Conan-Saga 15 - Conan der Thronräuber
unbehandelten Wunden blutverkrustet war, stand den Siegern gegenüber. Zu beiden Seiten bewachten ihn je ein Dutzend schwarzer Riesen, mit langschäftigen Streitäxten in den Händen. Tsotha stand direkt vor ihm, und Strabonus und Amalrus, in Seide und Gold und mit kostbaren Edelsteinen geschmückt, hatten es sich auf weichen Diwanen bequem gemacht. Nackte Sklavenknaben neben ihnen sorgten dafür, daß ihre aus einem gewaltigen Saphir gearbeiteten Kelche nie leer waren. Der blutbefleckte gekettete Conan, dem man nur ein Lendentuch für seine Blöße gelassen hatte und dessen blaue Augen unter der zerzausten schwarzen Mähne grimmig funkelten, bildete einen krassen Gegensatz zu ihnen. Aber es war er, der sie in jeder Beziehung überragte, der allein mit seiner unbezwingbaren, elementaren Persönlichkeit den Pomp der Sieger zu Flitter herabwürdigte. Und die Könige in ihrem Stolz und ihrer Prunksucht waren sich dessen insgeheim bewußt und fühlten sich nicht wirklich wohl in ihrer Haut. Nur Tsotha war unbeeindruckt und selbstsicher.
»Was wir wollen, ist schnell gesagt, König von Aquilonien«, wandte er sich an Conan. »Nämlich, unser Reich vergrößern.«
»Und deshalb streckt Ihr Schurken Eure schmutzigen Hände nach meinem aus«, knurrte Conan.
»Was seid Ihr schon?« entgegnete Amalrus spöttisch. »Nichts als ein Abenteurer, der die Krone an sich riß, auf die er nicht mehr Anspruch hat als sonst ein herumstreifender Barbar. Trotzdem sind wir bereit, Euch eine angemessene Entschädigung zukommen zu lassen ...«
»Entschädigung?« Ein spöttisches Lachen grollte tief aus Conans Brust. »Für schändlichen Verrat? Weil ich ein Barbar bin, glaubt Ihr, verkaufe ich mein Reich und Volk für mein Leben und dreckiges Gold? Ha! Wie seid Ihr zu Eurer Krone gekommen? Ihr und dieses schwarze Schwein neben Euch? Eure Väter haben sie sich durch Kampf und Leid erworben und auf einem goldenen Tablett an Euch weitergereicht. Was Ihr ererbt habt, ohne einen Finger zu rühren – außer zum Vergiften Eurer Brüder –, habe ich erkämpft.
Ihr sitzt auf Euren Satinkissen und trinkt den Wein, der den Schweiß Eurer Völker gekostet hat, und sprecht von den göttlichen Rechten des Königtums – pah! Ich erklomm den Thron aus den Abgründen der Barbarei, und das Blut, das dabei floß, war nicht nur das anderer. Wenn jemand von uns überhaupt das Recht hat, über andere zu herrschen, dann, bei Crom, bin ich es! Habt Ihr Euch irgendwie als überlegen erwiesen?
Ich fand Aquilonien unter der Fuchtel eines Schweines – wie Ihr eines seid –, das seinen Stammbaum tausend Jahre zurückverfolgen konnte. Durch die Kriege der Barone untereinander war das Land zerrissen und zerschunden, und das Volk wurde unterdrückt und ausgequetscht. Heute wagt keiner der aquilonischen Edlen mehr, auch nur dem geringsten meiner Untertanen ein Haar zu krümmen oder ihn auszubeuten. Und die Steuern in Aquilonien sind niedriger als sonstwo auf der Welt.
Und wie sieht es mit Euch aus? Euer Bruder, Amalrus, herrscht über die östliche Hälfte Eures Reiches und trotzt Euch. Und Ihr, Strabanus, Eure Soldaten belagern die Burgen von einem Dutzend rebellischer Barone. Steuern und Aushebungen drücken die Völker Eurer beiden Reiche zu Boden. Und Ihr wollt mein Reich ausplündern, ha! Löst mir die Handfesseln, und ich poliere diesen gar kostbaren Boden mit euren Köpfen!«
Tsotha grinste düster über den Grimm seiner beiden königlichen Besucher.
»So wahr das alles auch ist, tut es nichts zur Sache«, sagte er. »Unsere Pläne gehen Euch nichts an. Eure Verantwortung endet, sobald Ihr dieses Pergament unterzeichnet habt. Es ist Eure Abdankung zugunsten Fürst Arpellos von Pellia. Dafür erhaltet Ihr von uns Eure Waffen, ein Pferd, fünftausend Goldlunas und eine Eskorte bis zur Ostgrenze.«
»Ah, Ihr wollt mich also dort auslassen, von wo aus ich vor Jahren nach Aquilonien ritt, um in seiner Armee anzumustern – nur daß mir diesmal der Makel des Verräters anhaftet!« Conans Lachen klang wie das tiefe kurze Bellen eines Wolfes.
»Arpello, hm? Dieser Schlächter aus Pellia war mir nie so recht geheuer. Könnt Ihr denn nicht offen stehlen und plündern, ohne eine Entschuldigung, auch wenn sie noch so durchsichtig ist? Arpello. In Arpellos Blut fließt gerade noch eine Spur von königlichem Blut, also benutzt Ihr ihn als Ausrede und als Statthalter, durch den Ihr regiert! O nein! Eher sehen wir uns in der Hölle wieder!«
»Ihr seid ein Narr!«
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