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Conan-Saga 11 - Conan der Abenteurer

Conan-Saga 11 - Conan der Abenteurer

Titel: Conan-Saga 11 - Conan der Abenteurer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert E. Howard
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Mädchen. Sie sah nicht aus, als freute sie sich über ihre Heimkehr. Im Gegenteil, sie seufzte und ließ ihre schmalen Schultern hängen.
    Als sie sich näherten, erkannte Amalric immer mehr Einzelheiten. Die Stadtmauer wuchs aus dem nackten Sand. An manchen Stellen wirkte sie fast zerfallen. Auch die Türme sahen brüchig aus. Dächer sackten in sich zusammen, in der Brustwehr klafften Lücken, und Turmspitzen neigten sich gefährlich. Angst beschlich ihn. War das eine Stadt des Todes, in die ein Vampir ihn lockte? Ein Blick auf das Mädchen beruhigte ihn ein wenig. Kein Dämon konnte in einem so unschuldsvollen Körper hausen. Sie sah ihn mit sehnsuchtsvoll fragenden Augen an, blickte unentschlossen in die Wüste und seufzte herzerweichend, als sie das Gesicht wieder der Stadt zuwandte. Es wirkte hoffnungslos und schicksalsergeben.
    Durch die Breschen in der jadegrünen Mauer konnte Amalric nun Menschen in der Stadt sehen. Keiner winkte ihnen zu, als sie durch eine weite Lücke in der Mauer auf eine breite Straße ritten. Aus der Nähe sah man deutlich, wie verfallen die Häuser waren, die sich gegen die untergehende Sonne abhoben. Grasbüschel wuchsen zwischen den geborstenen Pflastersteinen und bedeckten größere Flächen. Straßen und Höfe waren gleichermaßen mit Trümmerbrocken übersät. Da und dort war ein zerfallenes Haus abgetragen worden, und man hatte an seiner Stelle kleine Gemüsegärten angelegt.
    Löchrigen Kuppeln fehlte längst die Farbe, Eingänge ohne Türen gähnten ihnen entgegen. Alles war verwahrlost. Da fiel Amalrics Blick auf einen Turm, der von allen anderen Bauwerken abstach. Der Verfall schien völlig an ihm vorübergegangen zu sein. Als strahlend roter Zylinder erhob er sich im südöstlichen Teil der Stadt. Amalric deutete darauf.
    »Warum ist ausgerechnet dieser Turm so gut erhalten?« wollte er wissen. Lissa erbleichte, zitterte am ganzen Körper und umklammerte krampfhaft seine Hand.
    »Sprich nicht über ihn«, flüsterte sie. »Sieh nicht hin, denk nicht einmal daran!«
    Amalrics Blick verfinsterte sich. Die unausgesprochene Bedeutung ihrer Worte ließ ihn den Turm in einem neuen Licht sehen. Er war plötzlich für ihn der Kopf einer Schlange, der sich über Verfall und Trostlosigkeit erhob. Ein Schwarm schwarzer Punkte – Fledermäuse – quoll aus einer Öffnung hoch oben.
    Der junge Aquilonier blickte sich wachsam um. Er wußte ja nicht, ob ihn die Gazaler freundlich aufnehmen würden. Er sah sie müßig durch die Straßen schlendern. Wenn einer stehenblieb und ihn ansah, überlief ihn unwillkürlich ein kalter Schauder. Es waren Männer und Frauen mit gütigen Zügen und sanften Blicken. Aber ihr Interesse wirkte so oberflächlich, so unpersönlich. Keiner unternahm den Versuch, mit ihm zu sprechen. Sie dachten sich offenbar überhaupt nichts dabei, daß ein bewaffneter Reiter aus der Wüste in ihre Stadt kam, obwohl Amalric von Lissa wußte, daß das bisher so gut wie noch nie vorgekommen war. Und gerade dieser Gleichmut, mit dem die Bewohner Gazals ihn empfingen, erweckte Unbehagen in ihm.
    Lissa sprach zu ihnen. Sie hielt Amalrics Arm hoch, um ihren Begleiter mit kindlicher Freude vorzustellen. »Das ist Amalric von Aquilonien, der mich vor den Schwarzen gerettet und nach Hause gebracht hat!«
    Die Leute murmelten höflich. Einige kamen näher und streckten ihm die Hand entgegen. Noch nie hatte er so gleichgültige, freundliche Gesichter gesehen. Die ihm zugewandten Augen waren sanft und mild, ohne Furcht, doch auch ohne Interesse. Aber es waren durchaus nicht die Augen dummer Ochsen, sondern eher die von Menschen, die in ihren Träumen gefangen waren.
    So fern erschienen sie ihm, und er hörte kaum, was sie zu ihm sagten. Seine Gedanken beschäftigten sich mit der Unwirklichkeit des Ganzen. Diese ruhigen verträumten Menschen in ihren Seidengewändern und weichen Sandalen wandelten offenbar ziellos durch die verwahrlosten Häuser, von denen längst alle Farbe abgebröckelt war. War dies ein Paradies der Illusionen für sie, aus Lotusträumen erschaffen? Nur irgendwie paßte der rote Turm nicht dazu.
    Einer der Männer mit weichem faltenlosen Gesicht, aber silbergrauem Haar, sagte: »Aquilonien? Dort fand doch eine Invasion statt? Durch König Bragorus von Nemedien, wenn ich mich nicht irre. Was wurde daraus?«
    »Die Nemedier wurden zurückgeschlagen«, antwortete Amalric kurz und unterdrückte ein Schaudern. Seit Bragorus seine Speerkämpfer über die Grenzen von

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