Schritt zurückweicht, ist einen Kopf
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