Conan-Saga 15 - Conan der Thronräuber
den Lichtkreis der Fackel über Conans Kopf kam, sah der Cimmerier, daß es ein gigantischer, völlig nackter Schwarzer war, mit einem Schwert in einer und einem Schlüsselbund in der anderen Hand. Der Schwarze redete Conan im Dialekt der Südküste an, und der Cimmerier antwortete im gleichen, den er während seiner Piratenzeit entlang der Küste von Kush gelernt hatte.
»Schon lange wollte ich Euch kennenlernen, Amra.« So hatten die Kushiten den cimmerischen Seeräuber genannt: Amra, der Löwe. Die weißen Zähne des Sklaven blitzten in einem breiten Grinsen, und die Augen unter den kurzen krausen Locken glimmten rot. »Es ist ein großes Wagnis für mich hierherzukommen«, sagte er. »Seht, die Schlüssel zu Euren Ketten! Ich habe sie Shukeli gestohlen. Was gebt Ihr mir dafür?«
Er ließ den Schlüsselring vor Conans Augen baumeln.
»Zehntausend Goldlunas«, antwortete der König schnell. Neue Hoffnung erwachte in ihm.
»Nicht genug!« rief der Schwarze mit wilder Begeisterung. »Nicht genug für das Risiko, das ich eingehe. Tsothas Lieblinge könnten aus der Dunkelheit kommen und mich verschlingen. Und wenn Shukeli herausfindet, daß ich seine Schlüssel geklaut habe, hängt er mich an meinem ... Nun, was seid Ihr bereit, mir dafür zu geben?«
»Fünfzehntausend Lunas und einen Palast in Poitain«, bot der König ihm an.
Der Schwarze hüpfte in barbarischer Freude von einem Fuß auf den anderen.
»Mehr!« rief er. »Bietet mir mehr an! Was gebt Ihr mir?«
»Du schwarzer Hund!« Ein roter Wutschleier schob sich vor Conans Augen. »Wäre ich frei, würde ich dir den Hals brechen! Hat Shukeli dich geschickt, mich zu ärgern?«
»Shukeli weiß nicht, daß ich hier bin, Weißer«, versicherte ihm der Schwarze und schob den dicken Hals vor, um Conan besser in die wilden Augen sehen zu können. »Ich kenne Euch aus alter Zeit, als ich noch Häuptling eines freien Stammes war, ehe die Stygier mich gefangennahmen und in den Norden verkauften. Erinnert Ihr Euch an die Plünderung von Abombi, als Eure Seewölfe die Stadt überfielen? Vor König Ajagas Palast habt Ihr einen Häuptling getötet, und ein anderer floh vor Euch. Mein Bruder war es, der starb, und ich der, der floh. Ich verlange einen Blutpreis für ihn, Amra!«
»Befreie mich, und ich wiege dein Gewicht in Gold auf«, knurrte Conan.
Die roten Augen glühten, und die weißen Zähne blitzten wölfisch im Fackellicht.
»Du weißer Hund! Du bist wie alle deiner Rasse, aber ein Schwarzer läßt sich einen Blutpreis nicht mit Gold bezahlen! Was ich verlange ist – dein Schädel!«
Wie ein Wahnsinniger kreischte er das letzte Wort heraus, und es echote von den Wänden. Unwillkürlich stemmte Conan sich gegen seine Ketten, bei dem Gedanken, wie ein Schaf abgeschlachtet zu werden, doch dann ließ ihn ein noch schrecklicheres Grauen erstarren. Über des Schwarzen Schultern sah er undeutlich die ihm bereits bekannte Gestalt, die sich in der Dunkelheit mit hoch erhobenem Hals wiegte.
»Tsotha wird es nie erfahren!« Der Schwarze lachte teuflisch. Viel zu sehr beschäftigte ihn sein Triumph, als daß er auf irgend etwas anderes als den Gefangenen geachtet hätte, und zu trunken vor Haß war er, um zu spüren, wie der Tod hinter ihm lauerte. »Er wird erst wieder in die Hallen der Hölle kommen, wenn die Dämonen deine Knochen aus den Ketten gezerrt haben. Und jetzt werde ich mir deinen Kopf holen, Amra!«
Er spreizte die muskelschwellenden Beine wie Ebenholzsäulen und hob das schwere Schwert mit beiden Händen, daß die Armmuskeln im Fackelschein spielten. In diesem Moment schnellte der titanische Schatten hinter ihm herab, und der keilförmige Kopf schlug mit solcher Wucht zu, daß der Krach des Aufpralls durch den Tunnel hallte. Doch kein Laut drang aus den Wulstlippen, als der Schwarze sie vor Schmerz weit aufriß. Conan sah, wie das Leben mit der Plötzlichkeit einer ausgeblasenen Kerze aus den schwarzen Augen schwand. Der Schlag warf den riesenhaften schwarzen Körper über die Breite des Korridors, und die mächtige Schlange wickelte sich ganz um ihn. Danach war das Bersten und Zersplittern von Knochen deutlich zu hören.
Mit einemmal ließ etwas Conans Herz höher schlagen. Schwert und Schlüsselring waren dem Schwarzen entfallen und auf dem Steinboden gelandet – und wie der Cimmerier jetzt sah, lagen die Schlüssel fast vor seinen Füßen.
Er wollte sich nach ihnen bücken, doch die Kette war zu kurz. Sein Herz pochte ihm so heftig im Hals,
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