Conan-Saga 16 - Conan der Befreier
deiner Lippen, nicht nach gegorenem Traubensaft.«
»Aber es ist ein sanftes Anregungsmittel, mein Lord, um dein Verlangen zu erhöhen – und meinen Genuß daran«, gurrte sie. Im Kerzenschein stand sie in einem durchsichtigen seidenen Nachtgewand vor ihm, das nicht dazu beitrug, ihre üppigen und doch grazilen Formen zu verbergen. Sie lächelte ihn verführerisch an und streckte ihm den Kelch entgegen. »Der Wein enthält Gewürze aus meiner Heimat, die deine Sinne erhöhen werden. Willst du ihn nicht doch trinken, mir zuliebe, mein Lord.«
Mit wallendem Blut schaute er auf das mondbleiche Oval ihres Gesichts und brummte: »Mein Verlangen nach dir ist groß genug, und allein der Duft deines Haares erhöht meine Sinne. Aber gib mir den Kelch, wenn ich dir damit einen Gefallen tu. Ich leere ihn auf die Freuden dieser Nacht.«
Mit drei tiefen Schlucken goß er den Wein hinunter. Er achtete nicht auf den leicht beißenden Geschmack der Gewürze. Dann stellte er den Kelch ab und griff nach dem bezaubernd schönen Mädchen, deren weite Augen auf ihn gerichtet waren.
Doch als er sie in seine Arme schließen wollte, drehte sich plötzlich das Zelt um ihn, und ein brennender Schmerz bohrte sich in seine Eingeweide. Er griff nach dem Zeltmast, verfehlte ihn jedoch, und stürzte schwer auf den Boden.
Alcina beugte sich über ihn. Ihre Züge schienen vor seinem getrübten Blick zu Dunst zu schmelzen, durch den ihre grünen Augen wie glühende Smaragde brannten.
»Croms Blut, Dirne!« keuchte Conan. »Du hast mich vergiftet!«
Er versuchte sich aufzurichten, aber sein Körper war wie zu Blei erstarrt. Obgleich die Adern in seinen Schläfen heftig pulsierten, sein Gesicht vor Anstrengung tiefrot anlief, und seine Sehnen sich wie Schiffstaue unter der Haut hoben, vermochte er nicht aufzustehen. Nach Luft schnappend fiel er zurück. Dann schoben sich immer dichtere Schleier vor seine Augen, bis er aus dem hellen Zelt in einen trancegleichen Wachtraum fiel. Er konnte weder sprechen, noch sich auch nur im geringsten bewegen.
»Conan!« murmelte das Mädchen und bückte sich noch tiefer zu ihm hinab, aber er antwortete nicht, vermochte es nicht. Mit seidenweicher Stimme flüsterte sie: »Das wäre es also, Barbarenschwein! Und bald werden die Überreste deiner Armee dir in die Hölle folgen, aus denen du und sie einst krochen!«
Völlig ruhig setzte sie sich und holte das Amulett zwischen ihren Brüsten hervor. Ein Blick auf die Zeitkerze auf einem Tischchen verriet ihr, daß noch eine halbe Stunde vergehen mußte, ehe sie Verbindung mit ihrem Herrn aufnehmen konnte. In sphinxgleichem Schweigen saß sie reglos, bis die Zeit gekommen war. Dann konzentrierte sie sich auf das kleine Bruchstück aus Obsidian.
Im fernen Tarantia kicherte Thulandra Thuu, der in seinen magischen Spiegel schaute, als er die stille, auf dem Boden liegende Gestalt des Cimmeriers sah. Gleich erhob er sich, gab den Spiegel in sein Schränkchen zurück, weckte seinen Diener und schickte ihn mit einer Botschaft zum König.
Hsiao fand Numedides, der gerade eine Massage durch vier schöne, nackte Mädchen genoß. Sittsam schlug der Khitan die Augen zu Boden, verbeugte sich und sagte:
»Mein Herr läßt Eure Majestät respektvoll unterrichten, daß der Banditenrebell Conan in Argos durch meines Herrn überweltliche Kräfte den Tod gefunden hat.«
Grunzend richtete der König sich auf und schob die Mädchen zur Seite. »Eh? Er ist tot, sagst du?«
»So ist es, mein Lord König.«
»Ausgezeichnet, ausgezeichnet.« Numedides schlug sich erfreut, laut klatschend auf den nackten Schenkel. »Wenn ich erst ... Genug davon! Was noch?«
»Mein Herr ersucht um Erlaubnis, eine Botschaft an General Amulius Procas schicken zu dürfen, um ihn von dieser Neuigkeit zu unterrichten und ihm zu gestatten in Argos einzudringen, damit er die Rebellen aufreiben kann, ehe sie einen neuen Führer gewählt haben.«
Numedides winkte herablassend. »Hebe dich hinweg, gelber Hund, und sag deinem Herrn, er soll tun, was er für richtig hält! Und jetzt wollen wir weitermachen, Mädchen!«
Und so brach noch in dieser Nacht ein Kurier zu General Procas' weit entferntem Hauptquartier an der argossanischen Grenze auf. Die Botschaft, die er trug, würde in weniger als vierzehn Tagen dafür sorgen, daß die Grenzlegion sich mit all ihrer Macht auf die führerlosen Männer unter dem Löwenbanner stürzte.
In Conans Zelt öffnete Alcina ihre Reisetruhe. Sie holte ein Pagenkostüm
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