Conan-Saga 17 - Conan der Eroberer
Verliese erkennen ließ, und selbst das hätten weniger scharfe Augen als seine nicht bemerkt.
Er wandte sich nach links und rannte an den Zellen vorbei. Seine nackten Sohlen waren auf dem Steinboden kaum zu hören. Flüchtig spähte er in jedes Verlies, an dem er vorbeikam. Alle waren sie leer und die Türen verschlossen. In einigen sah er das Schimmern gebleichter Gebeine. Diese Keller stammten noch aus einer grimmigeren Zeit, ehe die Festung Belverus zur Stadt geworden war. Doch offenbar waren sie auch in nicht so ferner Vergangenheit mehr benutzt worden, als Außenstehende ahnten.
Dicht vor sich sah er schließlich die undeutlichen Umrisse einer steilen Treppe. Das mußte die sein, die er suchte. Plötzlich wirbelte er herum und duckte sich in die tiefen Schatten vor sich.
Irgendwo hinter ihm bewegte sich etwas sehr Großes auf weichen Ballen, und es war zweifellos kein Mensch. Er blickte die lange Reihe der Zellen entlang, vor denen je ein grauer Flecken weniger tiefer Dunkelheit zu sehen war. Und durch diese Mondscheinflecken näherte sich etwas. Was es war, vermochte er nicht zu erkennen, nur, daß es schwer und gewaltig war, und doch bewegte es sich geschmeidiger und schneller als ein Mensch. Es war gespenstisch, wie es immer wieder in den grauen Flecken auftauchte und dann in der Dunkelheit dazwischen verschwand.
Conan hörte die Gitter rasseln, als es eine Tür nach der anderen untersuchte. Jetzt hatte es die erreicht, aus der er gerade erst gekommen war. Sie schwang auf, als es daran zerrte. Kurz sah er die Umrisse der gewaltigen Kreatur im grauen Mondschein, dann war sie in seinem ehemaligen Verlies verschwunden. Schweiß perlte auf Conans Stirn, und seine Handflächen waren feucht. Jetzt verstand er, weshalb Tarascus so verstohlen seine Tür aufgesperrt hatte und so schnell wieder verschwunden war. Er mußte noch eine weitere Tür, die eines Käfigs vielleicht, geöffnet haben, hinter der dieses Monstrum üblicherweise hauste.
Nun kam es wieder aus dem Verlies und weiter den Korridor entlang, den unförmigen Schädel dicht über den Boden gebeugt. Es achtete jetzt nicht mehr auf die weiteren Türen. Es hatte seine Fährte aufgenommen. Jetzt konnte er es schon weit deutlicher sehen. In dem grauen Licht vor einem Gitter hob sich ein riesiger, fast menschlicher Körper ab, aber viel massiger. Das Ungeheuer ging auf zwei Beinen, hielt jedoch den Oberkörper tief gebeugt. Es war grau und zottig und das dicke Fell mit Silber durchzogen. Sein Schädel war die gräßliche Verzerrung eines Menschenkopfs. Seine langen Arme hingen bis fast zum Boden.
Conan erkannte es – und verstand, wieso die Knochen im Verlies so gespalten und gebrochen gewesen waren. Diese Bestie der Verliese war ein grauer Affe, einer der grauenvollen Menschenfresser aus den Wäldern entlang der gebirgigen Ostküste der Vilayetsee. Halb mythisch und entsetzlich grauenvoll waren diese Affen, die die Schreckgespenster hyborischer Gruselmären, aber in Wirklichkeit durchaus von dieser Welt waren und in den dunklen Wäldern ihr menschenfresserisches Unwesen trieben.
Er wußte, daß das Untier ihn witterte, denn es kam nun weit schneller heran auf seinen kurzen, doch ungeheuer kräftigen krummen Beinen, die den faßähnlichen Rumpf trugen. Er warf einen schnellen Blick zur Treppe, aber er zweifelte nicht, daß das Ungeheuer ihn einholen würde, ehe er die obere Tür erreicht hatte. Also beschloß er, sich ihm zu stellen.
So trat er vor eine der nächsten Zellentüren, um durch den Mondscheinflecken dort wenigstens ein bißchen besser sehen zu können, denn er wußte, daß die Augen der Bestie im Dunkeln weit schärfer als seine waren.
Der Affe sah ihn sofort. Er fletschte die Zähne, und die gewaltigen gelblichen Hauer schimmerten, aber er gab keinen Laut von sich. Diese Kreaturen der Nacht und Stille waren stumm. Doch seine fast menschliche Fratze verriet gräßlichen Triumph.
In kampfbereiter Haltung wartete Conan furchtlos auf das gefährliche Ungeheuer. Er wußte, daß er nur einen einzigen Dolchstoß haben würde, die Chance für eine zweiten gab es nicht, genausowenig wie die Möglichkeit, nach diesem einzigen Stoß, wenn er nicht richtig traf, zurückzuspringen. Dieser eine Stoß mußte sofort töten, wenn er am Leben bleiben wollte, denn geriet er in die gewaltigen Arme des Affen, würden sie ihn zerquetschen. Sein Blick strich über den gedrungenen Hals, die hängenden Hautlappen des Bauches und die mächtige Brust, die in zwei
Weitere Kostenlose Bücher