Conan-Saga 11 - Conan der Abenteurer
raubvogelgleich, weshalb er auch Geier genannt wurde. Die prunkvolle Rüstung und Kleidung waren die des zingaranischen Edlen. Nie waren seine Finger dem Säbelgriff fern.
Auch jetzt noch ruhte sein Blick unfreundlich auf Conan. Die zingaranischen Rebellen und die Gesetzlosen der Barachan-Inseln, die südlich von der zingaranischen Küste lagen, hielten nicht viel voneinander. Die Männer von Barachan waren hauptsächlich Seeleute von Argos und ein kleinerer Teil aus verschiedenen anderen Ländern. Sie überfielen Schiffe und plünderten zingaranische Küstenstädte, genau wie die zingaranischen Bukanier, die sich für etwas Besseres hielten und ihrem räuberischen Handwerk einen vornehmeren Anstrich verliehen, indem sie sich Freibeuter nannten, während sie die Barachanier Piraten schimpften.
Einige dieser Gedanken gingen Zaporavo durch den Kopf, während seine Finger mit dem Säbelgriff spielten und er seinen ungebetenen Gast finster im Auge behielt. Conan ließ nicht durchblicken, was er dachte. Er stand völlig ruhig und gleichmütig mit verschränkten Armen, wie auf dem Deck seines eigenen Schiffes. Seine Lippen lächelten, und seine Augen verrieten keinerlei Besorgnis.
»Was hast du hier zu suchen?« fragte der Freibeuter schroff.
»Ich hielt es für erforderlich, das Treffen auf Tortage gestern abend noch vor Mondaufgang zu verlassen«, antwortete Conan. »Ich verließ die Insel in einem lecken Boot, ruderte und schöpfte die ganze Nacht. Gegen Morgengrauen erspähte ich euer Segel. Ich ließ das Boot untergehen, weil ich die Entfernung schwimmend schneller zurücklegen konnte.«
»Es gibt Haie in diesen Gewässern«, knurrte Zaporavo und ärgerte sich ein wenig über das gleichgültige Schulterzucken des anderen. Ein kurzer Blick auf die Kuhl zeigte ihm die Gesichter, die tatendurstig heraufstarrten. Ein Wort würde reichen, um die Männer mit blitzenden Säbeln aufs Quarterdeck stürmen zu lassen. Ihre Zahl würde mehr als genügen, den Burschen hier zu überwältigen, auch wenn er – so wie er aussah – ein ausgezeichneter Kämpfer war.
»Warum sollte ich mich mit einem fremden Vagabunden belasten, den die See mir an Bord spült?« brummte Zaporavo, in Haltung und Miene noch beleidigender, als es seine Worte waren.
»Auf einem Schiff ist immer Bedarf für einen zusätzlichen guten Seemann«, antwortete Conan ohne Groll.
Zaporavo runzelte die Stirn, denn das konnte er nicht bestreiten. Er zögerte – und verlor so sein Schiff, seine Befehlsgewalt, sein Mädchen und sein Leben. Aber natürlich vermochte er nicht in die Zukunft zu sehen, und für ihn war Conan nicht mehr als ein gewöhnlicher Herumtreiber, den die See ihm an Bord gespült hatte, so zumindest waren seine Worte gewesen. Er mochte den Mann nicht, aber er war weder herausfordernd noch unverschämt gewesen, nur vielleicht ein wenig selbstsicherer, als es Zaporavo gefiel.
»Du wirst für Unterkunft und Verpflegung arbeiten«, knurrte der Geier. »Und verschwinde vom Quarterdeck. Denk immer daran, das einzige Gesetz hier ist mein Wort!«
Conans Lächeln schien noch breiter zu werden. Ohne Zögern, aber auch ohne Hast drehte er sich um und stieg in die Kuhl hinunter. Er blickte auch Sancha nicht mehr an, die ihn die ganze Zeit eifrig beobachtet hatte.
Als er das Mitteldeck erreicht hatte, drängte sich die Mannschaft um ihn – ohne Ausnahme Zingarier, halbnackt, die übertrieben vornehme Seidenkleidung mit Teer bespritzt, mit edelsteinbesetzten Ohrringen und Dolchgriffen. Sie konnten es kaum erwarten, ihn auf die bei Piraten übliche Weise herauszufordern. So stellte man fest, welche Art von Mann der Neue war, und seine zukünftige Stellung in der Mannschaft würde entschieden werden. Zaporavo hatte den Fremden offenbar schon vergessen, aber Sancha schaute angespannt vor Interesse vom Achterdeck hinunter. Sie war vertraut mit solchen Schauspielen und wußte, daß es zu einem umbarmherzigen und vermutlich blutigen Kampf kommen würde.
Aber noch viel vertrauter als sie war Conan mit diesen Aufnahmeproben. Er lächelte leicht, als er aufs Mitteldeck kam und die Männer sich bedrohlich um ihn drängten. Er blieb stehen und musterte jeden einzelnen mit steinerner Miene und unerschütterlicher Haltung. Es gab einen gewissen Ehrenkodex, selbst bei Männern wie diesen. Hätte er den Kapitän angegriffen, hätte sich die ganze Besatzung auf ihn gestürzt, aber jetzt hatte er eine faire Chance gegen den, der ausgewählt worden war, ihn zu
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